Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
Vom Netzwerk:
dessen, was er gesagt hatte, bekam sie nicht mehr zusammen. Nur dass er ihren Namen kannte und dass sie ihn anrufen sollte, war hängen geblieben.
    „Vielleicht ist er ein alter Bekannter von dir, der nur mal wieder Kontakt zu dir aufnehmen wollte“, mutmaßte Karen.
    „Nein“, widersprach Livia und schüttelte panisch den Kopf, „er war böse auf mich. Furchtbar böse.“
    „Können Sie das bestätigen?“, fragte Karen die Verkäuferin.
    Die junge hübsche Frau zuckte nur die Achseln. „Alles, was ich weiß, ist, dass er ziemlich nah vor Ihrer Freundin stand. Und dass ich ihre Angst gesehen habe. Aber getan hat er ihr nichts. Ich glaube, er hat sie nicht mal berührt.“
    „Hat er dich angefasst?“, wandte sich Karen an Livia.
    Livia schüttelte den Kopf.
    „Dann ist es jedenfalls kein Fall für die Polizei“, seufzte Karen und warf der Verkäuferin einen dankbaren Blick zu. „Sie haben sich toll verhalten, Frau Bellmer. Ich bin Ihnen extrem dankbar.“
    „Kein Problem“, lächelte Frau Bellmer sanft. „Wenn irgendetwas ist, wissen Sie ja, wo Sie mich finden.“
    ❧
    Auf dem Rückweg nach Hause war Livia sehr nachdenklich. Karen versuchte, sie durch ein Gespräch über Banalitäten aus ihrer Schweigsamkeit zu reißen, hatte damit aber keinen Erfolg. Meist zuckte Livia nur die Achseln oder grunzte ein knappes Ja oder Nein und hing ansonsten ihren Gedanken nach.
    „Für wen sind eigentlich die Blumen?“, erkundigte sich Karen, als sie mit Livia eine Straße überquerte. Es war eine wenig befahrene Seitenstraße, die durch ein Wohngebiet führte.
    Obwohl Karen nicht geglaubt hätte, dass das möglich war, verfinsterte sich Livias Blick noch mehr.
    „Du hast doch nicht vor, sie in Arvins Garten zu pflanzen, oder?“
    Livia antwortete auch jetzt nicht. Wie hypnotisiert starrte sie auf die Pflastersteine zu ihren Füßen.
    „Arvin würde ausrasten, das ist dir doch sicher klar …“
    „Ich will wissen, wer ich bin“, sagte Livia. Sie hob auf einmal ihren Blick und klang erstaunlich entschlossen und klar. „Hast du inzwischen meine Adresse von früher?“
    Karen hob zunächst verdutzt die Augenbrauen, nickte dann aber. „Ja, hab ich. Du stammst aus Essen. Aber unter der Adresse, die mir das Einwohnermeldeamt genannt hat, wohnt keine Familie Voigt mehr.“ Sie hob hilflos die Arme. „Sieht schlecht aus.“
    „Ich will, dass du einen Privatdetektiv engagierst“, verlangte Livia entschlossen.
    Karen schwieg einen Moment und betrachtete den gepflegten Vorgarten, den sie mit Livia gerade passierte. „Das kostet aber Geld“, gab sie zu bedenken.
    „Na und?“, brauste Livia auf. „Arvin arbeitet Tag und Nacht. Wer so viel Zeit in seine Arbeit steckt, hat bestimmt Unmengen von Geld. Ist es nicht seine Pflicht als Ehemann, dass er mir etwas davon gibt?“
    „So einfach ist das nicht“, seufzte Karen. „Ich hab dir schon mal gesagt, dass seine Firma in letzter Zeit nicht besonders gut läuft. Arvin ist genauso knapp bei Kasse wie ich.“
    „Dann frag ich halt Gunda“, verkündete Livia und fragte Karen den Rest des Rückwegs über jedes Detail aus, das diese in Erfahrung gebracht hatte.
    ❧
    Karen blieb noch zum Mittagessen und ging erst, als sie das Gefühl hatte, dass Livia wieder einigermaßen sie selbst war.
    Aber gerade das war sie ja eigentlich nicht …
    Als Karen gegangen war, sprintete Livia umgehend zu Gunda hinüber und klingelte Sturm.
    „Weißt du eigentlich, wie spät es ist?“, knurrte Gunda, kaum, dass sie die Tür geöffnet hatte.
    Livia zog fragend die Augenbrauen hoch.
    „Viertel nach zwei“, half Gunda. Sie sah – wie Livia erst jetzt feststellte – ein wenig zerknittert aus. Außerdem rieb sie frierend ihre Oberarme. „Mittagszeit.“
    „Ups“, machte Livia und erinnerte sich daran, dass Gunda mittags immer ein Schläfchen hielt. „Dann komme ich wohl später noch mal wieder …“
    Gunda rieb sich das Gesicht. „Nein, komm rein“, seufzte sie. „Ich kann jetzt eh nicht wieder einschlafen.“
    „Tut mir wirklich leid“, entschuldigte sich Livia.
    „Ja, ja, schon gut.“ Gunda bedeutete Livia, nun endlich einzutreten, und machte die Tür hinter ihr zu. „Warst du wenigstens erfolgreich?“
    Livias Augen weiteten sich. „Womit?“
    Gunda schlurfte inzwischen in Richtung Küche. „Na, mit den Blumen.“
    „Ach so, ja, schon“, stammelte Livia.
    Währenddessen nahm Gunda die Kaffeekanne aus der Maschine, befüllte sie mit Wasser und goss dieses in den

Weitere Kostenlose Bücher