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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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seinerseits.
    „Meine Eltern werden mich nicht erkennen“, flüsterte Livia abwesend.
    „Eltern erkennen ihre Kinder immer“, versuchte Kommissar Walther sie zu trösten.
    „Heißt das, dass alles stimmt, was du gesagt hast?“, fragte Arvin, der nun wohl auch überzeugt war, mit gebrochener Stimme. Er packte Livia am Arm und zog sie vom Sofa zu sich hoch. „Die Sache mit Enno … dass er dich töten wollte und … und Gelder unterschlagen hat?“
    Livia sah ihm in die Augen und nickte.
    „Und … und die richtige Livia?“
    „Du tust mir weh“, hauchte Livia und versuchte, Arvin ihren Arm zu entziehen.
    Tatsächlich ließ er sie los.
    „Enno hat sie getötet, weil sie von den Unterschlagungen wusste und ihn damit erpresst hat.“
    „Bedeutet das …“ Es fiel Arvin sichtlich schwer, diese Frage zu stellen. „… dass … sie gemeinsame Sache gemacht haben?“
    Livia nickte erneut. Es war Zeit für die Wahrheit. Auch wenn sie schonungslos war.
    „Und du hast es erst erfahren, als du an jenem Abend bei Enno warst?“
    „Als du kamst, hab ich mich im Abstellraum versteckt. Durch Zufall fand ich dort einen Kassettenrekorder mit einer Kassette, auf der sich Bahnhofsansagen befanden. Es waren die gleichen Ansagen, die ich gehört hatte, als ich mit Enno telefoniert habe, kurz bevor Manfreds Wagen auf der Autobahn von diesem Stein getroffen wurde. Da war alles klar … Als Enno begriff, dass ich ihn durchschaut habe, hat er sein wahres Gesicht gezeigt, mich in seine Gewalt gebracht und mir alles erzählt.“
    „Trotzdem verstehe ich nicht, warum du dich vor mir versteckt hast. Warum du überhaupt weggelaufen bist …“
    Livia senkte den Blick. Heute schämte sie sich für ihre Verdächtigungen. „Ich hatte deine Narbe gesehen“, sagte sie leise.
    „Welche … welche Narbe?“ Arvin begriff überhaupt nichts.
    Livia hob den rechten Finger und tippte an die Stelle an Arvins linkem Oberarm, an der sie die Narbe gesehen hatte. Als sie ihn dann allerdings berührte, schien er magnetisch zu sein. Sie konnte ihre Hand einfach nicht wieder zurückziehen.
    Arvin schien genauso fasziniert zu sein und starrte auf Livias Hand. „Ja … und?“, flüsterte er.
    Livia schluckte und konnte endlich die Hand herunternehmen. Aber wie sollte sie das erklären? Wie?
    Kommissar Walther räusperte sich und kam ihr zu Hilfe. „Ich denke, Herr Scholl, dass das ein bisschen meine Schuld war. Ich hab … Sie von Anfang an verdächtigt und … und Ihre Frau … quasi … damit angesteckt …“
    Arvins Blick schwenkte von Livia zu Kommissar Walther, war aber immer noch ein einziges Fragezeichen.
    „Erinnern Sie sich an den Vorfall im Krankenhaus, diesen … diesen Albtraum, den Ihre Frau damals hatte?“
    „Nun … ja … da war mal was …“, grübelte Arvin.
    Angesichts dieses Themas bekam Livia plötzlich Schweißausbrüche. Arvin durfte auf keinen Fall erfahren, welche Rolle Karen bei diesem Vorfall gespielt hatte! „Eine … eine Schwester hat später eine Nagelschere in meinem Zimmer … gefunden“, stammelte sie hastig und streifte Kommissar Walther mit einem kurzen, aber warnenden Blick. „An … der Schere klebte Blut.“
    „Außerdem wurde auch noch eine Blutspur auf dem Flur gefunden. Die Schwester hat dieser Tatsache damals keine Bedeutung beigemessen, die Schere aber aufbewahrt“, führte Herr Walther weiter aus. „Als sich dann die Mordanschläge auf Ihre Frau“ – er stockte plötzlich und räusperte sich – „auf … Ihre vermeintliche Frau … häuften und ich auch die früheren Vorfälle noch einmal untersuchte, gab sie sie mir.“
    Livia atmete ein wenig auf.
    „Langer Rede kurzer Sinn“, fasste der Polizeibeamte zusammen, „ich musste davon ausgehen, dass der Albtraum von damals in Wirklichkeit keiner war und es stattdessen einen Kampf zwischen ihr“ – er deutete dezent auf Livia – „und dem Attentäter gegeben hat, bei dem dieser verletzt wurde. In Anbetracht der Blutspur war die Verletzung sicherlich nicht unerheblich und hatte höchstwahrscheinlich eine Narbe zur Folge. Eine Narbe, von der ich vermutete, dass sie sich am Oberkörer des Attentäters befinden müsse.“
    Arvins Blick erhellte sich kurz, wurde aber schon im nächsten Moment von Ärger überflutet. „Soll das heißen“, brach es aus ihm hervor, „dass du diesen ganzen Abend …“ – er war so fassungslos, dass er nicht gleich weitersprechen konnte – „… inszeniert hast, um festzustellen, ob ich eine Narbe am

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