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Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D Simak
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Grundton, der höchste Not verriet. Er zögerte erst einen Augenblick, dann ging er hinein. Leise schloss sich die Tür hinter ihm.
    Er hielt sich an der Wand, um den Leuten aus dem Weg zu gehen, richtete seine Schritte auf einen Sessel in der Ecke. Er setzte sich, drückte seinen Leib tief in die Polster, beobachtete das Menschengewimmel in der Halle.
    Schrille Menschen, eilende Menschen, Menschen mit fremden, unfreundlichen Gesichtern. Fremde – jeder Einzelne. Kein Gesicht, das er kannte. Menschen auf Reisen. Unterwegs zu den Planeten. Begierig darauf, endlich fortzukommen. Mit letzten Einzelheiten befasst. Hierhin und dorthin hastend.
    Aus der Menge schob sich ein vertrautes Gesicht. Webster beugte sich vor.
    »Jenkins!«, rief er laut und schämte sich, obwohl niemand auf ihn geachtet hatte.
    Der Roboter kam auf ihn zu.
    »Sag Raymond, dass ich sofort heimfahren muss«, sagte Webster. »Er soll augenblicklich den Hubschrauber fertig machen.«
    »Tut mir leid, Sir«, erwiderte Jenkins, »aber wir können nicht sofort fliegen. Die Mechaniker haben einen Defekt in der Atomkammer entdeckt. Sie bauen eine neue ein. Es dauert ein paar Stunden.«
    »Das hat doch sicher bis später Zeit«, sagte Webster ungeduldig.
    »Der Mechaniker meinte, nein, Sir«, erwiderte Jenkins. »Sie kann jeden Augenblick versagen. Die gesamte Energieabgabe …«
    »Ja, ja«, sagte Webster, »schon gut.« Er drehte seinen Hut hin und her. »Mir ist eben etwas eingefallen, das ich unbedingt erledigen muss. Es duldet keinen Aufschub. Ich muss nach Hause. Ich kann nicht ein paar Stunden warten.«
    Er rutschte auf den Sesselrand vor, starrte die vielen Menschen an. Gesichter … Gesichter …
    »Vielleicht könnten Sie anrufen«, schlug Jenkins vor. »Einer der Roboter könnte Ihren Auftrag erledigen. Dort drüben ist eine Zelle …«
    »Warte, Jenkins«, sagte Webster. Er zögerte einen Augenblick. »Zu Hause gibt es nichts zu tun. Gar nichts. Aber ich muss heim. Ich kann nicht mehr länger hierbleiben, sonst werde ich wahnsinnig. Ich hatte Angst draußen auf dem riesigen Feld. Ich bin völlig durcheinander. Ich habe ein Gefühl – ein merkwürdiges, schreckliches Gefühl. Jenkins, ich …«
    »Ich verstehe, Sir«, sagte Jenkins. »Ihr Vater hatte das auch.«
    Webster sah ihn erschrocken an. »Mein Vater?«
    »Ja, Sir, deswegen ging er auch nirgendwohin. Er war ungefähr in Ihrem Alter, als es bei ihm begann. Er versuchte, eine Reise nach Europa zu machen, aber er konnte nicht, auf halbem Weg kehrte er um. Er hatte einen Namen dafür.«
    Webster blieb lange Zeit stumm. »Einen Namen dafür«, sagte er schließlich. »Natürlich gibt es einen Namen dafür. Mein Vater hatte es. Mein Großvater – hatte er es auch?«
    »Das weiß ich nicht, Sir«, erwiderte Jenkins. »Ich bin erst gekommen, als Ihr Großvater schon ein älterer Herr war. Aber es kann sein. Er ging auch nirgendwohin.«
    »Dann begreifst du«, sagte Webster. »Du weißt, wie das ist. Ich komme mir vor, als sei ich krank – körperlich krank. Sieh zu, dass du einen Hubschrauber charterst, irgendetwas, damit wir heim können.«
    »Ja, Sir«, sagte Jenkins.
    Der Roboter machte sich auf den Weg, aber Webster rief ihn noch einmal zurück.
    »Jenkins, weiß noch jemand davon? Irgendjemand …«
    »Nein, Sir«, sagte Jenkins. »Ihr Vater hat nie davon gesprochen, und ich hatte immer das Gefühl, dass er von mir auch nichts darüber hören wollte.«
    »Danke, Jenkins«, sagte Webster.
    Er kauerte sich wieder in den Sessel, fühlte sich einsam und verloren. Allein in einem summenden Foyer, in dem das Leben pulsierte – die Einsamkeit packte ihn mit aller Macht, ließ ihn schwach und hilflos werden.
    Heimweh. Schlichtes, beschämendes Heimweh, sagte er sich. Etwas, das junge Menschen haben, wenn sie zum ersten Mal ihr Heim verlassen und in die Welt hinausgehen.
    Es gab ein ausgefallenes Wort dafür: Agoraphobie, die schreckliche Angst vor weiten Räumen – aus der griechischen Wurzel für Angst – wörtlich, vor dem Marktplatz.
    Wenn er es schaffte, den Raum zu der Fernsehzelle zu durchqueren, konnte er anrufen, mit seiner Mutter oder einem Roboter sprechen – oder noch besser, einfach dasitzen und sich alles ansehen, bis ihn Jenkins abholen würde.
    Er stand auf, sank jedoch wieder in den Sessel zurück. Es hatte keinen Zweck. Mit jemandem reden und über den Bildschirm in das Haus hineinschauen hieß nicht, dort zu sein. Er konnte nicht die Fichten in der Winterluft riechen, den

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