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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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auftreiben können. Deshalb schlug sie vor, das Internet zu Hilfe zu nehmen. Sie surften ein bisschen herum und fanden heraus, dass es viel stärkere Sorten Lakritz gab, sogenanntes „Lakritz für Kenner“. Sie bestellten sich durch das gesamte Sortiment.
    „Harte Pastillen mit 7,9 % Salmiakgeist“ waren schließlich das, was bei Arvin Anklang fand. Gleich am ersten Abend nach Ankunft des entsprechenden Paketes futterte er diese vollständig aus Livias Mischung heraus.
    Karen musste gleich die nächste Bestellung rausschicken und einen ordentlichen Vorrat für Livia anlegen. Von nun an stand immer ein kleines Schälchen dieser – für Livias Geschmack übrigens ungenießbaren – Pastillen auf dem Wohnzimmertisch.
    Nachdem sie nun schon zwei Möglichkeiten gefunden hatte, Arvin freundlicher zu stimmen, war es Zeit für den nächsten Schritt, für Kommunikation nämlich. Da sie sich immer noch nicht gut vorstellen konnte, persönlich mit Arvin zu sprechen, beschloss sie, eine schriftliche Nachricht zu verfassen – als Versuchsballon quasi. Dafür kaufte sie einen Block mit hochwertigem zartgelbem Papier und einen Füller. Als sie ihn allerdings benutzte, stellte sich heraus, dass das Schreiben mit Füller eine ganz besondere Hürde für sie darstellte. Während der Rehamaßnahmen hatte sie gelernt, mit links zu schreiben. Sie war nicht besonders schnell geworden, aber einigermaßen sicher. Dabei hatte sie allerdings einen Bleistift oder Kugelschreiber benutzt, niemals jedoch einen Füller! Als sie nun mit Füller zu schreiben versuchte, scheiterte sie gleich auf mehreren Ebenen. Erstens blieb die Feder stets an dem Papier hängen und verursachte dabei hässliche Kleckse und zweitens verwischte sie mit ihrer Hand in einer Tour die gerade fertigen Buchstaben! Livia wurde wütend und saß bald in einem Meer von zusammengeknüllten Zetteln. Dennoch gab sie nicht auf. Sie besaß einen Füller und würde auch damit schreiben!
    Mehrere Stunden und einige Tränen später hatte sie es schließlich geschafft, folgende kurze – und saubere – Nachricht zu verfassen:
    Lieber Arvin,
    ich gehe heute Morgen einkaufen und würde gerne wissen, ob ich Dir irgendetwas mitbringen soll.
    Deine Livia
    Am nächsten Morgen klingelte Livias Wecker bereits um sieben Uhr. Sie zog sich eilig an, schlich in die Küche, deponierte dort ihre Nachricht auf dem Tisch und flüchtete wieder in ihr Zimmer.
    Die Zeit bis zu Arvins Abfahrt stellte ihre Geduld auf eine harte Probe. Es kam ihr so vor, als würde er heute besonders spät aufstehen und besonders lange duschen und frühstücken. Endlich – um Viertel nach neun – hörte sie die Tür ins Schloss fallen.
    Das Geräusch bildete den Startschuss für einen Sprint, der Livia in null Komma nichts aus ihrem Zimmer in die Küche katapultierte.
    Nein danke.
    Livia starrte ungläubig und ziemlich atemlos auf die beiden Worte. „Nein danke“, stand unter ihren Zeilen. Mehr nicht. Die Schrift wirkte schwungvoll und machte den Eindruck, als hätte er sehr fest aufgedrückt. Das verlieh ihr eine starke und entschlossene Note. Umso schlimmer war es, dass da nichts weiter als „Nein danke“ zu lesen war! Nicht einmal ein „Nett, dass du fragst, aber ich war schon selbst einkaufen“ oder „Danke übrigens für die Weintrauben“. Kein „Dein Arvin“. Nichts, gar nichts!
    Nein danke!
    Livia sank wie betäubt auf den nächstbesten Küchenstuhl. Er war noch warm. Arvin hatte bis eben hier gesessen. Livia fröstelte. Sie hatte sich noch nie so einsam gefühlt wie in diesem Moment …
    ❧
    „Ich kann es mir einfach nicht merken“, sagte Livia niedergeschlagen. Sie saß in Karens Wohnzimmer und starrte verzweifelt auf das Memory-Spiel, das auf dem Couchtisch ausgebreitet war. Eine Karte war aufgedeckt. Sie zeigte einen Apfel.
    „Du musst die Positionen auswendig lernen“, riet Karen. „Apfel – dritte Reihe von rechts, zweite von oben.“
    Livia folgte ihrer Anweisung, deckte die entsprechende Karte auf – und fand den gesuchten Apfel.
    „Vorsagen gildet nicht!“, protestierte Vanessa und stemmte die Hände in die Hüften. Dabei sah sie furchtbar süß aus. Karen hatte ihre Haare mit kleinen bunten Spangen verziert und ihr ein rosa Kleid mit einem Überwurf aus Tüll angezogen.
    „Jetzt sei doch nicht so genau“, meckerte Livia schlecht gelaunt. Und dann deutete sie auf den Stapel von mindestens zehn Pärchen, der sich neben Vanessa türmte. „Du gewinnst doch sowieso.“
    „Mama ist

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