Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction
Behauptung, der Roboter sei eine Erfindung des Menschen, ein Erbe, das wir von ihm übernom men hatten, ist allerdings von den anderen Gelehrten aufs Schärfste angegriffen worden.
Der Gedanke, dass ein Roboter den Hunden als Hilfs mittel zur Entwicklung ihrer Kultur beigegeben wor den sei, muss nach Bounces Meinung allein seiner Romantik wegen verworfen werden. Es handle sich vielmehr, so behauptet er, um eine reine Ausschmü ckung der Legende, die mit größter Skepsis zu be trachten sei.
Niemand weiß mehr genau, auf welche Weise die Hunde einen Roboter entwickelt haben. Die wenigen Gelehrten, die sich mit dem Studium des Roboters befasst haben, weisen darauf hin, dass die hoch spe zialisierte Verwendung der Roboter tatsächlich ihre Erfindung durch einen Hund beweist. Um derart spe zialisiert zu sein, argumentieren sie, muss der Robo ter notwendigerweise von Wesen erfunden und ent wickelt worden sein, für deren Gebrauch er sich so großartig eignet. Niemand anderer also als ein Hund habe ein derart kompliziertes Werkzeug erschaffen können.
Zu behaupten, dass kein Hund heute einen Roboter bauen könne, führt zu nichts. Kein Hund kann heut zutage einen Roboter bauen, weil es nicht mehr not wendig ist; Roboter stellen sich heutzutage selbst her. Doch als die Hunde einst erkannt hatten, dass sie Ro boter benötigten, konstruierten sie ein Exemplar und lösten das Problem der Vervielfältigung nach Hunde art. Sie statteten es mit einem Reproduktionszwang aus, der es veranlasst, andere nach seinem Ebenbild zu erzeugen.
In dieser Geschichte wird gleichzeitig eine Idee ein geführt, die sich durch die ganze Legende zieht und lange Zeit viele Gelehrte und die meisten Leser ver wirrt hat, nämlich die Vorstellung, dass man sich physisch von dieser Welt entfernen könne, hinaus in den Weltraum, diesen durchquerend, um andere Wel ten zu erreichen. Wenngleich diese Idee vorwiegend als reine Fantasie abgetan wurde – die natürlich in jeder Legende ihren rechtmäßigen Platz hat –, so wurde sie dennoch einer außergewöhnlich gründlichen Untersuchung unterzogen.
Die meisten wissenschaftlichen Arbeiten kommen zu dem Schluss, dass Derartiges unmöglich sei. Eine solche Möglichkeit würde voraussetzen, dass die Sterne, die wir nachts sehen, riesige Welten sind, unvorstell bar weit von uns entfernt. Dabei weiß jedermann, dass sie nichts anderes als am Himmel hängende Lampen sind und die meisten davon ganz nah.
Bounce hat die vielleicht beste Erklärung für den Ursprung dieser Weltraumvorstellung gefunden. Sie ist, so sagte er, lediglich die geheimnisvolle Andeutung eines alten Geschichtenerzählers über die ihm noch unbekannten Welten der Kobler, die uns Hunde schon seit alters bekannt sind.
2
Das Haus
Der Regen rieselte vom bleiernen Himmel und trieb wie Rauch durch die nackten Äste. Er verschleierte die Hecken, ließ die Umrisse der Gebäude verschwimmen, löschte die Entfernungen aus. Er glänzte auf der metallenen Haut der stummen Roboter und warf einen silbernen Schimmer auf die Schultern der drei Menschen, die der Stimme des schwarz gekleideten Mannes folgten, der aus einem Buch vorlas.
»Denn ich bin die Auferstehung und das Leben …«
Die mit Moos bewachsene Steinfigur über der Tür zur Krypta schien sich emporzurecken, jeder Kristall ihres Körpers sehnsuchtsvoll nach einem Ziel zu greifen, das außer ihr niemand sah. Sie reckte sich seit jenem längst vergangenen Tag, als sie aus Granit geschaffen wurde, um das Familiengrab mit einem Symbol zu versehen, das dem ersten John J. Webster in seinen letzten Jahren Freude geschenkt hatte.
»Und wer an mich glaubt …«
Jerome A. Webster spürte, wie sich die Finger seines Sohnes um seinen Arm legten, hörte das gedämpfte Schluchzen seiner Mutter, sah die Roboter in Reih und Glied regungslos dastehen, das Haupt vor ihrem toten Herrn gebeugt. Vor dem Herrn, der jetzt heimkehrte – zur letzten Heimat aller.
Halb betäubt fragte sich Jerome A. Webster, ob sie – falls sie Leben und Tod verstehen konnten – auch begriffen, was es bedeutete, dass Nelson F. Webster dort im Sarg lag und dass ein Mann mit einem Buch in der Hand Worte darüber sprach. Nelson F. Webster, der Vierte in der Reihe der Websters, die auf diesem Grund und Boden gelebt hatte und auch hier gestorben war, der jetzt seine letzte Ruhe an dem Ort fand, den der Erste für sie alle errichtet hatte – für eine lange Reihe von noch ungeborenen Nachkom men, die hier leben und sich all
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