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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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über. „Liebe?“, sagte diese.
    „L-liebe, genau“, stotterte Henning. „Ich … liebe dich.“
    Livia sah ihm direkt ins Gesicht. „Und warum?“
    „Warum?“ Henning starrte sie einen Moment lang fassungslos an, kam dann aber wieder zu sich und stammelte: „Na, weil … weil … du … h-hübsch und nett …“ Er suchte nach den richtigen Worten. „Du bist einfach …“ Er brach ab, seufzte tief und sagte dann: „Hör zu, Angelika. Im Grunde ist die Sache ganz einfach. Ihr braucht einen Nachfolger für euren Hof und ich brauche eine Frau. Aber ich brauche nicht irgendeine Frau, sondern eine Frau wie dich. Eine tüchtige Frau, eine Frau, die anpacken kann und auf die man sich verlassen kann. So eine Frau warst du. Bist du es immer noch?“
    Livia starrte ihn an. Ich brauche , hatte er gesagt, ich brauche eine Frau wie dich . Das klang wundervoll in ihren Ohren. Eigentlich war es genau das, was sie immer hatte hören wollen. Und dennoch … „Ich weiß es nicht“, hörte sie sich flüstern.
    ❧
    Als der Abend hereinbrach, hatte Livia das Gefühl, als wüsste sie schon recht viel über Henning. Sie hatte herausgefunden, dass er gerne (und vor allem viel) aß, fleißig und zielstrebig war und außerdem Fußball über alles liebte. Er war ein erklärter Werder-Bremen-Fan, besaß eine Dauerkarte und verpasste kein einziges Spiel. Das war dann aber auch schon sein einziges Hobby. Der Rest seiner Energien steckte in dem Hof, den er vor einigen Jahren von seinem Vater übernommen hatte und der allem Anschein nach ziemlich gut lief. Aber er protzte nicht damit, sondern erwähnte es nur beiläufig. Überhaupt schien er es nicht nötig zu haben, sich vor anderen oder vor Livia darzustellen. Er wirkte selbstbewusst und stark, außerdem fröhlich und gut gelaunt.
    Livia mochte ihn. Er war ein Typ, mit dem man lachen konnte. Und er wusste, was er wollte.
    Aber war es auch, was sie wollte?
    Den ganzen Tag hatte er kein einziges Mal den Versuch gestartet, mehr über Livia zu erfahren. Es war, als interessiere es ihn überhaupt nicht, als hätte er an sich selbst bei Weitem genug!
    „Was hast du eigentlich gemacht, als ich nicht da war?“, wagte Livia schließlich zu fragen.
    Henning sah erstaunt zu ihr herüber. „Was ich gemacht habe?“ Er zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Ich hab gemacht, was ich immer gemacht habe. Die Arbeit lässt einem nicht viel Zeit zum Grübeln …“
    Livia versuchte, nicht zu zeigen, dass sie enttäuscht war. „Und gab es … jemand anderen?“
    Henning sah verlegen zur Seite. „Na ja … du warst lange weg, und es sah nicht so aus, als würdest du wiederkommen.“ Er streifte Livia mit einem kurzen Blick. „Um ehrlich zu sein … hab ich schon mal nach rechts und links geguckt. Aber glaub mir, da war niemand! Niemand! Die Mädchen von heute sind alle nur auf Partys aus. Oder sie wollen, dass man Ausflüge mit ihnen macht … oder Einkaufsbummel oder Mondscheinspaziergänge … Aber das kann ich mir nicht leisten. Ich hab einen Hof zu führen, verstehst du? Und darum bin ich mir heute umso sicherer, dass es keine andere Frau für mich geben kann. Wir beide passen zusammen, Angelika. Wie die Faust aufs Auge!“
    Livia schluckte und hatte das Gefühl, als könnte sie spüren, wie die Faust ihr Auge traf …

Kapitel 48
    Der nächste Tag war ein Sonntag.
    Henning war am Abend davor erst sehr spät gegangen, und so hatte sich Livia darauf gefreut, endlich mal wieder ausschlafen zu können. Umso erstaunter war sie, als es auch an diesem Morgen lautstark gegen ihre Tür klopfte.
    Völlig verschlafen zog sie ihre rechte Hand unter der warmen Bettdecke hervor und tastete auf ihrem Nachttisch nach der Uhr. Dabei hatte sie das Gefühl, dass die Luft in ihrer Kammer kaum über dem Niveau eines Kühlschrankes lag. In ihrem Bett hingegen war es kuschelig warm. Endlich fand sie die Uhr. Es war kurz vor halb acht. „Ist heute nicht Sonntag?“, rief sie ihrer Mutter mit krächzender Stimme zu.
    „Sonntag, genau“, entgegnete diese vom Flur aus. „Zeit für die Kirche. Der Gottesdienst beginnt um neun. Also sieh zu, dass du aus den Federn kommst!“
    Gottesdienst? Und das um neun? Livia war alles andere als begeistert und steckte ihren Arm wieder unter die warme Bettdecke. Sie war zwar noch nicht lange da, hatte aber schon erkannt, dass diese Familie anders war als Arvin. Gott spielte hier keine Rolle. Wie konnte dann ein Gottesdienst wichtig sein?
    Sie war wohl wieder eingeschlafen, als es

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