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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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Livia.
    „Er geht auch hin. Wusstest du das nicht?“
    „Nein!“ Livia war erstaunt. „Das hast du mir nie erzählt.“ Sie dachte einen Moment lang nach. „Er ist zwar sonntags nie zu Hause. Aber da er sich überhaupt nicht blicken lässt, dachte ich, er würde den ganzen Tag arbeiten.“
    „Morgens besucht er den Gottesdienst, mittags isst er hier bei Vanessa und mir und nachmittags … hm … keine Ahnung, was er da macht. Wahrscheinlich geht er joggen oder so was …“
    „Deshalb lädst du mich sonntags immer erst zum Kaffee ein“, schlussfolgerte Livia.
    Karen zuckte die Achseln. „Ich muss mich auch um meinen Bruder kümmern …“
    „Aber was würde es mir bringen, wenn ich mitkäme?“, fragte Livia. „Wie ich Arvin kenne, würde er einen Platz wählen, der sich ganz am anderen Ende des Raumes befindet …“
    „Du sollst ja nicht mit mir mitkommen, sondern mit Arvin“, stellte Karen klar. „Das ist der Trick dabei.“
    „Er würde mich nie und nimmer mitnehmen“, behauptete Livia. „Jedenfalls nicht freiwillig.“
    „Und genau da täuschst du dich“, widersprach Karen und verbannte ein paar vorwitzige Haarsträhnen hinter ihre Ohren. „Arvin ist Christ. Und Christen sind geradezu verpflichtet, andere mit in den Gottesdienst zu nehmen. Das nennt man Mission!“
    Livia machte ein skeptisches Gesicht. „Bei mir wird er sich weigern …“
    „Wird er nicht“, lächelte Karen. „Ich kenne ihn besser als du. Vertrau mir einfach.“
    Livia sah trotzdem nicht sehr glücklich aus. „Der Grund, weshalb ich dein Angebot bisher noch nicht angenommen hab … das mit dem Gottesdienst, meine ich …“, begann sie zögerlich.
    „… sind die vielen Menschen“, vollendete Karen ihren Satz. „Ich weiß. Und bis vor Kurzem hätte ich dir auch abgeraten. Aber jetzt … in letzter Zeit hast du riesige Fortschritte gemacht. Überleg doch mal: Mittlerweile gehst du sogar alleine einkaufen. Meinst du nicht, dass du die Menschen unter diesen Umständen ertragen könntest? Wir sprechen ja auch von äußerst netten Menschen!“
    „Ob sie nett sind oder nicht, spielt für mich keine Rolle“, seufzte Livia. „Allein die Menge macht’s. Wenn ich mich überrannt fühle, krieg ich einen Kurzschluss. Du weißt, was das bedeutet.“
    „Allerdings“, nickte Karen und verzog das Gesicht. Es gab Dinge, die sie selbst Arvin nicht zumuten wollte … „Vielleicht hast du recht“, murmelte sie, „vielleicht ist es noch zu früh.“
    „Bestimmt sogar“, nickte Livia und versuchte, ganz tief ein- und besonders langsam wieder auszuatmen. Schon allein der Gedanke an eine Menschenansammlung trieb ihren Puls in die Höhe … Nein, ein Gottesdienst kam nicht infrage. „Da bleibt nur die Sache mit dem Kochen“, überlegte sie laut. „Aber es muss etwas ganz, ganz Besonderes sein. Dir ist nicht zufällig was eingefallen, oder?“
    „Doch“, antwortete Karen und begann zu strahlen. „Apfelstrudel! Apfelstrudel liebt er über alles. Unsere Mutter hat ihn früher immer gemacht.“
    „Apfelstrudel … aha. Ist das denn ein Hauptgericht? Also für mich klingt es eher nach so was wie Kuchen …“
    Karen zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Wir haben ihn jedenfalls mittags gegessen. Wichtig ist allerdings, dass du ein paar Dinge beachtest.“
    „Und zwar?“
    „Du musst auf jeden Fall den Teig selbst zubereiten. Fertigmischungen sind nicht sein Geschmack. Und verwende auf keinen Fall Rosinen! Obwohl Arvin Weintrauben liebt, hasst er Rosinen wie die Pest! Wichtig ist auch, dass du Vanillesoße kochst. Ohne Vanillesoße geht gar nichts.“
    Livia atmete einmal tief durch. „Klingt nicht gerade einfach … Hast du ein Rezept?“
    „Ich kann dir das Rezept meiner Mutter geben“, antwortete Karen ein wenig zögerlich. „Das Problem ist bloß … na ja … ich will dir keine falschen Hoffnungen machen, aber … ich für meinen Teil hab’s nicht hinbekommen. Soweit ich mich erinnere, war der Teig das Problem …“
    „Probleme sind ein gutes Zeichen“, seufzte Livia. „Sie passen zu mir. Gehst du suchen?“
    ❧
    Noch am Abend machte Livia sich an die Umsetzung ihres Plans und verfasste – einmal mehr – eine Nachricht.
    Lieber Arvin,
    ich möchte einige Dinge mit Dir besprechen und würde mich freuen, wenn Du morgen mit mir zu Abend essen würdest. Ich werde auch etwas Leckeres kochen. Passt Dir 20:00 Uhr?
    Deine Livia
    Obwohl Livia das Schreiben inzwischen ein bisschen besser von der Hand ging, hatte sie

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