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Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D Simak
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heimbrachten. Zurück zum Webster-Haus, dorthin zurück, wo alles angefangen hatte.
    Jenkins faltete die Hände im Schoß, senkte den Kopf und schaukelte. Der Schaukelstuhl knarrte, der Wind heulte im Giebel, und ein Fenster klirrte. Der Kamin sprach mit seiner rußigen Kehle, erzählte von an deren Tagen und anderen Leuten, von anderen Winden, die von Westen gekommen waren.
    Die Vergangenheit, dachte Jenkins. Ein albernes Ding, wenn es doch so viel zu tun gibt. So viele Probleme, mit denen die Hunde noch fertigwerden müssen.
    Übervölkerung, zum Beispiel. Darüber ist zu lange nachgedacht, zu viel geredet worden. Zu viele Kaninchen, weil kein Wolf oder Fuchs sie töten darf. Zu viele Rehe, weil die Berglöwen und Wölfe kein Wild fressen durften. Zu viele Stinktiere, zu viele Mäuse, zu viele Wildkatzen. Zu viele Eichhörnchen, Igel, zu viele Bären.
    Verbiete dem großen Gleichmacher das Töten, und zu viele bleiben am Leben. Beseitige Krankheiten, heile Verletzungen mit schnellen Arztrobotern, und wieder ist ein Hindernis beseitigt.
    Darum hatte sich der Mensch gekümmert, dachte Jenkins. Ja, der Mensch hatte dafür gesorgt, dass ein solches Problem nicht auftauchte. Der Mensch tötete, was ihm im Weg war – Menschen ebenso wie Tiere.
    Der Mensch hat sich nie Gedanken über eine große Tiergesellschaft gemacht, nie daran gedacht, dass Stinktier, Waschbär und Braunbär den Weg des Lebens gemeinsam gehen könnten, gemeinsam planend, einander helfend – dass alle natürlichen Unterschiede eines Tages nicht mehr zählten.
    Aber die Hunde hatten daran gedacht. Und die Hunde hatten es getan.
    Wie eine Kindergeschichte, dachte Jenkins. Wie die Geschichte im Großen Buch von Löwe und Lamm. Wie ein Walt-Disney-Trickfilm, nur dass das nie echt geklungen hatte, denn es war auf der Philosophie der Menschen gegründet gewesen.
    Die Tür öffnete sich knarrend, Schritte waren zu hören. Jenkins blickte auf.
    »Na, Joshua«, sagte er. »Hallo, Ichabod. Kommt doch herein. Ich habe nachgedacht.«
    »Wir sind vorbeigekommen und haben Licht gesehen«, sagte Joshua.
    »Ich musste an all die Lichter denken«, sagte Jenkins ernst. »An diese Nacht vor fünftausend Jahren. Jon Webster war von Genf gekommen, der erste Mensch seit vielen Jahren. Und er lag oben im Bett, alle Hunde schliefen, und ich stand dort am Fenster und sah auf den Fluss hinunter. Da gab es keine Lichter, überhaupt keine. Nur undurchdringliche Dunkelheit. Und ich stand da, erinnerte mich an die Zeit, als noch Lichter gebrannt hatten, und fragte mich, ob sie jemals wieder leuchten würden.«
    »Jetzt gibt es wieder Lichter«, sagte Joshua ganz leise. »Auf der ganzen Welt brennen heute Nacht Lichter. In jeder Höhle, jedem Bau.«
    »Ja, ich weiß«, sagte Jenkins. »Es ist wirklich besser geworden.«
    Ichabod stapfte zu dem schimmernden Roboterleib in der Ecke, streckte die Hand aus und streichelte die Metallhaut.
    »Es war sehr nett von den Hunden, mir den Körper zu schenken«, sagte Jenkins. »Aber das hätten sie nicht tun sollen. Der alte ist immer noch ganz gut, wenn man ihn hin und wieder flickt.«
    »Wir haben es getan, weil wir dich sehr gerne mögen«, sagte Joshua. »Es war das Geringste, was die Hunde tun konnten. Wir haben öfter versucht, etwas anderes für dich zu tun, aber das hast du nie zugelassen. Wir würden dir so gern ein neues Haus bauen, mit allen neuen technischen Errungenschaften.«
    Jenkins schüttelte den Kopf. »Das hätte keinen Zweck, weil ich dort nicht leben könnte. Weißt du, dieses Haus hier ist meine Heimat. Es war immer meine Heimat. Ihr braucht es nur instand zu halten wie meinen Körper, dann bin ich schon zufrieden.«
    »Aber du bist ganz allein.«
    »Nein, das bin ich nicht«, sagte Jenkins. »Das Haus ist überfüllt.«
    »Überfüllt?«
    »Mit Leuten, die ich gekannt habe«, erwiderte Jenkins.
    »Donnerwetter!«, rief Ichabod. »Was für ein Körper! Wenn ich den einmal ausprobieren könnte.«
    »Ichabod!«, rief Joshua. »Komm sofort her. Lass die Pfoten von dem Körper …«
    »Lass ihn nur«, sagte Jenkins. »Wenn er einmal herkommt und ich nichts zu tun habe …«
    »Nein«, sagte Joshua.
    Ein Zweig scharrte an der Mauer entlang, tappte mit sanften Fingern an die Fensterscheibe. Eine Schindel klapperte, und der Wind lief mit raschen, tanzenden Füßen über das Dach.
    »Ich bin froh, dass ihr vorbeigekommen seid«, sagte Jenkins. »Ich muss mit euch reden.« Er schaukelte, und der Stuhl knarrte. »Es wird nicht

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