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Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D Simak
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immer wieder erfinden, gleichgültig, was man dagegen tut.
    Er war den Hügel hinuntergegangen, hatte den Bach überquert und stieg jetzt wieder bergaufwärts, stieg den dunklen, steilen Hang des felsgekrönten Berges hinauf.
    Irgendwo raschelte es, und sein neuer Körper meldete seinem Gehirn, dass es Mäuse seien, Mäuse, die durch kleine Tunnel unter dem Gras hasteten, und für einen Augenblick fing er das winzige Glück auf, das die rennenden, verspielten Mäuse empfanden, vernahm die ungeformten, verschwommenen Gedanken glücklicher Mäuse.
    Ein Wiesel kauerte eine Sekunde auf einem umgestürzten Baumstamm und war erfüllt von tödlichen Gedanken über Mäuse, die aus der Zeit stammten, als Wiesel sich von Mäusen ernährten. Blutiger Hunger und Angst, Angst davor, was die Hunde tun würden, wenn es eine Maus tötete. Angst vor den hundert Augen, die Wache hielten gegen den Tod, der früher die Erde bewohnte.
    Aber nun hatte ein Mensch getötet. Ein Wiesel würde es nicht wagen, aber ein Mensch hatte getötet. Ohne Absicht, ohne bösen Sinn. Aber er hatte getötet, und die Bestimmungen lauteten, dass man keinem Wesen das Leben nehmen durfte.
    In den vergangenen Jahren hatten schon andere getötet, und sie waren alle bestraft worden. Auch dieser Mensch musste bestraft werden. Nur, Strafe war nicht genug. Strafe allein brachte keine Lösung. Die Antwort durfte sich nicht nur mit einem Menschen alleine befassen, sondern mit allen, mit der gesamten Menschheit. Denn was einer von ihnen getan hatte, konnten auch die anderen eines Tages tun. Ja, sie konnten es nicht nur, sie mussten es tun – denn sie waren Menschen. Der Mensch hatte früher getötet und würde wieder töten.
    Die Burg der Mutanten reckte sich schwarz glänzend in den Himmel, so schwarz, dass sie im Mondschein schimmerte. Kein Licht war zu sehen, aber das verwunderte nicht, denn von dort hatte nie ein Licht geleuchtet. Auch die Tür hatte sich nie zur Außenwelt hin geöffnet, soviel man wusste. Die Mutanten hatten auf der ganzen Welt ihre Burgen gebaut, waren darin verschwunden, und das war das Ende gewesen. Die Mutanten hatten sich in die Angelegenheiten der Menschen eingemischt, hatten eine Art von belustigtem Krieg mit den Menschen geführt, doch als die Menschen fort waren, hatten sich auch die Mutanten zurückgezogen.
    Jenkins stand zu Füßen einer breiten Steintreppe und blieb stehen. Er legte den Kopf in den Nacken und blickte zu dem Bau hinauf. Joe wird wohl tot sein, dachte er. Joe war langlebig, aber nicht unsterblich. Er konnte nicht immer leben. Es würde eigenartig sein, plötzlich einem anderen Mutanten als Joe gegenüberzustehen.
    Er stieg hinauf, ganz langsam, jeder Nerv angespannt, wartete auf das erste Anzeichen von Gelächter. Aber nichts geschah.
    Er stieg die Stufen hinauf, stand vor der Tür und suchte nach einem Weg, den Mutanten zu verkünden, dass er eingetroffen sei.
    Aber es gab keine Glocke, keinen Summer, keinen Türklopfer. Die Tür war einfach, mit einer simplen Klinke. Das war alles.
    Zögernd hob er die Hand und klopfte, klopfte wieder, wartete. Keine Antwort. Die Tür blieb stumm und reglos.
    Er klopfte wieder, diesmal lauter. Auch diesmal keine Antwort.
    Langsam und vorsichtig streckte er die Hand aus, ergriff die Klinke, drückte sie nieder.
    Die Klinke gab nach, die Tür ging auf, und Jenkins trat ein.
    »Du bist nicht ganz bei Trost«, sagte Lupus. »Ich würde sie dazu bringen, zu mir zu kommen. Ich würde sie so an der Nase herumführen, dass sie es nie vergessen würden. Ich würde es ihnen schwermachen.«
    Peter schüttelte den Kopf. »Vielleicht ist das deine Art, Lupus, und vielleicht wäre es so für dich richtig. Aber Webster laufen nicht davon.«
    »Woher weißt du das?«, fragte der Wolf unbarmherzig. »Das ist doch nur Gerede. Kein Webster musste bisher weglaufen, woher willst du also wissen, dass sie nie …«
    »Ach, halt den Mund«, sagte Peter.
    Sie wanderten stumm den felsigen Pfad hinauf.
    »Irgendetwas verfolgt uns«, sagte Lupus.
    »Das bildest du dir ein«, erwiderte Peter. »Was sollte uns denn schon verfolgen?«
    »Ich weiß nicht, aber …«
    »Riechst du etwas?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Hast du etwas gehört oder gesehen?«
    »Nein, aber …«
    »Dann folgt uns auch nichts«, erklärte Peter entschieden. »Niemand tut heutzutage noch so etwas.«
    Der Mondschein glitt durch die Baumwipfel, warf ein schwärzlich-silbernes Netz über den Wald. Vom Flusstal tönte das dumpfe Quaken

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