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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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Sie drehte sich zu Livia um. „Wieso fragst du?“
    „Des Publikums wegen“, antwortete Livia und sah Karen herausfordernd in die Augen. „Für die Show mit dem Titel ‚Ich bin ein guter Mensch und ein noch besserer Ehemann‘ braucht man halt sein Publikum.“
    Karen seufzte tief und wandte sich wieder ab. Draußen war die Rasenfläche, auf der sich damals, als Livia auf unerklärliche Weise auf das Dach geraten war, all die Zuschauer befunden haben mussten. Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, Livia von der ganzen Sache zu erzählen. Es war offensichtlich, dass sie sich nicht mehr daran erinnerte. Aber was würde das bringen? Auch die Tatsache, dass Arvin ihr das Leben gerettet hatte, konnte aus verschiedenen Blickwinkeln interpretiert werden …
    Derweil verklumpte sich Livias Ärger in ihrem Magen zu einem dicken, hässlichen Gebilde. Sie dachte an all die Freundlichkeiten, die sie Arvin erwiesen hatte. Der Plan, ihn damit zu überwältigen, war jedenfalls gescheitert. Und deshalb war jetzt auch Schluss mit Lakritz, Weintrauben und Apfelstrudel. Von nun an würde Arvin eine andere Livia kennenlernen!
    „Was für ein Hund war Spike?“, hörte sie sich fragen.
    Karens Kopf ruckte herum. „Er hat dir von ihm erzählt?“, fragte sie ungläubig.
    „Sozusagen“, wich Livia aus. Obwohl das beiläufig klang, waren all ihre Sinne auf höchsten Empfang geschaltet. In Karens Gesicht konnte sie lesen, dass diesem Hund eine weitaus größere Bedeutung zukam, als sie für möglich gehalten hätte! „Was für ein Hund war er?“
    „Ein Labrador“, entgegnete Karen langsam. „Er war … wie ein Bruder für Arvin.“
    Ein Bruder … wie interessant ! „War er schwarz?“
    „Schwarz mit weißen Pfoten“, entgegnete Karen und lächelte versonnen. „Diese Abzeichen gibt es bei der Rasse äußerst selten. Aber er war ja auch ein äußerst seltener Hund. Du hättest Arvin und ihn erleben müssen. Sie waren ein Herz und eine Seele. Spike ist jede Rutsche mit ihm heruntergerutscht!“
    Livia dachte an das Holzkreuz im Garten. „Wie alt ist er geworden?“
    Sofort verschwand das Lächeln aus Karens Gesicht. „Sechs“, seufzte sie.
    „Das ist nicht sehr alt.“
    Karen schüttelte den Kopf. „Nein.“
    „Woran ist er gestorben?“
    „Du fragst mich aus“, erkannte Karen mit einem Mal. Ihr Tonfall klang verärgert. „Und deshalb möchte ich das Thema wechseln.“
    „Wie du meinst“, antwortete Livia in etwas beleidigtem Tonfall. Immerhin hatte sie bereits erfahren, was sie wissen musste. Und sie hatte diese neckische Idee, mit der sie Arvin ein bisschen Dampf unterm Hintern machen konnte …

Kapitel 14
    Livia verbrachte einen großen Teil der darauffolgenden Tage im Haus ihrer Nachbarn Gunda und Manfred Lorenz. Obwohl die beiden schon etwas älter waren, besaßen sie einen PC mit Internetanschluss und das nötige Know-how, um Livia bei ihrem Plan behilflich zu sein. Abgesehen davon waren sie ausgesprochen nett. Gunda jedenfalls. Manfred hingegen wirkte ein wenig seltsam auf Livia. Als sie ihm zum ersten Mal begegnete, war er völlig von der Rolle und schien nicht begreifen zu können, dass sich seine Frau mit Livia angefreundet hatte. Immer wieder ließ er sich die Sache mit der Amnesie erklären und betrachtete Livia, als würde sie sich jeden Moment in ein reißendes Tier verwandeln. Erst mit der Zeit entspannte er sich ein wenig. Eigentlich sah er ganz gut aus, fand Livia. Die grauen Schläfen und die Falten um seine Augen verliehen ihm eine Aura von Souveränität. Außerdem hatte er ein ebenmäßiges, braun gebranntes Gesicht und ein jugendliches Lächeln. Aber Livia hatte sowieso nicht allzu viel mit ihm zu tun. Im Gegensatz zu seiner Frau arbeitete er noch und kam erst gegen fünf Uhr nachmittags nach Hause. Gunda hingegen war aufgrund einer Osteoporoseerkrankung Frührentnerin und freute sich über jede Art von Ablenkung und Herausforderung.
    Um einen Welpen zu finden, wie Livia ihn suchte, waren Stunden ausführlichen Surfens notwendig. Gunda ging in dieser Aufgabe so sehr auf, dass es Livia schon fast zu viel wurde. Sie hätte gern selbst etwas zur Suche beigetragen, musste sich aber damit begnügen, Unmengen von Kaffee zu kochen und Gunda damit bei Laune zu halten. Wenn ihr das Zusehen langweilig wurde, ging sie zumeist nach draußen und durchwanderte Gundas Garten. Hier fand sie alles, was sie drüben bei Arvin vermisste. Wunderschön geformte Beete mit Umrandungen aus Granitsteinen,

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