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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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Oberkörper habe?“
    Livia sackte schuldbewusst in sich zusammen.
    „Eine … einzige kleine Narbe an irgendeiner Stelle und du stempelst mich als Mörder ab?“
    „Sie … Sie müssen das verstehen“, versuchte Kommissar Walther die Situation zu retten. „Nachdem die Blutgruppen bereits übereinstimmten, lag die Schlussfolgerung einfach nahe.“
    „Blutgruppen?“, fragte Arvin verständnislos.
    „Das … das Blut, das an der Schere klebte“, erläuterte sein Gegenüber. „Wir haben es untersucht und festgestellt, dass die Blutgruppe mit der Ihrigen übereinstimmt.“
    „Aber das … Sie … Sie hätten doch einfach eine DNA-Analyse machen können, dann hätte sich schnell herausgestellt, dass ich unschuldig bin!“
    „Das haben wir ja versucht“, verteidigte sich Kommissar Walther. „Nur dauern diese Analysen meistens recht lang. In Ihrem Fall besonders lang …“
    „W-wieso in meinem Fall?“, wunderte sich Arvin. „In meinem Fall gab es doch gar keine Analyse …“
    Livia schlug entsetzt die Hände vors Gesicht.
    Komissar Walther seufzte tief. Anscheinend begriff er allmählich, was er gerade anrichtete. „Auch meine Schuld“, ruderte er herum. „Ich … ich hab … einfach nicht lockergelassen und Ihre Frau … Ihre …“ Er wedelte mit der Hand, um anzudeuten, dass er wieder einmal das falsche Wort benutzt hatte.
    „Ja?“, fauchte Arvin.
    „Ich hab ihr quasi die Pistole auf die Brust gesetzt …“
    „Inwiefern?“ Arvins Frage kam so schneidend, dass es nicht möglich war, ihr eine Antwort schuldig zu bleiben.
    „Ich hab ihm ein Haar von dir besorgt“, antwortete Livia nun für Kommissar Walther. „Heimlich.“
    „Du hast … ihm ein Haar von mir besorgt“, wiederholte Arvin.
    Livia mochte ihn nicht ansehen und nickte nur.
    Arvin drehte sich abrupt von ihr weg.
    „Es tut mir so leid“, flüsterte Livia. „Ich musste Gewissheit haben.“
    „Aber Enno hast du nie verdächtigt“, presste Arvin hervor. Man hörte seiner Stimme an, wie verletzt er war.
    Jetzt kam wieder ein wenig Leben in Livia. „Enno hat mir auch nie das Gefühl vermittelt, dass er mich hasst!“, brach es aus ihr hervor. „Im Gegensatz zu dir war er immer nett zu mir. Er hat mich nie so abgelehnt und so zurückgestoßen wie du!“
    Dieses Mal kam Arvins Antwort ganz ruhig und leise hinter seinem Rücken hervor. „Wahrscheinlich wusste ich, dass du nicht zu mir gehörst.“
    Womm!
    Das saß.
    Livia schwankte kurz und musste sich hinsetzen, um nicht einfach umzufallen. „Ich … ich wollte aber immer zu dir gehören, Arvin“, krächzte sie leise. „Immer. Und es ist immer noch möglich. Wir könnten … ganz von vorne anfangen. Bei null.“
    „Null“, antwortete Arvin. Seine Stimme klirrte vor Kälte. „Du sagst es. Genau das ist der Stand der Dinge.“ Und dann drehte er sich langsam zu ihr um und bedachte sie mit einem hasserfüllten Blick. „Du gehörst nämlich nicht zu mir. Hier nicht“ – er zeigte Livia seinen Ringfinger und den Trauring, der sich dort befand, und deutete dann auf sein Herz – „und hier auch nicht.“

Kapitel 43
    Livia ging ein letztes Mal durch ihr Zimmer und betrachtete all die Dinge, die ihr gehörten … und doch nicht gehörten. Es waren Kleidungsstücke, Musik-CDs, eine Uhr, Bilder, die Vanessa ihr gemalt hatte, Fotos von Karen … Einerseits wollte sie das alles mitnehmen, andererseits wusste sie, dass ein neues Leben und neue Dinge auf sie warteten … Aber was gehörte wirklich zu ihr? Das Alte, das Neue, beides oder nichts von beidem? Sie seufzte tief und tastete noch einmal in ihrer Hosentasche nach dem Zettel, den sie mit Karens und Arvins Hilfe erstellt hatte. Ob sie auf dem Weg zu einem Ort war, der diesen Zettel mit der Realität verknüpfen würde? Ob sie bei ihrer Familie ihr wahres Selbst finden konnte? Vielleicht führte dieser Zettel ja nach Hause …
    Sie seufzte tief und ließ zu, dass alle Zweifel noch einmal hochkamen und diesen Ring um ihr Herz legten, der es schon seit Tagen langsamer und ängstlicher schlagen ließ als jemals zuvor. Würde sie endlich das finden, was sie sich wünschte? Würde sie die Art von Liebe finden, nach der sie sich sehnte? Liebe, die den Menschen meinte, der sie wirklich war, und nicht den, den man in ihr sehen wollte?
    Eltern erkennen ihre Kinder immer , hatte Kommissar Walther gesagt. Aber stimmte das? Würde sie erkannt werden? Wirklich erkannt?
    Als sie schließlich hörte, dass draußen ein Wagen vorfuhr, hatte sie

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