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Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition)

Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition)

Titel: Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Siemon
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kündigte. Was der wirkliche Grund war, erfuhren wir nie. Der Geburtstag in greifbarer Nähe, ich für das Wintersemester 1948 an der Uni eingetragen – es gab so vieles, das ich nicht mehr alleine bewältigen konnte.
    »Mach dir nicht so viele Sorgen«, tröstete mich der alte Herr, »wir finden ganz sicher eine Lösung.« Ich war da nicht so optimistisch, wer kam schon im Winter in unsere Einöde? Mein Vorschlag, Freiburg aufzugeben, stieß auf Verständnislosigkeit, das käme gar nicht in Frage, meinte der alte Herr.
    Der Geburtstag war ein sehr gelungenes Fest. Fast jugendlich wirkte Dr. Auler inmitten seiner ehemaligen Schüler und Freunde. Graf von Bülow kam mit seinem Chauffeur Rudi, dieser war im Voraus angehalten, das Servieren der Getränke zu übernehmen. Diese wurden auch reichlich von den Gratulanten als Geschenk mitgebracht. Es lief alles so gut, als sei es geübt worden. Frau Keller half uns, der Junior sprang ein, Rudi war in allem perfekt und Herr Keller sorgte für behagliche Wärme. Einige der Herren kannten mich bereits, die Namensgeber von EDUARD.
    Im Jahr zuvor, in den langen Wintermonaten, hatte mich der alte Herr den English Waltz gelehrt, er hatte viele Schallplatten, nach denen wir übten. Es sei für ihn ein gutes Training, um fit zu bleiben, meinte er und brachte eine bewundernswerte Geduld auf, mich ungelenkiges Wesen zu trainieren. Aber auf den Erfolg waren wir beide stolz. An seinem 80. Geburtstag wurde unser Bemühen belohnt.
    Nachdem alle Gäste um Mitternacht mit dem Jubilar angestoßen hatten, legte der alte Herr eine Platte auf, nahm mich bei der Hand, führte mich in die Mitte des Raumes und flüsterte mir lächelnd zu: »So, Eduard, nun wollen wir den Gästen zeigen, was wir können.« Wir tanzten wie zwei Profis, als hätten wir bisher nichts anderes getan. Ich war selbst erstaunt über mich. Die Gäste bildeten einen Kreis um uns und klatschten im Takt. Im Hintergrund hörten wir Begeisterungsrufe.
    Der Alltag hatte uns wieder, es wurde sehr kalt und es begann zu schneien. Dr. Auler schloss die Getränke, die er anlässlich seines Geburtstages geschenkt bekommen hatte, im Keller in einen großen Vorratsschrank ein. Ich half ihm, die Flaschen in einem Korb an Ort und Stelle zu tragen, stellte ihm aber dabei die Frage, wieso denn nicht in den Weinkeller zu den anderen Flaschen? Er verschloss sorgfältig den Schrank und steckte den Schlüssel ein.
    Wortlos gingen wir die Treppen hinauf, das Einzige, was gesprochen wurde, dann kam seine Frage.
    »Trinken wir jetzt in dem gemütlichen kleinen Zimmer einen Tee?«
    »Wenn du es möchtest, dann sehr gerne.« Die meisten Gäste hatten sich nach der Feier von uns verabschiedet, Ernst Auler, der älteste Sohn, war am Vormittag abgeholt worden und zurück nach Schweinfurt gefahren. Ich goss den Tee auf, wir hatten auch noch Kekse.
    »Du hast dir jetzt eine Pause verdient«, meinte der alte Herr, »hast du Zeit? Ich möchte dir deine Fragen nun beantworten.« Natürlich nahm ich mir die Zeit, wir konnten in den vergangenen Tagen ja wenig miteinander reden.
    »Nun die Frage eins«, begann Dr. Auler, »weshalb ich vor meinem Geburtstag den Wein im Keller kontrollierte. Meines Erachtens hätte er für die Gäste gereicht, nach genauer Untersuchung habe ich aber festgestellt, dass ein Teil der Flaschen mit Wasser gefüllt, die Korken passend gemacht und die Flaschen wieder verschlossen worden waren. Nun stell dir einmal diese Blamage vor, wir hätten eine dieser Flaschen in Anwesenheit der Gäste geöffnet, wie hätten wir dagestanden? Frage zwei, warum ich die restlichen Getränke in dem Vorratsschrank verschlossen habe. Damit nicht dasselbe passiert wie mit dem Wein. Sicher ist nun deine dritte Frage, wer denn so etwas macht? Stimmt es? Diese Frage beantworte ich dir sofort: August.«
    Ungläubig sah ich Auler an, ich wollte dies einfach nicht glauben.
    Wie zu sich selbst sprach der alte Herr, beide Hände vor dem Kinn verschlungen, weiter.
    »Ich wollte erst einmal abwarten, wie August sich hier einlebt. Im Stillen hoffte ich und wünsche mir sehr, dass er durch den Krieg und die Gefangenschaft von dieser Sucht geheilt sei und sich meine Befürchtung, es könne zu einem Rückfall kommen, nicht bewahrheitet.«
    Weihnachten verlief wie ganz normale Tage auch. Sohn August war von Freunden nach Hannover eingeladen, er wurde auf dem Berg abgeholt und Mitte Januar wieder zurückgebracht.
    Beim Verabschieden meinte er zu seinem

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