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Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition)

Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition)

Titel: Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Siemon
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hatten wir einen Bäckerladen entdeckt und dachten, dass dies eine Möglichkeit sei, unsere Brotmarken einzutauschen. Die Schlange der Wartenden war beachtlich, abwechselnd stellten wir uns zu viert an, immer mal versuchend, etwas nach vorne zu kommen, doch ehe der Erste von uns an die Reihe kam, wurden wir mit Gewalt zurückgedrängt. »Zurücktreten!«, schrie man. »Zurücktreten, für heute ist das Brot ausverkauft, kommt morgen wieder!«
    Nun hofften wir, dass durch fleißige Mitarbeit der Wandergruppe doch etwas zu essen für uns abfiel. Aber da wurden wir schwer enttäuscht, trinken, das durften wir an der Tränke, das war aber auch schon alles. In der Nacht wurde es im Heu unruhig, die Männer tuschelten, zu dritt standen sie auf, ich dachte, sie suchen eine Toilette, aber da war doch der Misthaufen vor der Scheune für diesen Zweck? Anton verschwand mit den anderen Männern aus der Scheune, nach einer Weile kamen sie lautlos zurückgeschlichen. Sie begannen zu tuscheln und mit etwas zu rascheln und plötzlich hielt Anton mir ein Stück von einer geräucherten Wurst unter die Nase, nahm ein Klappmesser, wie es die Pfadfinder verwenden, und schnitt mir ein Stück davon ab.
    »Iss langsam«, meinte er leise, »wir haben kein Brot dazu, nur diese Wurst und wir sind so fette Kost nicht mehr gewöhnt.«
    Wie recht er damit hatte! Zu hastig verschlang ich die Wurst und die Reaktion meines Körpers war entsprechend unangenehm.
    Als es hell wurde, gab es Leben auf dem Hof, wir hörten den Bauern schimpfen wie einen Pferdekutscher.
    »Oh Gott«, stöhnte Anton, »ich glaube, es ist aufgefallen, dass zwei Würste fehlen.«
    Die Männer hatten bei ihrer Arbeit am Hof zufällig die Räucherkammer entdeckt und beschlossen, sich als Entlohnung für die Hilfeleistung selbst zu bedienen, dabei war es nicht mal übertrieben viel, was sie sich aneigneten.
    Nun aber schnell die Sachen zusammengerafft, denn die Scheunentüre wurde aufgerissen, der Bauer stand, mit einer Mistgabel bewaffnet, unter dem Tor.
    »Ihr Diebe, ihr Gesindel, das hat man davon, wenn man es mit einem solchen Pack gut meint!« Schon wollte er auf einen der Männer losgehen, da packte Anton ihn von hinten und entriss ihm die Mistgabel, während die anderen Männer ihn festhielten, bis wir Frauen mit dem Gepäck den Hof verlassen hatten. Auf der Straße warteten wir auf die Männer. Mein Koffer war inzwischen so leicht, dass ich es schaffte, ihn eine Weile selbst zu tragen. Meinen guten Wintermantel hatte ich bei Cornelia gelassen. Er gefiel ihr sehr gut, sie betrachtete ihn lange, sehr schön fand sie die Pelzmanschetten, ich erzählte ihr von deren Herkunft und von meiner Großmutter. Als wir uns von ihr verabschiedeten, bat ich Cornelia, als ein Dankeschön für ihre Aufnahme und die sehr anstrengende Pflege den Mantel von mir anzunehmen. Erst weigerte sie sich und meinte, das sei doch eine Selbstverständlichkeit gewesen. Da war ich aber ganz anderer Meinung, denn selbstverständlich war ihre aufopfernde Hilfe ganz und gar nicht. Ich wünschte ihr von ganzem Herzen, dass auch sie, wenn sie einmal Hilfe brauchte, ebenso viel Zuwendung erführe, wie sie uns hatte zuteilwerden lassen.
    Unser Fußmarsch ging weiter, der Tag wurde wieder sehr heiß, wo würden wir für die kommende Nacht eine Ecke zum Schlafen finden? Wo würden wir etwas Essbares auftreiben? In diesem zerstörten Land waren Millionen Flüchtlinge unterwegs, vor allem solche, die durch den Verlust des Ostens gezwungen wurden, ihre Heimat zu verlassen. Alle waren auf der Suche nach einer Bleibe, es war ein täglicher Kampf ums Überleben, Hunger und Krankheiten waren ihre täglichen Begleiter.
    Für uns kam die Lösung am dritten Tag der Wanderschaft. Bei großer Hitze liefen wir die Landstraße entlang, zu unserem Trupp gehörten inzwischen ca. 30 Personen. Wir alle waren nicht in bester Verfassung, wir wünschten uns nur, etwas Essbares und vor allem etwas zu trinken zu finden. Und wieder einmal so richtig ausschlafen zu können, ohne Angst, und dazu ein sauberes, frisches Bett!
    Während wir von diesem Luxus träumten, wurde hinter uns laut gehupt, mit einer Handbewegung gab man uns zu verstehen, am Straßenrand stehen zu bleiben. Zwei Lastwagen der Amerikaner hielten an, die Klappen wurden heruntergelassen und wir zum Aufsteigen aufgefordert. Anton und ich standen vor dem ersten Lastwagen, er nahm meinen Koffer und stieg auf die Ladefläche. Als ich ihm folgen wollte, bemerkte ich neben mir

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