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Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D Simak
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allen anderen Hunde-Mythen begegnen.
    Und doch findet Tige seltsamerweise gerade hier die schwerwiegendsten Argumente für das faktische Vorhandensein der menschlichen Gattung. Hier, so erklärt er, haben wir den Beweis, dass die Hunde dieselben Geschichten vor dem Feuer erzählten, wenn sie beieinandersaßen und von den in Genf einge schlossenen Menschen oder von ihrem Weggang auf den Jupiter sprachen. Hier, sagt er, erhalten wir einen Bericht über die ersten Schritte der Hunde hin zur Entwicklung einer Bruderschaft aller Tiere.
    Hier sieht er auch Beweise dafür, dass die Menschheit eine zur selben Zeit existierende Gattung war, die eine Weile gemeinsam mit den Hunden ein Leben mit einer hoch entwickelten Kultur führte. Ob die hier geschilderte Katastrophe wirklich den Menschen vernich tet hat, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, meint Tige. Er räumt ein, dass die Geschichte im Lauf der Jahrhunderte ausgeschmückt und verzerrt wurde. Sie liefert aber seiner Ansicht nach wesentliche und entscheidende Beweise dafür, dass die Menschheit von irgendeiner Katastrophe betroffen wurde.
    Rover, der sich Tiges Ansicht nicht anschließen kann, behauptet, der Erzähler bringe die Kultur, wie sie vom Menschen entwickelt worden sei, zu ihrem logischen Ende. Ohne inneren Sinn, ohne in sich gefestigt zu sein, könne keine Kultur überleben, und das sei die einzige Lehre, die seiner Meinung nach aus dieser Ge schichte gezogen werden könne.
    Der Mensch wird in dieser Geschichte mit einer ge wissen Milde behandelt, die ihm in den anderen nicht zuteilwird. Er ist zugleich ein einsames und bemit leidenswertes Wesen, und doch wird er verehrt. Es ist typisch für ihn, dass er am Ende eine große Geste macht, dass er Gottähnlichkeit durch seine Selbstauf opferung erreicht.
    In der Vergötterung jedoch, die ihm von Ebenezer gezollt wird, schwingen verstörende Untertöne mit, die zu bitteren Auseinandersetzungen zwischen den Gelehrten geführt haben.
    Bounce stellt in seinem Buch »Der Mythos Mensch« die Frage: Wäre der Mensch, hätte er einen anderen Weg eingeschlagen, eines Tages nicht vielleicht ge nauso bedeutend geworden wie der Hund?
    Diese Frage haben sich sicher viele Leser der Legende auch gestellt.

6
Zeitvertreib
    Der Hase huschte um einen Busch; der kleine schwarze Hund raste ihm hinterher, stemmte plötzlich die Beine in den Boden und kam rutschend zum Stehen. Auf dem Weg stand ein Wolf, der zuckende, blutige Körper des Hasen hing ihm aus dem Maul.
    Ebenezer stand regungslos da und keuchte; er ließ die lange, rote Zunge aus dem Maul hängen.
    Es war ein so netter Hase gewesen!
    Hinter sich konnte er die Geräusche sich nähernder Beine hören. Da flitzte auch schon Shadow um den Busch und war an Ebenezers Seite.
    Der Wolf sah von dem Hund zu dem winzigen Roboter, dann wieder zurück zu dem Hund. Das gelbe Licht der Wildheit in seinen Augen verblasste langsam.
    »Das hättest du nicht tun dürfen, Wolf«, sagte Ebenezer leise. »Der Hase wusste, dass ich ihm nichts tun wollte, das Ganze war nur Spaß. Aber er ist dir direkt vor die Beine gelaufen, und du hast ihn gepackt.«
    »Hat doch gar keinen Sinn, mit ihm zu reden«, zischte ihm Shadow zu. »Er versteht kein Wort. Als Nächstes wird er über dich herfallen.«
    »Nicht, solange du in der Nähe bist«, sagte Ebenezer. »Außerdem kennt er mich. Er erinnert sich an den letzten Winter. Er gehört zu dem Rudel, das wir gefüttert haben.«
    Der Wolf kam langsam näher, vorsichtig, Schritt für Schritt, bis er nur noch einen halben Meter von dem kleinen Hund entfernt war. Dann legte er den Hasen ganz langsam, ganz vorsichtig auf den Boden und schob ihn mit der Schnauze näher heran.
    Shadow gab einen Laut von sich, der beinahe wie ein unterdrückter Aufschrei klang. »Er schenkt ihn dir!«
    »Das sehe ich«, sagte Ebenezer gelassen. »Ich habe dir doch gesagt, dass er sich an mich erinnert. Er hatte sich ein Ohr erfroren, und Jenkins hat es gepflegt.«
    Der Hund trat einen Schritt vor, reckte die Nase, wedelte mit dem Schwanz. Der Wolf erstarrte einen Augenblick, dann senkte er den hässlichen Schädel und schnupperte. Eine Sekunde lang rieben sich die beiden Nasen fast aneinander, dann trat der Wolf zurück.
    »Verschwinden wir lieber«, drängte Shadow. »Du als Erster, und ich komme hinterher. Wenn er versucht …«
    »Er versucht gar nichts«, fauchte Ebenezer. »Er ist unser Freund. Das mit dem Hasen ist nicht seine Schuld. Er versteht es nicht anders. So lebt

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