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Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D Simak
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lehnte ab.«
    »Das war ein Etikettefehler«, sagte Webster. »Pfarrer trinken keinen Alkohol.«
    »Verzeihung, Sir, das wusste ich nicht. Er trug mir auf, Sie zu bitten, Sie mögen doch gelegentlich in die Kirche kommen.«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe ihm gesagt, Sir, dass Sie nirgendwo hingehen.«
    »Das war völlig richtig, Jenkins«, sagte Webster. »Niemand von uns geht irgendwohin.«
    Jenkins ging zur Tür, blieb dort stehen und drehte sich noch einmal um. »Wenn ich etwas sagen darf, Sir, die Feier an der Krypta war sehr ergreifend. Ihr Vater war ein großartiger Mensch, der Beste, den es gegeben hat. Die Roboter sagten, die Feier sei erhebend gewesen. Würdevoll, Sir. Sie hätte ihm gefallen.«
    »Mein Vater würde sich noch mehr freuen«, sagte Webster, »wenn er dich hören könnte, Jenkins.«
    »Danke, Sir«, sagte Jenkins und verließ das Zimmer.
    Webster saß bei seinem Whisky. Mit dem Buch und dem Feuer fühlte er die Heimeligkeit des wohlvertrauten Raums um sich, fühlte sich geborgen.
    Hier war sein Zuhause. Das Zuhause der Webster, seit dem Tag, als der erste John J. hier angekommen war und den ersten Teil des gewaltigen Hauses gebaut hatte. John J. hatte sich hier niedergelassen, weil es einen Bach für Forellen gab, das hatte er jedenfalls immer behauptet. Aber es musste mehr dahintergesteckt haben. Es musste viel mehr dahintergesteckt haben, sagte sich Webster.
    Oder vielleicht waren es am Anfang wirklich nur die Forellen gewesen. Der Bach und die Bäume und Wiesen, der felsige Hügelkamm, über dem jeden Morgen der Nebel vom Fluss hochstieg. Vielleicht war alles Übrige nachgekommen, im Lauf der vielen Jahre, bis der Boden durchtränkt schien von dem Unnennbaren, das der Tradition so eng verwandt war. Etwas, das jeden Baum, jeden Stein, jeden Fußbreit Boden zu einem Teil der Websters werden ließ. Alles gehörte dazu.
    John J., der erste John J., war nach dem Zerfall der Städte gekommen, nachdem die Menschen ein für alle Mal die Zufluchtsorte des zwanzigsten Jahrhunderts aufgegeben, sich von dem Instinkt frei gemacht hatten, der sie gezwungen hatte, sich in einer Höhle oder auf einer von Bäumen dicht umstandenen Lichtung gegen einen gemeinsamen Feind oder in gemeinsamer Furcht zu verbünden. Ein Instinkt, der aus der Mode gekommen war, denn es gab keine Ängste, keine Feinde mehr. Der Mensch lehnte sich gegen den Herdeninstinkt auf, den ihm wirtschaftliche und soziale Bedingungen über lange Zeiträume hinweg eingepflanzt hatten. Eine neue Sicherheit und neues Selbstvertrauen hatten ihm erlaubt, sich davon zu lösen.
    Die Tendenz dazu hatte im zwanzigsten Jahrhundert eingesetzt, vor über zweihundert Jahren, als die meisten aufs Land gezogen waren, um frische Luft zu atmen und viel Platz und einen Wohlklang im Leben zu gewinnen, der gemeinschaftlich nicht zu erreichen gewesen wäre.
    Und das hier war das Ergebnis. Stilles, zurückgezogenes Leben, Frieden, der nur durch gute Dinge entstehen konnte. Die Art von Leben, nach dem man sich immer gesehnt hatte. Ein herrschaftliches Leben, gegründet auf Familiengütern und der Weite des sie umgebenden Landes. Energie durch gebändigte Atomkraft, Roboter anstelle von Dienstpersonal.
    Webster lächelte zu dem Kamin mit den knackenden Holzscheiten hinüber. Ein Anachronismus – aber wunderschön –, etwas, das der Mensch aus den Höhlen mitgebracht hatte. Nutzlos, weil Atomheizung wesentlich besser war – aber angenehmer. Man konnte nicht vor einem Atomofen sitzen, träumen und wie hier Luftschlösser in die Flammen bauen.
    Sogar die Krypta draußen, in der sein Vater zur Ruhe gebettet worden war. Auch sie gehörte zur Familie. Alles gehörte zueinander. Der ernsthafte Stolz und das ruhige, friedliche Leben. In der alten Zeit waren die Toten in großen Grundstücken gemeinsam begraben worden, Fremde neben Fremden.
    Er gehe nirgendwohin …
    Das hatte Jenkins zum Pfarrer gesagt.
    Und es stimmte. Wozu sollte man auch irgendwo hingehen? Alles war doch hier. Wenn man an einem Knopf drehte, konnte man von Angesicht zu Angesicht mit jedem Menschen reden, konnte mit den Sinnen, wenn schon nicht mit dem Körper, sein, wo man wollte. Konnte das Theater besuchen, ein Konzert hören und in einer Bibliothek auf der anderen Seite der Welt schmökern. Konnte Geschäfte abwickeln, ohne sich aus dem Sessel erheben zu müssen.
    Webster trank den Whisky, dann wandte er sich der Maschine neben seinem Schreibtisch zu.
    Er drehte an den Knöpfen, ohne erst nachschlagen

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