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Als ich im Sterben lag (German Edition)

Als ich im Sterben lag (German Edition)

Titel: Als ich im Sterben lag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Faulkner
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eingerichtet war; es ist weniger die Bewegung selbst, die er hasst, als vielmehr das Sich-in-Bewegung-Setzen und das Anhalten. Und er ist geradezu stolz darauf, wenn etwas der Bewegung oder dem Stillstand in die Quere kommt, und beides noch schwerer erscheinen lässt. Er saß da auf dem Wagen, bucklig, blinzelnd, und hörte uns zu, als wir erzählten, wie schnell die Brücke weggerissen wurde und wie hoch das Wasser stieg, und ich will verdammt sein, wenn er sich nicht mit einem gewissen Stolz aufführte, als hätte er den Fluss persönlich anschwellen lassen.
    «Du sagst, das Wasser war noch nie so hoch wie jetzt?», sagt er. «Gottes Wille geschehe», sagt er. «Ich glaub auch nicht, dass es bis morgen stark fallen wird», sagt er.
    «Ihr bleibt heute Nacht besser hier», sage ich, «und brecht morgen in aller Frühe nach New Hope auf.» Mir haben einfach die klapperdürren Mulis leidgetan. Ich habe mit Rachel geredet und gesagt: «Ja, wär’s dir denn lieber, ich jage sie in die Dunkelheit raus, acht Meilen von ihrem Zuhause entfernt? Was bleibt mir denn anderes übrig?», sage ich. «Es ist doch nur für eine Nacht, und sie schlafen in der Scheune, und sowie es hell wird, machen sie sich auf den Weg.» Und so sage ich zu ihnen: «Ihr bleibt heute Nacht hier, und morgen früh fahrt ihr nach New Hope zurück. Ich hab genug Werkzeug, die Jungen können ihn gleich nach dem Abendbrot fertig machen für die Fahrt, wenn sie wollen.» Und dann merkte ich, wie das Mädchen mich ansieht. Wären ihre Augen Pistolen gewesen, ich würde jetzt nicht sprechen können. Sie haben gelodert, wie Flammen. Und wie ich also zur Scheune runtergeh, treffe ich sie. Sie hat gerade geredet, darum merkte sie nicht, dass ich kam.
    «Du hast es ihr versprochen», sagte sie. «Sie wollte nicht gehn, bis du’s ihr versprochen hast. Sie hat gedacht, es wär Verlass auf dich. Wenn du es nicht tust, liegt immer ein Fluch auf dir.»
    «Keiner darf sagen, dass ich nicht danach strebe, mein Wort zu halten», sagt Bundren. «Mein Herz ist offen für jeden.»
    «Mir ist egal, was dein Herz ist», sagt sie. Sie flüsterte fast, sprach schnell. «Du hast es ihr versprochen. Du musst. Du –» Dann sah sie mich, brach ab und stand da. Wenn’s Pistolen gewesen wären, würde ich jetzt nicht mehr sprechen. Als ich dann mit ihm rede, sagt er:
    «Ich geb ihr mein Wort. Sie hat sich’s in den Kopf gesetzt.»
    «Aber mir scheint, es wär ihr lieber, wenn ihre Ma in der Nähe begraben ist, dann könnte sie –»
    «Es ist Addie, der ich mein Wort gegeben habe», sagt er. «Sie hat es sich in den Kopf gesetzt.»
    Da sagte ich ihnen, sie sollten ihn in die Scheune fahren, weil es so aussah, als würde es wieder regnen, und das Abendbrot war fast fertig. Nur dass sie nicht reinkommen wollten.
    «Vielen Dank», sagt Bundren. «Wir möchten euch keine Umstände machen. Wir haben ein bisschen in unserm Korb. Wir kommen zurecht.»
    «Na schön», sage ich, «wenn du so heikel bist, was deine Weiber angeht, das kann ich auch. Wenn Leute zur Essenszeit bei uns anhalten und nicht zu Tisch kommen wollen, nimmt meine Frau das als Beleidigung.»
    Da ging das Mädchen in die Küche, um Rachel zu helfen. Und dann kam Jewel zu mir.
    «Sicher», sag ich. «Nimm dir aus der Raufe. Du kannst ihm zu fressen geben, wenn du die Mulis fütterst.»
    «Ich möchte lieber für ihn bezahlen», sagt er.
    «Wofür? Wenn einer in meiner Scheune Futter für sein Pferd braucht, dann ist das umsonst.»
    «Ich möchte lieber bezahlen», sagt er; mir war, als hätte ich was von «Extra» gehört.
    «Extra für was?», sage ich. «Frisst er denn nicht Heu und Mais?»
    «Extrafutter», sagt er. «Ich füttere ihn ein bisschen anders und will nicht, dass er niemand was schuldig ist dafür.»
    «Du kannst mir kein Futter abkaufen, Junge», sage ich. «Und wenn er den Heuboden leer fressen kann, dann helf ich dir morgen die Scheune auf den Wagen laden.»
    «Er ist noch nie jemand was schuldig geblieben», sagt er. «Ich möchte lieber bezahlen.»
    Und wenn ich meine «Ich möchte lieber» hätte, wärst du überhaupt nicht hier, hätte ich gern gesagt, aber ich sage bloß: «Dann ist es höchste Zeit, dass er damit anfängt. Du kannst kein Futter von mir kaufen.»
    Als Rachel das Abendbrot fertig hatte, machte sie zusammen mit dem Mädchen ein paar Betten zurecht. Aber keiner von ihnen wollte reinkommen. «Sie ist jetzt lange genug tot, dass ihr aufhören könnt mit diesem Unfug», sage ich. Ich

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