Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction
Mäusegedanken, die kaum Gedanken waren. Eine Eule saß brütend auf einem Baum und dachte über das Töten nach.
So nah, dachte Jenkins, so nah der Oberfläche noch, der alte blutige Hunger, der alte, eingefleischte Hass. Aber wir geben ihnen einen besseren Start, als ihn der Mensch hatte – obwohl es wahrscheinlich gleichgültig gewesen wäre, welchen Start die Menschheit bekommen hätte.
Und hier ist sie wieder, die alte Blutgier des Menschen, der Drang, anders und stärker zu sein, seinen Willen durchzusetzen mit Dingen, die er selbst entwirft, Dingen, die seinen Arm stärker als jeden anderen Arm, als jede Tatze machen, die seine Zähne tiefer greifen lassen als jedes natürliche Gebiss, die über Entfernungen hinweg verletzen, deren Maß nicht die Reichweite seiner Arme ist.
Ich dachte, ich würde hier Hilfe finden. Deswegen bin ich hergekommen. Aber hier gibt es keine Hilfe.
Nirgends Hilfe.
Die Mutanten waren die Einzigen gewesen, die ihm hätten helfen können, und sie waren fort.
Es liegt an dir, sagte sich Jenkins, als er die Treppe hinunterstieg. Die Menschheit hängt von dir ab. Du musst sie irgendwie aufhalten. Du musst sie irgendwie verändern. Du darfst nicht zulassen, dass sie die Welt wieder in eine Pfeil-und-Bogen-Welt verwandeln.
Er ging durch die belaubte Dunkelheit und unterschied den Geruch faulender Blätter vom frischen Grün wachsender Pflanzen, und das hatte er noch nie zuvor gekonnt.
Sein alter Körper hatte kein Riechvermögen besessen.
Riechen können und ein besseres Sehvermögen haben und ein Gefühl des Wissens, des Wissens, was ein anderes Wesen dachte: die Gedanken von Waschbären lesen, die Gedanken von Mäusen erraten, die Mordlust in den Köpfen von Eulen und Wieseln erkennen.
Und mehr noch – schwacher, vom Wind zu ihm hingewehter Hass, ein Schrei des Entsetzens.
Er zuckte durch ihn hindurch und brachte ihn zum Stehen; und dann begann er zu laufen, stürmte den Hügel hinauf, nicht wie ein Mensch im Dunkeln, sondern wie ein Roboter läuft, im Dunkeln sehend und mit der Stärke des Metalls, das keine schmerzenden Lungen, keinen keuchenden Atem kennt.
Hass – und es konnte nur einen Hass geben, der so war.
Die Empfindung wurde tiefer und schärfer, als er mit großen Sprüngen den Pfad hinaufhetzte, und sein Verstand stöhnte vor Angst, einer Angst darüber, was er finden würde.
Er hastete durch die Büsche und blieb stehen.
Der Mensch machte mit geballten Fäusten ein paar Schritte nach vorn. Im Gras lag der zerbrochene Bogen. Der graue Körper des Wolfs lag halb im Mondschein, halb im Schatten, und dahinter wich ein schemenhaftes Wesen zurück, halb Licht, halb Schatten, fast erkennbar, aber nie ganz, wie ein Phantomgeschöpf, das durch Träume geistert.
»Peter!«, rief Jenkins, aber die Worte blieben stumm.
Denn er spürte das Wüten im Gehirn des unnennbaren Wesens, ein Wüten unerträglichen Schreckens, gegen den Hass des Menschen ankämpfend, der auf den schäumenden, spuckenden Schatten zuging. Lähmendes Entsetzen und verzweifeltes Suchen – des Findens, des sich Erinnerns.
Der Mensch hatte ihn fast erreicht, ging hoch aufgerichtet – ein Mensch mit schwächlichem Körper und lächerlichen Fäusten – und mit Mut auf ihn zu. Mut, dachte Jenkins, Mut, es selbst mit der Hölle aufzunehmen. Mut, in die Grube hinabzufahren und dem Hüter der Verdammten einen Fluch ins Gesicht zu schleudern.
Dann hatte das Wesen gefunden, wonach es suchte, wusste, was es tun musste. Jenkins spürte die Erleichterung, die sein ganzes Sein durchflutete, hörte den Ausdruck, teils Wort, teils Symbol, teils Gedanke. Wie geheimnisvolles Gemurmel, wie ein Zauberspruch, wie eine Beschwörung, aber das traf das Wesentliche nicht. Eine geistige Übung, ein Gedanke, der die Herrschaft über den Körper übernahm – das kam der Wahrheit näher.
Denn es funktionierte.
Das Wesen verschwand. Verschwand und war fort, fort aus der Welt. Keine Spur war geblieben, kein Hauch, als habe es den Schemen nie gegeben.
Und der Ausdruck, den es benutzt, der Ausdruck, den es gedacht hatte? Er ging so. So …
Jenkins nahm sich zusammen. Er hatte ihn sich eingeprägt und kannte ihn, kannte die Worte, den Gedanken, die richtige Betonung – aber er durfte ihn nicht verwenden, musste ihn vergessen, musste ihn tief in sich verschlossen halten.
Denn er hatte bei dem Kobler gewirkt. Und er würde bei ihm wirken. Er wusste, dass er wirken würde.
Der Mensch hatte sich umgedreht, und jetzt stand
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