Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D Simak
Vom Netzwerk:
traditionellen Ausdrucksweise löst. Kunst, wie es sie nie zuvor gegeben hat. Und das meiste anonym oder zumindest hinter Pseudonymen versteckt.«
    Webster lachte. »Und so etwas ist für das Weltkomitee natürlich ein großes Rätsel.«
    »Nicht so sehr das als etwas anderes«, erklärte Grant. »Das Komitee befasst sich nicht in erster Linie mit Kunst und Literatur, sondern mit anderen Dingen – die nicht so auffällig sind. Wenn sich eine Renaissance ankündigt, macht sich das in neuen Kunst- und Literaturformen bemerkbar. Aber sie beschränkt sich nicht darauf.«
    Webster stützte das Kinn in die Hände. »Ich glaube, ich verstehe, was Sie meinen«, sagte er.
    Sie saßen lange Zeit schweigend vor dem knisternden Feuer, während draußen der Herbstwind durch die Bäume blies.
    »Einmal hatten wir eine Chance«, sagte Webster, halb zu sich selbst. »Eine Chance für neue Standpunkte, für etwas, womit das Chaos von viertausend Jahren menschlichen Daseins ausgelöscht worden wäre. Ein Mann hat diese Chance vertan.«
    Grant war sein Unbehagen anzumerken.
    »Dieser Mann war mein Großvater«, fuhr Webster fort.
    Grant wusste, dass er etwas sagen musste, dass er nicht stumm dasitzen durfte. »Juwain kann sich geirrt haben«, erwiderte er. »Vielleicht hatte er doch keine neue Philosophie gefunden.«
    »Mit diesem Gedanken haben wir uns immer trösten wollen«, sagte Webster. »Aber dafür spricht nicht viel. Juwain war ein großer Philosoph, vielleicht der größte, den es auf dem Mars je gegeben hat. Wenn er am Leben geblieben wäre, hätte er diese neue Philosophie fortentwickeln können, daran habe ich persönlich keinen Zweifel. Aber er blieb nicht am Leben. Er starb, weil mein Großvater nicht auf den Mars fliegen konnte.«
    »Die Schuld lag nicht bei Ihrem Großvater«, sagte Grant. »Er gab sich Mühe. Gegen Agoraphobie lässt sich nichts ausrichten …«
    Webster winkte ab. »Darüber zu reden, lohnt nicht mehr. Es lässt sich nicht mehr gutmachen. Wir müssen uns damit abfinden und weitergehen. Weil es aber meine Familie, weil es mein Großvater war …«
    Grants Augen weiteten sich. »Die Hunde! Deswegen …«
    »Ja, die Hunde«, sagte Webster.
    Von fern, aus den Flussniederungen, hallte ein Schrei herauf, der eins wurde mit dem Wind, der draußen in den Bäumen flüsterte.
    »Ein Waschbär«, sagte Webster. »Die Hunde werden ihn hören und hinauswollen.«
    Der Schrei erklang wieder, schien näher zu kommen, obwohl es fast nur Einbildung sein konnte.
    Webster hatte sich aufgerichtet, beugte sich vor und starrte ins Feuer. »Warum schließlich nicht?«, fragte er. »Ein Hund hat eine Persönlichkeit. Das spürt man bei jedem Einzelnen. Keine zwei sind in Stimmung und Tem perament genau gleich. Alle sind intelligent, in verschiedener Abstufung. Und mehr braucht man nicht – ein eigenes Bewusstsein und ein gewisses Maß an Intelligenz. Sie sind nicht fair behandelt worden, das ist alles. Sie fingen mit zwei schlechten Voraussetzungen an. Sie konnten nicht sprechen, und sie konnten nicht aufrecht gehen, und weil sie nicht aufrecht gehen konnten, hatten sie keine Möglichkeit, Hände zu entwickeln. Ohne Hände und Sprache wären wir vielleicht Hunde und die Hunde Menschen.«
    »So habe ich das noch nie betrachtet«, gab Grant zu. »Ihre Hunde als denkende Gattung …«
    »Nein«, sagte Webster, und seine Worte verrieten eine Spur Bitterkeit. »Nein, natürlich nicht. Sie haben sie so gesehen, wie sie fast die ganze Welt heute noch sieht. Als Kuriositäten, als Schaubudenfiguren, als modische Schoßtiere. Aber es steckt mehr dahinter, Grant, das schwöre ich Ihnen. Bisher ist der Mensch allein gewesen. Eine denkende, intelligente Gattung, ganz für sich allein. Stellen Sie sich vor, wie viel weiter, wie viel schneller sie vorangekommen wäre, hätte es zwei denkende, intelligente Gattungen gegeben, die zusammengearbeitet hätten. Denn sie denken ja nicht gleich, verstehen Sie. Sie würden ihre Gedanken gegenseitig prüfen können. Was dem einen nicht einfiele, darauf käme der andere dann. Die alte Geschichte von den zwei Köpfen. Überlegen Sie, Grant. Ein Verstand, der anders ist als der menschliche, aber mit ihm zusammenwirkt. Der Dinge sieht und begreift, die der menschliche Verstand nicht erkennt, der, wenn Sie so wollen, Philosophien entwickelt, die dem Menschen sonst fremd bleiben müssten.« Er wärmte sich die Hände am Feuer. »Sie konnten nicht reden, und ich habe Ihnen die Sprache gegeben. Es war

Weitere Kostenlose Bücher