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Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D Simak
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die Nacht herantrug, kroch vom Boden herauf und breitete sich über Grants Körper aus. Ein Hauch, der die kurzen Haare an seinem Genick hochstehen ließ, eine Gänsehaut über seine Arme jagte.
    Es war still, bis auf das flüsternde Wasser, den winzigen Bach, der unter seinem Lager dahinmurmelte.
    Fröstelnd kniete Grant neben den Zweigen nieder, betätigte den Abzug. Eine kleine, blaue Flamme leckte heraus, und das Feuer lohte auf.
    Grant fand den alten Dave Baxter auf einem Zaun sitzend; aus seiner kurzstieligen Pfeife, die beinahe ganz in seinem Bart verschwand, stieg Rauch.
    »Tag, mein Freund«, sagte Dave. »Steigen Sie rauf und ruhen Sie sich aus.«
    Grant ließ sich neben ihm nieder und blickte auf das Feld hinaus, auf dem die goldenen Kürbisse schimmerten.
    »Nur so unterwegs«, fragte Dave. »Oder was Bestimmtes?«
    »Was Bestimmtes«, erwiderte Grant.
    Dave nahm die Pfeife aus dem Mund, spuckte aus und steckte sie sich wieder zwischen die Zähne. »Graben?«, fragte er.
    »Nee«, sagte Grant.
    »Vor vier oder fünf Jahren war mal einer da«, erzählte Dave. »Der war schlimmer als ein Maulwurf. Er hatte eine Stelle entdeckt, an der einmal eine alte Stadt gewesen war, und grub überall herum. Die ganze Zeit hat er mich belästigt – ich sollte ihm etwas über die Stadt erzählen, aber ich habe nicht mehr viel gewusst. Mein Großvater kannte den Namen noch, aber ich nicht. Der Kerl hatte eine richtige Sammlung von alten Karten, die er die ganze Zeit mit sich herumtrug, aber er ist nie dahintergekommen.«
    »Er hat wohl nach Antiquitäten gesucht«, sagte Grant.
    »Vielleicht«, sagte Dave. »Ich habe mich immer verdrückt, wenn er auftauchte. Er war aber auch nicht schlimmer als der, der eine alte Straße suchte, die hier einmal gewesen sein soll. Der hatte auch Karten dabei. Er zog schließlich ab und war stolz darauf, dass er sie gefunden hatte – ich konnte ihm einfach nicht sagen, dass das nur ein Trampelpfad war, von den Kühen.« Er blinzelte Grant an. »Sie suchen keine alten Straßen, was?«
    »Nee«, erwiderte Grant. »Ich bin Volkszähler.«
    »Ein was?«
    »Volkszähler«, sagte Grant. »Ich notiere Namen, Alter und Adresse aller Leute.«
    »Wozu?«
    »Die Regierung will es wissen.«
    »Wir belästigen die Regierung nicht«, erklärte Dave. »Warum lässt sie uns nicht in Ruhe?«
    »Die Regierung will nichts von euch«, sagte Grant. »Vielleicht lässt sie es sich eines Tages einfallen, euch etwas zu zahlen. Das weiß man nie.«
    »Das ist etwas anderes«, sagte Dave.
    Sie saßen auf dem Zaun und starrten auf die Felder hinaus. Aus einem in einer sonnenbeschienenen Senke verborgenen Schornstein stieg Rauch auf. Ein Bach schlängelte sich gelassen durch eine dunkle, herbstfarbene Wiese, und dahinter erhoben sich die Hügel mit ihren goldenen Ahornbäumen.
    Grant spürte die Wärme der Herbstsonne auf seinem Rücken, roch das Stoppelfeld.
    Ein gutes Leben, dachte er. Guter Boden, Holz für ein gutes Feuer, Wild im Überfluss. Ein glückliches Leben.
    Er sah den alten Mann an, der neben ihm saß, sah die Runzeln des freundlichen und geruhsamen Alterns und versuchte für einen Augenblick, sich ein solches Leben vorzustellen – ein einfaches, ländliches Leben, wie in den Pioniertagen des alten Amerika, aber ohne ihre Schattenseiten.
    Der alte Dave nahm die Pfeife aus dem Mund und wies mit dem Stiel auf die Felder. »Immer noch genug zu tun«, verkündete er, »aber keiner will arbeiten. Die Jungen sind keinen Schuss Pulver wert. Die ganze Zeit wird gejagt. Und gefischt. Die Maschinen fallen langsam auseinander. Joe war schon lange nicht mehr hier. Der versteht allerhand davon.«
    »Joe ist Ihr Sohn?«
    »Nein. Ein verrückter Kerl, der irgendwo im Wald lebt. Kommt einfach daher und repariert Sachen, dann haut er wieder ab. Er spricht kaum. Er wartet nicht einmal so lange, bis man sich bedankt hat. Seit Jahren treibt er das schon so. Mein Großvater hat mir davon erzählt, dass er als junger Bursche zu ihm gekommen ist. Er lässt sich immer mal wieder blicken.«
    Grant sah Dave verblüfft an. »Moment mal, das kann doch nicht derselbe sein.«
    »Eben doch«, sagte der alte Dave. »Das ist es ja. Sie werden es nicht glauben, aber er ist um keinen Deut älter als damals, als ich ihn das erste Mal ge sehen habe. Komischer Kauz! Man erzählt sich die tollsten Geschichten über ihn. Mein Großvater hat immer behauptet, er gebe sich mit Ameisen ab.«
    »Ameisen?«
    »Ja. Er hat ein Haus gebaut – ein

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