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Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D Simak
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Grant. »Ich führe eine Volkszählung durch.«
    »Es gibt viele Worte«, sagte Nathaniel, »die ich nicht aussprechen kann.« Er erhob sich, ging zur Quelle und trank geräuschvoll. Dann ließ er sich neben dem Mann nieder. »Willst du das Eichhörnchen schießen?«, fragte er.
    »Soll ich?«
    »Na klar«, erwiderte Nathaniel.
    Aber das Eichhörnchen war verschwunden. Gemeinsam schritten sie um den Baum herum, suchten die schon fast nackten Äste ab. Nirgends zeigte sich ein buschiger Schwanz, nirgends starrten dunkle Augen auf sie herab. Während ihrer Unterhaltung hatte das Eichhörnchen die Flucht ergriffen.
    Nathaniel wirkte ein wenig niedergeschlagen, aber er fand sich bald damit ab. »Warum schläfst du heute Nacht nicht bei uns?«, lud er Grant ein. »Morgen früh könnten wir dann auf die Jagd gehen. Den ganzen Tag.«
    Grant lachte. »Ich möchte euch keine Mühe machen. Ich bin es gewohnt, im Freien zu kampieren.«
    Nathaniel ließ nicht locker. »Bruce würde sich freuen. Und Großvater macht es nichts aus. Er weiß sowieso die meiste Zeit nicht, was vorgeht.«
    »Wer ist Großvater?«
    »Eigentlich heißt er Thomas«, sagte Nathaniel, »aber wir nennen ihn alle Großvater. Er ist Bruces Vater. Furchtbar alt schon. Sitzt den ganzen Tag herum und denkt an etwas, das vor langer Zeit passiert ist.«
    Grant nickte. »Ich weiß, Nathaniel. An Juwain.«
    »Ja, stimmt«, gab Nathaniel zu. »Was heißt das?«
    Grant schüttelte den Kopf. »Würde ich dir gerne sagen, Nathaniel. Möchte ich selber gerne wissen.« Er schwang sich den Rucksack auf den Rücken, bückte sich und kraulte den Hund hinter den Ohren.
    Nathaniel schnitt eine vergnügte Grimasse. »Danke«, sagte er, und lief voran.
    Grant folgte ihm.
    Thomas Webster saß in seinem Rollstuhl auf dem Rasen und starrte zu den abendlichen Hügeln hinüber.
    Morgen werde ich sechsundachtzig, dachte er. Sechsundachtzig. Das ist eine verdammt lange Zeit. Vielleicht zu lang. Vor allem dann, wenn man nicht mehr laufen kann und die Augen schlecht werden.
    Elsie wird eine alberne Torte mit vielen Kerzen für mich machen, die Roboter werden mir ein Geschenk bringen, und Bruces Hunde werden hereinkommen und mir gratulieren und mit den Schwänzen wedeln. Und ein paar Anrufe werden kommen – wenn auch nicht sehr viele. Und ich werde mir auf die Brust klopfen und sagen, dass ich sicher noch hundert werde, und alle werden sich verstohlen ansehen und flüstern: »Hör dir den alten Knaben an.«
    Sechsundachtzig Jahre, und zwei Dinge wollte ich tun. Eines davon habe ich getan – das andere nicht.
    Eine Krähe schwebte über dem Hügelkamm, tauchte in den Schatten des Tals hinab. Von weit her, unten am Fluss, klang das Schnattern eines Schwarms Wildenten herauf.
    Bald würden die Sterne herauskommen. Zu dieser Jahreszeit erschienen sie früh. Er betrachtete sie gerne. Die Sterne! Er klopfte mit grimmigem Stolz auf die Armlehnen. Die Sterne, das war etwas für ihn. Besessenheit? Vielleicht – aber wenigstens eine Möglichkeit, das Stigma auszulöschen, seine Familie vor dem Geschwätz historischer Waschweiber zu schützen. Und Bruce half auch mit. Seine Hunde …
    Er hörte Schritte im Gras.
    »Ihr Whisky, Sir«, sagte Jenkins.
    Thomas Webster starrte den Roboter an, nahm das Glas vom Tablett. »Danke, Jenkins«, sagte er. Er drehte das Glas zwischen den Fingern. »Wie lange schleppst du jetzt schon Drinks für die Familie, Jenkins?«
    »Für Ihren Vater, Sir«, sagte Jenkins. »Und zuvor für seinen Vater.«
    »Gibt es etwas Neues?«, fragte der alte Mann.
    Jenkins schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Thomas Webster schlürfte den Whisky. »Das heißt also, dass sie das Sonnensystem weit hinter sich gelassen haben. Sie sind sogar für die Relaisstation auf Pluto zu weit. Auf halbem Wege nach Alpha Centauri. Wenn ich nur lange genug am Leben bliebe …«
    »Das werden Sie, Sir«, sagte Jenkins. »Ich spür's in den Knochen.«
    »Du hast keine Knochen«, erklärte der alte Mann.
    Er trank langsam, kostete mit erfahrener Zunge. Schon wieder zu viel Wasser. Aber es hatte keinen Zweck, mit Jenkins zu schimpfen. Dieser Doktor! Die ganze Zeit bearbeitet er Jenkins, mehr Wasser dazuzutun. Einem Mann in seinen letzten Jahren noch das Trinken zu vergällen …
    »Was ist dort unten?«, fragte er und wies auf den Weg, der den Hügel heraufführte.
    Jenkins drehte sich um. »Sieht so aus, als brächte Nathaniel jemanden mit«, sagte er.
    Die Hunde waren hereingekommen, um gute Nacht zu

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