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Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D Simak
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habe nichts gesagt, weil ich mir nicht sicher war.«
    »Und jetzt bist du dir sicher«, sagte Webster.
    »Nicht ganz«, erwiderte Juwain. »Nicht vollständig. Aber beinahe.«
    Sie saßen schweigend zusammen, sahen zu den Bergen hinauf, blickten auf den See. Ein Vogel kam geflogen, setzte sich auf einen Baum und sang. Dunkle Wolken türmten sich hinter den Bergen auf, und die Schneespitzen wurden vor dem Himmel zu gemeißelten Figuren. Die Sonne versank in einem blutroten See, der das sanfte Glimmen eines herabgebrannten Feuers annahm.
    Es klopfte, und Webster reckte sich, plötzlich in die Wirklichkeit des Arbeitszimmers zurückgerufen.
    Juwain war fort. Der alte Philosoph war gekommen, um eine Stunde mit seinem Freund zu verbringen, und hatte sich dann leise wieder entfernt.
    Wieder klopfte es.
    Webster beugte sich vor, drückte auf die Taste, und die Berge verschwanden; der Raum wurde wieder zum Zimmer. Die Dämmerung kam durch die hohen Fenster herein, und das Feuer war zu einem schwachen Glühen in der Asche geworden.
    »Herein«, sagte Webster.
    Jenkins öffnete die Tür. »Das Essen ist fertig, Sir«, sagte er.
    »Danke«, sagte Webster. Er erhob sich langsam.
    »Ihr Platz ist am Kopfende des Tisches gedeckt, Sir«, sagte Jenkins.
    »Ah ja«, erwiderte Webster. »Vielen Dank, Jenkins. Vielen Dank, dass du mich daran erinnerst.«
    Webster stand auf der breiten Rampe des Raumflugfeldes und sah dem Gebilde nach, das mit schwach zuckenden Feuerstößen im winterlichen Sonnenlicht entschwand.
    Noch endlose Minuten, nachdem es außer Sicht war, stand er da, umklammerte das Geländer, starrte in den Himmel hinauf.
    Seine Lippen bewegten sich, und sie formten die Worte: »Leb wohl, mein Sohn«, aber die Worte blieben unhörbar.
    Langsam wurde er sich wieder seiner Umgebung bewusst. Er sah, dass sich auf der Rampe Menschen bewegten, sah, dass sich die Landebahn bis an den fernen Horizont erstreckte. Wie Punkte sahen die auf das Startzeichen wartenden Raumschiffe darauf aus. Scooters rollten vor einem Hangar hin und her, räumten den Schnee der letzten Nacht beiseite.
    Webster schauderte und fand es merkwürdig, denn die Mittagssonne war warm. Es schauderte ihn wieder.
    Langsam drehte er sich um und ging zum Verwaltungsgebäude. Einen fürchterlichen Augenblick lang überfiel ihn Angst – eine unvernünftige und peinliche Angst vor der riesigen Betonfläche. Eine Angst, die ihn verzweifeln ließ, während er seinen Beinen den Befehl zum Gehen gab.
    Ein Mann kam auf ihn zu, eine Aktentasche in der Hand, und Webster hoffte verzweifelt, der Mann möge ihn nicht ansprechen.
    Der Mann sagte nichts, warf ihm kaum einen Blick zu. Webster fühlte Erleichterung.
    Wenn er zu Hause wäre, hätte er jetzt das Essen eingenommen und könnte sich zu seinem Mittagsschlaf zurückziehen. Im Kamin würde das Feuer brennen und der Widerschein der Flammen sich in seinen glänzenden Steinen spiegeln. Jenkins würde ihm ein Glas Kognak bringen und ein paar Worte sagen – Konversation, mehr nicht …
    Er eilte zur Tür, beschleunigte seine Schritte, bemüht, der kalten Nacktheit des Platzes zu entkommen.
    Seltsam, wie es ihm mit Thomas ergangen war. Gewiss war es nur allzu natürlich, dass es ihm schwerfiel, ihn ziehen zu lassen. Aber völlig unnatürlich, dass er in diesen letzten Minuten grenzenlose Angst in sich aufsteigen gefühlt hatte. Entsetzen vor dem Flug durch den Raum, Entsetzen vor dem fremden Land des Mars – obwohl der Mars längst nicht mehr unbekannt war. Seit über einem Jahrhundert kannten die Menschen ihn, hatten sie mit ihm gerungen und gelebt; manche liebten ihn sogar.
    Aber nur übermenschliche Willenskraft hatte ihn in der letzten Minute, bevor das Schiff aufstieg, daran gehindert, auf die Landebahn hinauszulaufen und zu schreien, Thomas möge zurückkommen.
    Doch das hatte er selbstverständlich nicht getan. Er hätte sich damit bloßgestellt, vor aller Augen gedemütigt – Dinge, die einem Webster nicht anstanden.
    Immerhin, sagte er sich, ein Flug zum Mars war kein großes Abenteuer mehr. Es hatte eine Zeit gegeben, da war es eins gewesen, aber diese Zeit war für immer vorbei. Er selbst hatte in jungen Jahren eine Reise zum Mars gemacht, war fünf Jahre dort geblieben. Das war – er konnte es kaum glauben, wenn er daran dachte –, das war beinahe dreißig Jahre her.
    Das Stimmengewirr in der Eingangshalle traf ihn wie ein Schlag, als ein Roboter ihm die Tür öffnete, und durch das Geräuschchaos zog sich ein

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