Als gaebe es kein Gestern
eine Aufgabe zu haben, so toll, mit Blumen zu arbeiten, so toll, Menschen kennenzulernen und so toll, eine Chefin zu haben, die restlos begeistert von einem
war.
Seit ein paar Tagen vertrat sie Hedda sogar schon ganz allein! Und es sah so aus, als würde sie ab dem kommenden Monat noch ein paar Stunden mehr arbeiten können. Vielleicht gab es sogar die Möglichkeit, auf Steuerkarte zu arbeiten.
Aus dem Augenwinkel sah sie zu Arvin hinüber. Er biss gerade missmutig von einem Leberwurstbrot ab und stierte vor sich hin. Ob es allmählich an der Zeit war, ihm die frohe Botschaft zu verkünden? Sie hatte ihre neue Beschäftigung vor ihm geheim gehalten, weil sie zuerst sichergehen wollte, dass es etwas Dauerhaftes war. Natürlich war es nicht viel, was sie verdiente, aber doch immerhin ein Anfang. Kleinvieh macht auch Mist, wie man so schön sagt.
„Du siehst müde aus“, sprach sie ihn an. „Hast du nicht gut geschlafen?“
Arvin grummelte irgendetwas und stürzte den restlichen Kaffee aus seiner Tasse herunter.
Livia zog die Stirn in Falten. Bei dieser Laune war es wirklich kein Wunder, dass sie bisher keine Gelegenheit gefunden hatte, ihm von ihrer neuen Betätigung zu erzählen. „Möchtest du noch einen Kaffee?“, fragte sie so freundlich wie nur möglich.
Als Arvin nickte, erhob sie sich, ging zur Kaffeemaschine hinüber und holte die Kanne. Während sie zu Arvin zurückging, schnupperte sie dem würzigen Kaffeeduft hinterher. Dann goss sie Arvins Tasse wieder voll. „Riecht der nicht lecker?“
Dieses Mal antwortete Arvin überhaupt nicht. Selbst der Geruch von Kaffee konnte diese Apfel-Zimt-Mischung nicht überlagern …
Livia seufzte tief. Auf eine gute Gelegenheit zu warten, war absolut aussichtslos. „Ich möchte dir was erzählen“, sagte sie und stellte fest, dass sich Arvin umgehend versteifte.
„Und … und zwar?“, presste er hervor.
Livia schluckte. Was war denn nur los mit ihm? Andererseits … hatte sie endlich mal seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Sie ging zu der Schublade hinüber, in der sich das Haushaltsgeld befand, nahm ein Bündel Scheine heraus und legte es vor ihrem Mann auf den Tisch. „Das ist das Haushaltsgeld des letzten Monats“, verkündete sie und konnte das Strahlen, das in ihrem Herzen war, einfach nicht länger unter Verschluss halten.
„Ja und?“
„Zähl nach!“, forderte sie ihn auf.
Arvin wirkte ziemlich irritiert. „Ich dachte, du wolltest mir was erzählen …“
„Zähl – nach!“, wiederholte Livia. Sie war unglaublich stolz darauf, dass sie nichts von seinem Geld angerührt hatte. Sie hätte ihr eigenes Geld natürlich ansparen können, um irgendwann einen Privatdetektiv davon zu engagieren. Schließlich hatte sie noch immer nicht in Erfahrung bringen können, wo sich ihre Eltern aufhielten. Aber dann wiederum … waren Arvins Geldsorgen doch dringender, oder?
Arvin seufzte, griff nach dem Geld und zählte die Scheine. „Hm“, machte er, als er damit fertig war. Und dann zählte er ein zweites Mal nach. „Gibt es einen Grund dafür, dass ich nicht verhungert bin?“
Livia nickte und strahlte.
„Und der wäre?“, wunderte sich Arvin.
Livia setzte sich mit einer Pobacke auf den Küchentisch, verschränkte die Arme vor der Brust und verkündete stolz: „Ich hab Arbeit!“
Arvins Gesichtszüge entgleisten.
„Da staunst du, nicht wahr?“, lachte Livia. „Ich arbeite schon seit fünf Wochen im Blumeneck in der Ellingstraße. Ich kann Sträuße binden … Kunden bedienen … und sogar die Kasse abschließen.“
„Oh Gott“, flüsterte Arvin und hatte auf einmal Tränen in den Augen.
Livia erschrak. „Was ist?“, fragte sie entsetzt und sprang auf. Dann kam sie vorsichtig auf Arvin zu. „Ich dachte …“ Sie musste erst den Kloß herunterschlucken, der sich in ihrem Hals gebildet hatte. „Ich dachte, du würdest dich freuen. Ich dachte, ich könnte dir damit helfen, die Firma zu retten …“
Arvin rang sichtbar um Fassung.
„Hey!“, machte Livia, vergaß all ihre Vorsätze und legte ihre Hand auf Arvins Wange.
Arvin schloss die Augen und wuchs Livias Hand entgegen. „Ich liebe dich“, krächzte er, ohne die Augen zu öffnen.
Livia hörte auf zu atmen. Träumte sie jetzt? Würde sie gleich aufwachen und feststellen, dass es mitten in der Nacht war? Aber Arvins Gesicht war so real und sie spürte seinen schweren Atem an ihrer Hand …
Ohne weiter zu überlegen, folgte sie dieser Empfindung, beugte sich hinab und fing
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