Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction
Stimme, mit der leblose, aber vertraute Dinge einen Menschen anreden.
»Du kannst nicht gehen«, sagte das Zimmer. »Du kannst nicht weggehen und mich alleinlassen.«
Und Webster erwiderte, halb flehend, halb erklärend: »Ich muss aber. Verstehst du das denn nicht? Es geht um einen Freund, um einen alten Freund. Ich komme wieder.«
Als er mit dem Packen fertig war, kehrte er in sein Arbeitszimmer zurück und ließ sich in den Sessel sinken.
Er musste fort, und doch konnte er es nicht. Sobald jedoch das Schiff kam, sobald es Zeit wurde, wusste er, dass er das Haus verlassen und auf das wartende Schiff zugehen würde.
Er stählte sich in Gedanken, versuchte, sich darauf einzustellen, versuchte, alles andere auszuschließen.
Die Dinge im Zimmer stürmten auf ihn ein, als seien sie Teil einer Verschwörung, bemüht, ihn zurückzuhalten. Dinge, die er zum ersten Mal zu sehen schien. Alte, vertraute Dinge, die plötzlich neu wirkten. Das Chronometer, Erd- und Marszeit anzeigend, die Tage des Monats, die Mondphasen. Das Bild seiner verstorbenen Frau auf dem Schreibtisch …
Die Dämmerung brach herein, die Dämmerung des ersten Frühlings, nach Weiden duftend.
Das Schiff hätte längst da sein müssen. Er ertappte sich dabei, dass er darauf wartete, auch, als ihm klarwurde, dass er es nicht hören würde. Ein Schiff, das von Atommotoren angetrieben wurde, flog lautlos, wenn es nicht gerade beschleunigte. Bei Landung und Start schwebte es wie Flaum dahin.
Das Schiff musste bald kommen, sonst konnte er nicht fort. Wenn das Warten noch lange dauerte, würde seine Entschlossenheit, die so schwer erkämpfte, in sich zusammensinken wie ein Staubhäufchen im Regen. Er konnte sich nicht mehr lange gegen das Flehen des Zimmers wehren, gegen das Flackern des Kaminfeuers, gegen das Murmeln des Landes, auf dem fünf Generationen Websters ihr Leben gelebt hatten und gestorben waren.
Er schloss die Augen und kämpfte die Kälte nieder, die in ihm hochsteigen wollte. Er durfte sich jetzt nicht gehenlassen, sagte er sich. Er musste durchhalten. Sobald das Schiff ankam, musste er in der Lage sein, aufzustehen und zur Tür hinauszu gehen.
Jemand klopfte an die Tür.
»Herein«, sagte Webster.
Es war Jenkins; der Widerschein des Feuers glitzerte auf seiner Metallhaut. »Hatten Sie schon einmal gerufen, Sir?«, fragte er.
Webster schüttelte den Kopf.
»Ich hatte befürchtet, Sie würden läuten und sich fragen, warum ich nicht komme«, fuhr Jenkins fort. »Es ist etwas sehr Merkwürdiges vorgefallen, Sir. Zwei Männer kamen mit einem Raumschiff und sagten, Sie müssten zum Mars fliegen.«
»Sie sind hier«, sagte Webster. »Warum hast du mich nicht gerufen?« Er raffte sich mühsam auf.
»Ich nahm nicht an, Sir, dass Sie belästigt werden wollen«, sagte Jenkins. »Es war einfach albern. Ich habe ihnen schließlich klargemacht, dass Sie keinesfalls zum Mars fliegen würden.«
Webster erstarrte, spürte, wie nackte Angst sein Herz umklammerte. Er tastete mit den Händen nach dem Tisch, setzte sich in den Sessel, spürte, wie sich die Wände des Zimmers um ihn schlossen, eine Falle, die ihn nie mehr freigeben würde.
Vorbemerkung
zur dritten Geschichte
Für die Tausende von Lesern, die die folgende Ge schichte ins Herz geschlossen haben, zeichnet sie sich vor allem dadurch aus, dass hier zum ersten Mal Hunde auftreten. Dem Gelehrten bedeutet sie weit mehr. Im Grunde handelt es sich um eine Geschichte von Schuld und Sinnlosigkeit. Hier setzt sich der Zu sammenbruch der Menschheit fort, der Mensch wird von einem Gefühl der Schuld heimgesucht, geplagt von der Labilität, die sich später in den Mutanten zeigt.
Die Legende bemüht sich, diese Mutation rational zu erklären, ja sie versucht sogar, die Hunde als Ver besserung der Urgattung zu erklären. Keine Gattung, so lehrt die Geschichte, kann sich weiterentwickeln, solange Mutationen ausbleiben. Aber über die Not wendigkeit zur Erhaltung des ursprünglichen Bestan des wird kein Wort verloren. Aus der ganzen Legende geht eindeutig hervor, dass die Menschen wenig Wert auf eine solche Erhaltung gelegt haben.
Tige, der die Legende immer wieder durchgearbeitet hat, um ihren Ursprung bei den Menschen nachzuweisen, nimmt an, dass kein Hund als Geschich tenerzähler die Theorie der Mutation vorgetragen hätte, ein Begriff, der unserer Anschauung völlig zuwiderläuft. Ein derartiger Standpunkt, so behauptet er, muss einem fremden Denken entsprungen sein.
Bounce weist jedoch
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