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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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schläfst.“
    „Vanessa geht gleich in die Schule“, knurrte Karen. „Und wenn sie nach Hause kommt, bin ich längst ausgeschlafen. Abgesehen davon geht mir das Thema allmählich auf die Nerven. Ich werde dich nicht bei mir aufnehmen, Livia. Niemals!“
    Livia war bei jedem dieser Worte tiefer in sich zusammengesackt. All ihre Hoffnungen trieben davon. „Schon gut“, schmollte sie. „Ich hab’s ja verstanden. Trotzdem werde ich auf keinen Fall in diesem Krankenhaus bleiben. Wenn ich nicht mit zu dir kommen kann, gehe ich halt zu Arvin.“
    „Wie bitte?“ Karen glaubte nicht richtig zu hören.
    „Das Haus kann man abschließen, oder?“, erkundigte sich Livia.
    „S-sicher.“
    „Und du hast gesagt, dass Arvin einverstanden ist …“
    „Ja … schon. Aber der Entlassungstermin ist erst in einer Woche. Er rechnet noch gar nicht mit dir.“
    Livia schlug die Decke zurück. „Er wird auch in einer Woche nicht mit mir rechnen“, sagte sie trocken und krabbelte aus dem Bett.

Kapitel 11
    Schon als Livia in Karens Schlepptau die Auffahrt zu Arvins Haus betrat, hatte sie ein ungutes Gefühl. Es war gar nicht mal das Haus. Mit seiner beigefarbenen Verklinkerung und der ebenerdigen Bauweise verriet es sofort, dass es aus den Siebzigerjahren stammte. Was ihr allerdings überhaupt nicht behagte, war der Garten. Er war stark überwuchert und machte dadurch einen ungepflegten Eindruck. Die Büsche, die die Auffahrt zu beiden Seiten umrahmten, waren unten ausgedünnt und holzig. Von der Größe her erinnerten sie eher an Bäume als an Büsche. Außerdem hatten sie die Pflasterung bereits zu einem großen Teil für die Natur zurückerobert. Am Boden ließen sie weder Platz noch Licht für Blumen oder Grünpflanzen. Insgesamt verlieh das dem Grundstück einen wenig einladenden, dafür aber recht geheimnisvollen Charakter. Livia schauderte. Es war jetzt Ende Februar, und sie fragte sich, wie der Garten erst im Frühling oder Sommer aussehen würde. Im hinteren Teil des Gartens gab es allerhand ausgewachsene Bäume. Sobald sich dort wieder ein Blätterkleid entwickelte, würde es dem Haus das letzte bisschen Licht rauben.
    „Hab ich den Garten so verunstaltet?“, fragte Livia leise.
    Karen seufzte und schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte sie und steuerte auf die mahagonifarbene Haustür zu. Bevor sie dann allerdings die Treppe aus Waschbetonplatten betrat, blieb sie noch einmal stehen, stellte Livias Reisetasche ab und drehte sich mit ernstem Gesichtsausdruck zu ihr um. „Hör zu, Livia. Es gibt da etwas, das ich dir sagen muss. Etwas wirklich Wichtiges.“
    Livia nickte interessiert.
    „Etwas, das du in jedem Fall beachten musst.“
    Livia nickte erneut. Allmählich wurde sie neugierig.
    „Es betrifft den Garten und das Haus, Livia. Und es ist Bedingung dafür, dass du hier wohnen darfst.“
    Livia zog argwöhnisch die Stirn in Falten. „Hat Arvin das gesagt?“
    „Es ist nicht nötig, dass er das sagt“, antwortete Karen und fasste ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Einen Moment lang drehte sie die Haare in ihren Händen, dann ließ sie sie wieder fallen. „Er weiß einfach, dass ich diese Sache sicherstellen werde.“
    Livia schauderte. „Du machst mir Angst“, sagte sie nervös.
    „So schlimm ist es auch wieder nicht.“ Karen lächelte ihr aufmunternd zu. „Es ist bloß so, dass du in diesem Haus und auch im Garten nichts verändern darfst. Gar nichts, verstehst du? Arvin möchte das nicht. Oder besser gesagt: Er hasst es wie die Pest!“
    Livia atmete auf. „Wenn’s weiter nichts ist …“
    Seltsamerweise schüttelte Karen den Kopf. „Ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht. Das Haus ist … wie soll ich sagen …“ – sie deutete auf die Umgebung – „na ja … nicht viel besser als der Garten. Es könnte sein …“ Sie zögerte. „Ach, was soll ich um den heißen Brei herumreden? Du wirst das Haus nicht mögen. Du hast es schon damals nicht gemocht. Und deshalb wird es dir enorm schwerfallen, nichts daran zu verändern. Verstehst du das?“
    Livia nickte. „Ich werd mich daran halten.“
    „Damals hast du es nicht getan …“
    Livia bekam große Augen. Endlich wurde die Vergangenheit mal wieder Thema! „War das der Grund für unsere Schwierigkeiten?“, brach es aus ihr hervor. Aber als sie es ausgesprochen hatte, wusste sie auch schon, dass Karen ihr nicht antworten würde. Die Abwehr stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. „Vergiss die Frage“, sagte Livia

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