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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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Henning.
    Und dann öffnete Henning den Mund. „Mensch, Angelika“, sagte er, „du … du bist ja hübscher als vorher!“
    Als hätten diese Worte einen Bann gebrochen, ging ein Aufatmen durch den Raum. Inge lachte auf, Dieter entspannte sich und begann im Raum herumzuwandern. Henning strahlte über das ganze Gesicht. Nur Livia stand da, als hätte man sie in eine Statue verwandelt. Sie war … seltsam verletzt.
    Hätte sie nicht froh sein müssen? War es nicht ein Kompliment, das er gemacht hatte?
    Er kam jetzt auf sie zu, breitete andeutungsweise seine Arme aus … und blieb dann abwartend vor ihr stehen.
    Aber Livia rührte sich nicht. Sie kam ihm keinen Zentimeter entgegen. Sie konnte nicht.
    „Wie geht es dir, Mäuschen?“, fragte er.
    Livia schluckte. Mäuschen? Wahrscheinlich „graues Mäuschen“ …
    „G-ganz gut“, würgte sie hervor.
    „Kein Wunder, wo du doch wieder zu Hause bist“, nickte Henning und ließ seine Arme sinken. „Ich hab gehört, du hast heute schon wieder ordentlich mit angepackt …“
    „Ein bisschen …“, nickte Livia. „Auf dem Hof ist ja auch immer viel zu tun.“
    „Das stimmt.“
    Als die beiden Worte verklungen waren, entstand ein etwas unangenehmes Schweigen. Henning schien nicht zu wissen, welches Thema er jetzt anschneiden sollte. Stattdessen trat er unruhig von einem Bein aufs andere und grinste verlegen.
    Und auch Livia fiel einfach nichts ein, was sie hätte sagen können.
    Schließlich kam Inge ihnen zu Hilfe.
    „Setzt euch doch. Der Kaffee ist schon fertig“, forderte sie die beiden auf. Dann klopfte sie Henning freundlich auf die Schulter. „Es gibt Frankfurter Kranz, den magst du doch so.“
    „Frankfurter Kranz? Ehrlich?“, freute sich Henning. „Hast du den gebacken, Angelika?“
    Livia, die gerade den Stuhl zurückgezogen hatte, um sich hinzusetzen, hielt mitten in der Bewegung inne. „N-nein“, stammelte sie. „Ich glaube … ich glaube, ich kann so was gar –“
    „Was für ein Unsinn!“, schnitt Inge ihr das Wort ab. „Natürlich hat Angelika ihn gebacken. Ich hab ihr nur ein wenig dabei geholfen.“ Und dann wandte sie sich an Livia. „Sei doch nicht so bescheiden, mein Schatz! Du hast nicht umsonst in der Bäckerei gelernt.“ Sie lachte gekünstelt. „Und jetzt setzt euch endlich. Sonst wird der Kaffee kalt. Dieter?“
    „Hm?“
    „Ich hab den Zucker vergessen. Henning nimmt doch immer Zucker in den Kaffee. Holst du ihn bitte?“
    Dieter stieß einen weiteren Grunzlaut aus und verließ den Raum.
    Derweil machte sich Inge an dem Frankfurter Kranz zu schaffen und lud Henning ein Stück auf den Teller, das beinahe ein Viertel des Kuchens ausmachte.
    „Lecker“, strahlte dieser, wurde dann aber wieder ernst und flüsterte in Livias Richtung: „Du … du hast das Backen doch nicht wirklich verlernt, oder?“
    Livia bekam kugelrunde Augen und stammelte: „Na ja …“ Sie wusste in diesem Moment wirklich nicht, was sie sagen sollte. Dem Verhalten ihrer Mutter nach zu urteilen, war es für Henning enorm wichtig, dass sie backen konnte. Und sie wollte ihn ja auch nicht verschrecken … „Als … als ich weg war, hab ich mal Apfelstrudel gebacken …“ Der Gedanke versetzte ihr einen Stich mitten ins Herz. Den Apfelstrudel hatte sie gebacken, um Arvins Herz zu gewinnen. Aber das war gründlich schiefgegangen.
    „Apfelstrudel. Das klingt toll“, freute sich Henning. „Bei uns auf dem Hof gibt es jede Menge Apfelbäume. Du könntest jede Saison Hunderte von Apfelstrudeln backen.“
    Wie verführerisch , dachte Livia sarkastisch. Aber dann rief sie sich zur Ordnung. Henning wollte doch nur nett zu ihr sein. „Was gibt es sonst noch auf eurem Hof?“, fragte sie höflich.
    „Schweine natürlich“, antwortete Henning. „Jede Menge Mastschweine. Und die meisten aus eurer Zucht. Aber das weißt du sicher …“
    Livia zog die Stirn in Falten. Der Gedanke, dass eine Heirat unter diesen Umständen äußerst praktisch war, ließ sich einfach nicht unterdrücken. „Ist das der Grund, aus dem wir heiraten wollten?“
    Hennings Kopf ruckte erstaunt zu ihr herum. „Äh … na ja …“, stammelte er. „Sicher auch … Ich meine … Es wäre schon toll, wenn man aus unserem und eurem Hof einen machen könnte, aber … es gab auch noch andere Gründe …“
    „Und die wären?“ Livia wunderte sich über sich selbst. Sie stellte doch sonst keine derart zielstrebigen Fragen …
    Henning räusperte sich und sah Hilfe suchend zu Inge hin

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