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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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dass Vanessa stehen blieb. „Komm wieder her!“ Während Vanessa dieser Aufforderung ein wenig zögerlich Folge leistete, tastete Livia vorsichtig ihr Gesicht ab. Kein Wunder, dass sie Vanessa erschreckt hatte. Da klebte einiges an Schorf an ihrer Haut. Am schlimmsten aber war ihr Kopf. Er pochte, als hätte jemand Fußball damit gespielt … „Ich hab mich zwar verletzt, aber es sieht schlimmer aus, als es ist!“ Sie versuchte zu lächeln, schaffte es aber nicht, das Entsetzen aus Vanessas Augen zu vertreiben. „Jetzt komm schon“, ermutigte sie das Mädchen und streckte ihm ihre Hand entgegen.
    Vanessa ergriff sie zwar, hielt aber den größtmöglichen Abstand. „Onkel Arvin wird sauer auf mich sein“, piepste sie. „Richtig sauer.“
    „Ich werd’s ihm schon erklären“, tröstete Livia sie. „Außerdem ist es nicht gut, wenn man den halben Tag verschläft. Wie spät ist es?“
    „Zwei“, antwortete Vanessa.
    Livia zog die Stirn in Falten. Es war taghell um sie herum. „Zwei Uhr nachmittags?“, fragte sie ungläubig.
    Vanessa nickte.
    Livia seufzte tief. Wieder streiften ein paar unangenehme Gedankenfetzen ihr Bewusstsein. „Wo ist Arvin?“
    „Er ist im Wohnzimmer und unterhält sich.“
    „Hat er Besuch?“
    Vanessa nickte. „Da ist dieser Polizist, der schon ganz oft da war.“
    „Kommissar Walther“, kombinierte Livia und musste schlucken. Sicher wollte er ein paar Antworten haben. Das Problem war bloß, dass ein paar nicht wirklich ausreichen würden …
    ❧
    „Hallo“, sagte Livia, als sie schließlich frisch geduscht und ordentlich angezogen ins Wohnzimmer kam.
    Arvin und Kommissar Walther sprangen zeitgleich von ihren Sitzplätzen.
    „Geht es dir gut?“, fragte Arvin besorgt.
    Livia nickte, log damit aber. Sie fühlte sich hundeelend und zitterte am ganzen Körper. Vanessa hatte sie zum Spielen in ihr Zimmer geschickt. Sie durfte nicht mitbekommen, was jetzt zu besprechen war.
    „Und hast du einigermaßen geschlafen?“
    Livia nickte wieder. Seltsamerweise hatte sie trotz – oder gerade wegen? – ihres Zustandes wie eine Tote geschlafen.
    Kommissar Walther räusperte sich. „Es … es gibt da noch ein paar Fragen …“, sagte er ein wenig hilflos.
    Livia nickte ein drittes Mal. „Ich weiß. Und ich bin hier, um sie zu beantworten.“
    „Du musst das nicht tun, Livia“, widersprach Arvin in scharfem Tonfall. „Ich hab Herrn Walther bereits erklärt, dass du noch nicht vernehmungsfähig bist.“
    „Ich bin vernehmungsfähig. Aber ich bin nicht Livia“, verkündete Livia.
    Einen Moment lang herrschte verwundertes Schweigen. Dann wandte sich Arvin dem Polizeibeamten zu. „Ich hab Ihnen ja gesagt, dass das alles zu viel für sie war.“
    „Und ich hab Ihnen gesagt, dass die Fragen nun mal keinen Aufschub dulden. Ich hab schon gestern enorme Rücksicht genommen. Normalerweise hätte ich sie gar nicht so ohne Weiteres gehen lassen dürfen.“ Er sah Livia an. „Es gibt da gewisse Ungereimtheiten hinsichtlich des Unfalls … Das Fehlen von Bremsspuren zum Beispiel oder die Tatsache, dass beide Türen … sowohl die Fahrer- als auch die Beifahrertür offen standen.“
    „Darf ich mich setzen?“, erkundigte sich Livia. Ihre Fußsohlen brannten wie Feuer.
    „Aber … aber selbstverständlich“, stammelte Kommissar Walther. Er trat ein Stück zur Seite. „B-bitte.“
    Livia atmete einmal tief durch, ging dann entschlossenen Schrittes auf die Sitzecke zu und nahm zwischen Arvin und dem Polizeibeamten Platz. „Enno hat versucht mich umzubringen“, sagte sie.
    Wieder schwiegen die beiden Männer. Allerdings warf Arvin dem Kommissar einen triumphierenden Blick zu.
    „Wie … wie darf ich das verstehen?“, erkundigte sich Herr Walther vorsichtig.
    „Genau so, wie ich es gesagt habe“, antwortete Livia. „Enno hat versucht mich umzubringen. Er hat mich niedergeschlagen, mit Benzin übergossen und auf den Fahrersitz gesetzt. Dann wollte er den Wagen über die Klippe schieben. Aber er hat irgendetwas im Handschuhfach vergessen. Ich nehme an, es war irgendetwas, das ihn hätte verraten können. Zu diesem Zeitpunkt dachte er, ich sei bewusstlos, was ich ihm allerdings nur vorgespielt habe. Als er versuchte, das Handschuhfach zu öffnen, gelang es mir, ihn in den Wagen zu ziehen und selbst herauszukommen. Durch das Gerangel bekam der Wagen Fahrt und stürzte in den Abgrund.“
    „Und … ähm … warum sollte Herr Krantz so etwas tun?“
    „Er wollte verhindern, dass alles

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