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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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die Preisklasse, die zurzeit gerade verlangt wird. Soll ich versuchen, ihn zu verkaufen?“
    Livia nickte nur.
    Die Frau nahm den fertigen Strauß entgegen, zögerte kurz und betastete dann die Stelle, an der alles zusammenlief. „Sieht aus, als müsste ich zwei Euro für Draht berechnen“, grinste sie. Aber als sie Livias entsetzten Gesichtsausdruck sah, winkte sie ab. „War nur ’n Scherz.“
    Sie dampfte wieder ab und kehrte wenig später mit einem zufriedenen Lächeln zu Livia zurück. „Schon verkauft. Wie heißt du eigentlich?“
    „Livia Scholl.“
    „Ich bin Hedda.“ Sie streckte Livia eine Hand entgegen, die sich beim Schütteln weich wie Butter und ziemlich feucht anfühlte. „Wann könntest du denn anfangen?“
    Livias Kinnlade klappte herunter. „Heißt das …?“
    „Ich zahle schlecht“, warnte Hedda. „Und ich erwarte, dass du flexibel bist und gelegentlich mal für mich einspringen kannst.“
    „Kein Problem.“ Ihre Worte überholten einander fast.
    „Also wann?“
    „Sofort!“, sagte Livia. „Und wenn es nur zum Üben ist …“
    Auf Heddas Lippen bildete sich ein breites Grinsen. „Du gefällst mir“, sagte sie. „Ich glaube, wir werden gute Freunde werden.“
    ❧
    „Mir reicht’s allmählich!“, sagte Enno. Er stand vor Arvins Schreibtisch und redete nun schon seit geraumer Zeit auf ihn ein. „Wenn du so weitermachst, geht hier alles den Bach runter!“
    Arvin seufzte tief. Er saß zusammengesunken auf seinem Bürostuhl und wirkte ein bisschen wie ein begossener Pudel. „Tut mir leid, aber ich kann mich im Moment einfach nicht konzentrieren.“
    „Glaubst du, die Kunden interessiert das?“
    Arvin schüttelte betreten den Kopf.
    „Ich glaub’s einfach nicht“, murmelte Enno fassungslos. „Früher hab ich mir diese Vorträge anhören müssen.“ Und dann wandte er sich wieder an Arvin und sagte lauter: „Kannst du mir sagen, an welcher Stelle wir die Rollen getauscht haben?“
    „Sie betrügt mich schon wieder“, flüsterte Arvin geistesabwesend.
    Enno erstarrte. „ Was? “
    Arvin stützte sich mit dem rechten Ellenbogen auf der Armlehne seines Bürostuhles ab, ließ seinen Kopf in seine geöffnete Hand sinken und begann mit Daumen und Mittelfinger seine Schläfen zu kneten. „Vor drei oder vier Wochen ist es mir zum ersten Mal aufgefallen. Ich hab stundenlang versucht, sie zu erreichen, aber sie war nicht da. Als ich sie später danach gefragt habe, hat sie behauptet, sie sei mit Spike unterwegs gewesen. Aber niemand ist fünf Stunden am Stück mit dem Hund draußen!“ Er blickte in die Ferne. „Also hab ich angefangen, sie zu beobachten.“
    Enno hing an Arvins Lippen. „Und?“
    Arvins Unterkiefer mahlte. „Sie ist andauernd nicht zu Hause. Und sie hat sich verändert.“
    „Inwiefern?“
    „Sie ist viel fröhlicher als früher.“ Obwohl das kaum möglich war, verfinsterte sich Arvins Blick noch ein bisschen mehr. „Sie ist geradezu abstoßend fröhlich“, knurrte er. „Sie tanzt durchs Haus, summt irgendwelche Lieder und strahlt nur noch.“
    „Das ist allerdings verdächtig“, musste Enno zugeben. „Ich wusste nur gar nicht …“ Er zögerte einen Moment, sprach es dann aber doch aus: „… dass das ein Problem für dich ist. Hattest du nicht gesagt … na ja … dass du nicht vorhast, irgendetwas mit ihr anzufangen?“
    Arvin schluckte. Vielleicht ist es gerade das , dachte er und schloss für einen Moment schmerzlich berührt die Augen. Vielleicht hat sie sich bei jemand anderem geholt, was sie braucht. Er dachte an all die Signale zurück, die sie ausgesandt und die er bewusst ignoriert hatte. War es da nicht ihr gutes Recht, zu jemand anderem zu gehen?

Kapitel 31
    Es war ein gewöhnlicher Mittwochmorgen im August. Draußen schien die Sonne und es herrschten Temperaturen um fünfundzwanzig Grad. Ein sanfter Wind bewegte die Blätter der Bäume, doch deutete nichts darauf hin, dass er sich im Verlaufe des Tages steigern würde. Auch der Wetterbericht hatte weder Sturm noch Orkan vorhergesagt. Wer konnte da schon ahnen, dass dieser Tag Livias Leben gehörig durcheinanderwirbeln würde …
    Gegen halb neun saß Livia mit Arvin am Frühstückstisch und fragte sich zum wiederholten Male, warum er in letzter Zeit so furchtbar schlechte Laune hatte. Ob sich die Situation der Firma noch mehr verschlechtert hatte?
    Ihre eigene sah umso rosiger aus. Die Arbeit im Blumenladen machte Livia mehr Spaß, als sie in Worte fassen konnte. Es war so toll,

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