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Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D Simak
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nicht transportfähig. Sie kennen ihn, soviel ich weiß. Juwain, der Philosoph.«
    »Juwain!«, sagte Webster. »Er ist einer meiner besten Freunde. Wir haben erst vor ein paar Tagen miteinander gesprochen.«
    »Der Anfall kam ganz plötzlich«, sagte Clayborne. »Er hat nach Ihnen verlangt.«
    Webster blieb stumm. Kälte kroch in ihm hoch, Kälte, die seinen ganzen Körper erstarren ließ. Kälte, die Schweiß auf seine Stirn trieb, seine Fäuste verkrampfte.
    »Wenn Sie sofort starten«, sagte Clayborne, »können Sie es noch rechtzeitig schaffen. Ich habe mit dem Weltkomitee vereinbart, dass Ihnen sofort ein Schiff zur Verfügung gestellt wird. Es muss so schnell wie möglich geschehen.«
    »Aber«, sagte Webster, »aber … ich kann nicht kommen!«
    »Sie können nicht kommen?«
    »Ausgeschlossen«, sagte Webster. »Ich bezweifle überdies, dass ich tatsächlich gebraucht werde. Sie selbst können doch sicher …«
    »Nein«, sagte Clayborne. »Niemand kann das außer Ihnen. Niemand sonst besitzt das erforderliche Wissen. Sie halten Juwains Leben in Ihren Händen. Wenn Sie kommen, bleibt er am Leben, wenn nicht, stirbt er.«
    »Ich kann nicht in den Weltraum«, sagte Webster.
    »Jeder kann in den Weltraum«, erwiderte Clayborne scharf. »Es ist nicht mehr so wie früher.«
    »Aber Sie verstehen ja nicht«, flehte Webster. »Sie …«
    »Nein, allerdings nicht«, gab Clayborne kalt zurück. »Offen gestanden, nein. Dass sich jemand weigert, das Leben seines Freundes zu retten …«
    Die beiden Männer starrten einander schweigend an.
    »Ich teile dem Komitee mit, dass das Schiff direkt zu Ihnen geschickt werden soll«, erklärte Clayborne schließlich. »In der Zwischenzeit können Sie sich hoffentlich zum Start entschließen.«
    Clayborne verschwand, und die Wand kam wieder zum Vorschein – die Wand und die Bücher, der Kamin und die Bilder, die geliebten Möbel, die Verheißung des nahenden Frühlings, die durch das offene Fenster hereinwehte
    Webster saß wie versteinert in seinem Sessel, starrte die Wand vor sich an.
    Juwain, das bepelzte, runzelige Gesicht, das zischende Flüstern, Freundschaft und Verstehen. Juwain, tastend nach dem Stoff suchend, aus dem Träume sind, sie in Logik, zu Lebens- und Verhaltensregeln wandelnd. Juwain, der die Philosophie als Werkzeug, als Wissenschaft, als Stufe zu einem besseren Leben betrachtete.
    Webster vergrub das Gesicht in den Händen und kämpfte gegen die Todesfurcht, die ihn bis in sein Innerstes erfasst hatte.
    Clayborne hatte ihn nicht begriffen. Das konnte auch niemand von ihm erwarten, denn er kannte ja den Grund für seine Ablehnung nicht. Und wenn er ihn gekannt hätte, würde er ihn dann akzeptieren? Selbst ihm, Webster, wäre es bei einem anderen nicht gelungen, bis er die Furcht in sich selbst entdeckt hatte – die entsetzliche Furcht davor, Heim und Herd zu verlassen, seinen Besitz, die kleinen Symbole der Erinnerung und Vertrautheit, die er überall aufgestellt hatte. Doch nicht nur er allein, auch die anderen Webster. Beginnend mit dem ersten John J., waren es Männer und Frauen, die ein kultiviertes Leben, traditionelle Werte entwickelt hatten.
    Er, Jerome A. Webster, war als junger Mann zum Mars geflogen und hatte das vererbte Gift in seinen Adern weder gespürt noch geahnt. Wie auch Thomas vor wenigen Monaten zum Mars geflogen war. Aber dreißig Jahre eines ruhigen Lebens in der Zuflucht, die alle Websters ihr Zuhause nannten, hatte es ans Tageslicht gefördert, hatte es ohne sein Zutun zur Wirkung kommen lassen. Es hatte keine Gelegenheit gegeben, es früher zu entdecken.
    Nur allzu klar war, wie es sich entwickelt hatte – klar wie Bergkristall. Gewohnheit, geistige Einstellung und eine glückliche Verbindung mit bestimmten Dingen – Dingen, die an sich keinen Wert besaßen, aber ihn mit der Zeit bekommen hatten, einen konkreten, eindeutigen Wert, geprägt durch eine Familie, über fünf Generationen hinweg.
    Kein Wunder, dass alles andere fremdartig erschien, kein Wunder, dass andere Horizonte furchterregend wirkten.
    Und es gab nichts, was man dagegen tun konnte – nichts, wenn man nicht jeden Baum fällen, das Haus niederbrennen und den Lauf der Flüsse und Bäche verändern wollte. Und selbst das würde nicht genügen, selbst das …
    Der Televisor schnurrte; Webster griff nach dem Gerät und schaltete es ein.
    Das Zimmer wurde gleißend hell, aber kein Bild zeigte sich. Eine Stimme sagte: »Geheimer Anruf. Geheimer Anruf.«
    Webster schob

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