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Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D Simak
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ob es nicht sein könnte …« Er rang ein wenig nach Atem. »Ich bin nicht abergläubisch, verstehen Sie.«
    »Natürlich nicht«, sagte Grant.
    »Soviel ist klar«, sagte Webster.
    »Ein Zeichen vielleicht«, schlug Grant vor. »Ein Gefühl. Eine Ahnung.«
    »Nichts davon«, erklärte der alte Mann. »Ein beinahe sicheres Wissen, dass das Schicksal mit mir ist. Dass ich ein Schiff bauen sollte, das diese Reise machen kann. Dass jemand oder etwas entschieden hat, es sei an der Zeit, Menschen zu den Sternen hinausfliegen zu lassen.«
    »Das klingt ja, als sprächen Sie von einem wirklichen Ereignis«, sagte Grant. »Als sei irgendetwas passiert, das Sie glauben lässt, die Expedition müsste Erfolg haben.«
    »Und ob«, sagte Webster. »Genau das meine ich. Es war vor zwanzig Jahren, draußen auf dem Rasen vor diesem Haus.« Er richtete sich noch mehr auf und rang keuchend nach Atem. »Ich war in einer Sackgasse, wissen Sie. Der Traum war zu Ende. Zahllose Jahre vergeudet. Das Grundprinzip, nach dem ich die für den interstellaren Flug erforder liche Geschwindigkeit entwickelt hatte, funktionierte schlicht nicht. Und das Schlimmste war, ich wusste, dass es beinahe richtig sein musste. Ich wusste, dass nur eine Kleinigkeit fehlte, dass nur eine winzige Än derung vorgenommen werden musste. Aber ich kam nicht dahinter, welche es war. Ich saß also draußen im Garten, tat mir selber leid und hatte den Konstruktionsplan vor mir liegen. Ich lebte damit, sozusagen. Ich trug ihn immer bei mir, weil ich glaubte, irgendwann müsste mir plötzlich die Eingebung kommen. Sie wissen ja, dass es das manchmal gibt.«
    Grant nickte.
    »Während ich so dasaß, kam ein Mann daher. Einer von den Gratläufern. Sie wissen, was Gratläufer sind?«
    »Sicher«, sagte Grant.
    »Na, er kam jedenfalls daher. Ein schlaksiger Kerl. Schlenderte dahin, als habe er keine Sorgen. Er blieb stehen, sah mir über die Schulter und fragte mich, was ich da hätte. ›Einen Raumschiffantrieb‹, erwiderte ich. Er nahm den Plan. Ich hatte nichts dagegen. Was konnte es schließlich schaden? Er verstand nicht das Geringste davon, außerdem taugte es ja nichts. Dann gab er ihn mir zurück und stach mit dem Finger auf eine Stelle. ›Da ist der Haken‹, sagte er. Er drehte sich um, marschierte davon, und ich starrte ihm nach, so überrascht, dass ich kein Wort herausbrachte.«
    Der alte Mann saß kerzengerade im Bett, die Nachtmütze schief auf dem Kopf, und starrte die Wand an. Draußen heulte der Wind hohl am Giebel entlang. Und im hell erleuchteten Zimmer schienen Schatten zu lauern.
    »Haben Sie ihn je wiedergesehen?«, fragte Grant.
    Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Nicht die Spur«, sagte er.
    Jenkins kam herein und stellte ein Glas auf den Nachttisch. »Ich komme nachher, Sir«, sagte er zu Grant, »und zeige Ihnen Ihr Zimmer.«
    »Nicht nötig«, erwiderte Grant. »Sagen Sie mir nur, wo es ist.«
    »Wie Sie wünschen, Sir«, sagte Jenkins. »Die dritte Tür rechts. Ich schalte das Licht ein und lehne die Tür an.«
    Sie saßen da und horchten auf die sich entfernenden Schritte des Roboters im Korridor. Der alte Mann sah das Whiskyglas an und räusperte sich.
    »Am liebsten hätte ich mir von Jenkins auch eins bringen lassen«, sagte er.
    »Na, das ist doch einfach«, sagte Grant. »Nehmen Sie meins. Ich brauche es wirklich nicht.«
    »Bestimmt nicht?«
    »Nein.«
    Der alte Mann streckte die Hand aus, trank einen Schluck, seufzte erfreut. »Das nenne ich die richtige Mischung«, sagte er. »Der Arzt sagt immer zu Jenkins, er soll meinen Whisky verwässern.«
    Irgendetwas an diesem Haus irritierte Grant. Er kam sich vor wie ein Außenseiter – unsicher und nackt im leisen Geflüster der Wände.
    Er saß auf dem Bettrand, löste langsam die Schnürsenkel und ließ die Schuhe auf den Teppich fallen.
    Ein Roboter, der seit vier Generationen der Familie diente, der längst Verstorbene erwähnte, als habe er ihnen erst gestern ein Glas Whisky gebracht. Ein alter Mann, der sich um ein Raumschiff sorgte, das durch das Dunkel jenseits des Sonnensystems glitt. Ein anderer, der von einer neuen Gattung träumte, einer Gattung, die – Hand in Pfote – mit dem Menschen gemeinsam den Weg in die Zukunft antrat.
    Und über allem, unausgesprochen und doch unverwechselbar, der Schatten Jerome A. Websters – des Mannes, der einen Freund im Stich gelassen, eines Chirurgen, der seine Pflicht vernachlässigt hatte.
    Juwain, der Mars-Philosoph, war an der Schwelle

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