Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction
ewig so weitergehen. Siebentausend Jahre sind weit mehr, als ich erwarten durfte.«
»Mit dem neuen Körper schaffst du noch dreimal so viel«, erklärte Joshua.
Jenkins schüttelte den Kopf. »Ich meine nicht den Körper, sondern meinen Kopf. Mein Gehirn arbeitet mechanisch, weißt du. Es ist gut gebaut worden, für eine lange Lebensdauer, aber nicht für ewig. Eines Tages wird etwas in mir aussetzen, und das Gehirn funktioniert nicht mehr.«
Der Schaukelstuhl knarrte im stillen Zimmer.
»Das wird der Tod sein«, fuhr Jenkins fort. »Das wird mein Ende sein. Und es ist richtig so. So muss es sein. Denn ich tauge nichts mehr. Früher war das anders, da hat man mich gebraucht.«
»Wir brauchen dich noch immer«, sagte Joshua leise. »Wir könnten nicht ohne dich auskommen.«
Aber Jenkins sagte, als habe er ihn nicht gehört: »Ich will euch von der Familie Webster erzählen. Ich muss das, denn ihr sollt alles begreifen lernen.«
»Ich werde mir Mühe geben«, sagte Joshua.
»Ihr Hunde nennt sie Websters, und das ist richtig so«, sagte Jenkins. »Es spielt keine Rolle, wie ihr sie nennt, solange ihr wisst, was sie sind!«
»Manchmal nennst du sie Menschen und manchmal Websters«, sagte Joshua. »Das verstehe ich nicht.«
»Sie waren Menschen, und sie haben die Erde beherrscht. Eine Familie trug den Namen Webster. Und aus ihr entstanden die Wesen, die die große Tat für euch getan haben.«
»Was meinst du damit?«
Jenkins beugte sich vor. »Ich vergesse alles«, murmelte er. »Ich vergesse so leicht. Und ich irre mich.«
»Du hast von der großen Tat gesprochen, die die Websters für uns getan haben.«
»Ah«, sagte Jenkins. »O ja. Richtig. Ihr müsst sie beobachten. Ihr müsst für sie sorgen und sie beobachten. Vor allem beobachten.«
Er schaukelte langsam hin und her, und Erinnerungen und Gedanken stiegen in ihm auf.
Beinahe hättest du es getan, dachte er. Beinahe hättest du den großen Traum zerstört.
Aber es ist mir noch rechtzeitig eingefallen. Ja. Jon Webster, ich habe mich zur rechten Zeit erinnert. Ich halte mich daran, Jon Webster.
Ich habe Joshua nicht erzählt, dass die Hunde einmal die Lieblingstiere des Menschen waren und dass Menschen sie an die Stelle gesetzt haben, die sie heute einnehmen. Denn das dürfen sie nie erfahren. Sie müssen ihren Kopf hoch tragen. Sie müssen ihre Arbeit fortsetzen. Die alten Lieder sind gesungen.
Obwohl ich es ihnen sagen möchte; der Himmel weiß, wie gerne ich es ihnen sagen möchte. Sie warnen. Ihnen erzählen, wie wir die alten Vorstellungen und Lebensweisen aus den Höhlenmenschen entfernt haben, die wir von Europa hierherbrachten. Wie wir ihnen ihr überkommenes Wissen nahmen. Wie wir Feindseligkeit und Waffen aus ihrer Gedankenwelt entfernten, wie wir sie Liebe und Frieden lehrten.
Und dass wir sie genau beobachten müssen, um sofort zu erkennen, wenn die alte menschliche Denkweise eines Tages wieder bei ihnen durchbricht.
»Aber du hast doch gesagt …«, sagte Joshua.
Jenkins wedelte mit der Hand. »Es bedeutete nichts, Joshua. Nur das Gerede eines alten Roboters. Manchmal bin ich ein wenig durcheinander und sage Dinge, die ich nicht meine. Ich denke so viel an die Vergangenheit – und du sagst, dass es sie nicht gibt!«
Ichabod setzte sich auf den Boden und sah zu Jenkins hinauf. »Ganz bestimmt nicht«, sagte er. »Wir haben es immer wieder nachgeprüft, und übereinstimmend herausgefunden, dass es keine Vergangenheit gibt.«
»Es gibt keinen Platz dafür«, sagte Joshua. »Man reist entlang der Zeitlinie zurück und findet nicht die Vergangenheit, sondern eine andere Welt, ein anderes Bewusstseinsgefüge. Die Welt wäre gleich geblieben, verstehst du, oder fast gleich. Dieselben Bäume, dieselben Flüsse, dieselben Berge, aber nicht in der Welt, die wir kennen. Denn sie hat ein anderes Leben geführt, hat sich anders entwickelt. Die Sekunde hinter uns ist nicht einfach die Sekunde hinter uns, sondern eine andere Sekunde, ein völlig anderer Zeitsektor. Wir leben die ganze Zeit in derselben Sekunde. Wir bewegen uns innerhalb der Begrenzung dieser Sekunde, jenes winzigen Zeitabschnitts, vorwärts, der unserer Welt zugehört.«
»Schuld ist die Art, wie wir die Zeit gemessen haben«, sagte Ichabod. »Genau das hat uns daran gehindert, zu erkennen, wie sie wirklich war. Wir glaubten immer, wir bewegten uns durch die Zeit, obwohl das gar nicht stimmt, nie gestimmt hat. Wir haben uns mit der Zeit bewegt. Wir haben gesagt, jetzt ist
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