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Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D Simak
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wie eine Höhle. Ein Raum, der das Knarren der Tür auffing und ihn dumpf zurückwarf. Ein Raum voll vom Staub der Vergessenheit, voll der brütenden Stille zahlloser Jahrhunderte.
    Jenkins hatte die Klinke immer noch in der Hand, stand da und sandte die hoch konzentrierte Aufmerksamkeit der neuen Maschine seines Körpers in alle Ecken und dunklen Alkoven. Dort war nichts. Nichts als die Stille und der Staub und die Dunkelheit. Nichts, was darauf schließen ließ, dass hier viele, viele Jahre noch etwas anderes gewesen war als Stille, Staub und Dunkelheit. Nicht das leiseste Beben eines verweilenden Gedankens, keine Fußabdrücke auf dem Boden, keine Spuren auf dem Tisch.
    Ein altes Lied, ein unglaublich altes Lied – ein Lied, das bereits alt gewesen war, als Jenkins geschmiedet wurde – kam aus einem vergessenen Winkel seines Geistes gekrochen. Er war überrascht, dass es dort ausgeharrt hatte, überrascht, dass er es überhaupt gekannt hatte. Und als er sich jetzt darauf besann – bekümmert über den Strudel der Jahrhunderte, den es heraufbeschwor, über die Erinnerung an die hübschen weißen Häuser, die eine Million Hügel gekrönt hatten, über die Erinnerung an die Menschen, die ihre geliebten Äcker mit der ruhigen Gelassenheit des Besitzers abgeschritten hatten.
    Annie doesn't live here anymore …
    Wie albern, sagte Jenkins sich. Wie albern, dass mich jetzt solch ein absurdes, längst vergessenes Überbleibsel einer fast schon verschwundenen Gattung heimgesucht hat. Wirklich albern, diese alten Lieder.
    Annie doesn't live here anymore …
    Who killed Cock Robin? I, said the sparrow …
    Er schloss die Tür hinter sich und betrat das Zimmer.
    Staubbedeckte Möbel warteten auf einen Mann, der nicht zurückgekehrt war. Staubbedeckte Werkzeuge und Geräte lagen auf den Tischen. Staub bedeckte die Bücher in den großen Regalen.
    Sie sind fort, dachte Jenkins, und niemand kannte die Stunde oder den Grund, warum sie gegangen waren. Niemand wusste, wohin sie sich gewandt hatten. Sie waren in der Nacht verschwunden und hatten es niemandem gesagt. Manchmal werden sie wohl noch an uns zurückdenken und sich darüber lustig machen – weil wir glauben, dass sie noch hier sind.
    Der Raum hatte noch andere Türen, und Jenkins ging auf eine von ihnen zu. Während er die Hand auf die Klinke legte, dachte er, wie nutzlos es sei, sie zu öffnen, wie nutzlos, weiterzusuchen. Wenn dieser eine Raum alt und leer war, würden es auch alle anderen sein.
    Er drückte die Klinke nach unten, die Tür ging auf, und ein Hitzeschwall warf sich ihm entgegen, aber dort befand sich gar kein Zimmer. Dort war Wüste – eine gelb-goldene Wüste, deren Horizont in der Hitze einer großen, blauen Sonne flimmerte.
    Ein grünlich-purpurnes Wesen, das eine Eidechse hätte sein können, aber nicht war, zuckte wie ein Blitz über den Sand, und seine winzigen Füße riefen einen unheimlichen, pfeifenden Laut hervor.
    Jenkins schlug die Tür zu, betäubt an Verstand und Körper. Eine Wüste. Eine Wüste und ein Wesen, das über den Sand zuckte. Kein Zimmer, keine Diele, keine Veranda – eine Wüste.
    Und die Sonne war blau – blau und brennend heiß.
    Langsam und vorsichtig öffnete er die Tür wieder, zuerst einen Spalt, dann etwas weiter.
    Die Wüste war immer noch da.
    Jenkins warf die Tür zu und lehnte sich mit dem Rücken daran, als brauche er die Kraft seines metallenen Körpers, um die Wüste fernzuhalten.
    Sie waren gewitzt, gewitzt und überaus schnell. Zu gewitzt und zu schnell für normale Menschen. Wir haben nie gewusst, wie sehr. Aber jetzt weiß ich, dass sie noch gewitzter waren, als wir dachten.
    Dieses Zimmer ist nur ein Vorraum zu vielen anderen Welten, ein Schlüssel, der über unergründliche Weiten hinweg andere Planeten erschließt, die um unbekannte Sonnen kreisen. Ein Weg, um diese Erde zu verlassen, ohne sie jemals wirklich zu verlassen – ein Weg, den Abgrund zu überwinden, indem man durch eine Tür tritt.
    Es gab noch mehr Türen, und Jenkins starrte sie an, starrte sie an und schüttelte den Kopf.
    Langsam ging er durch das Zimmer zur Eingangstür.
    Leise, um nicht die Stille des in seinem Staub vor sich hin dämmernden Zimmers zu stören, drückte er die Klinke hinunter, trat hinaus in die vertraute Welt. Die Welt von Mond und Sternen, von Flussnebeln, die zwischen den Hügeln heraufschwebten, von Wipfeln, die miteinander sprachen.
    Die Mäuse eilten immer noch durch ihre Gänge, mit glücklichen

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