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Als ich im Sterben lag (German Edition)

Als ich im Sterben lag (German Edition)

Titel: Als ich im Sterben lag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Faulkner
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regenschwer, wie er war.
    Wenn sie unbedingt nach Jefferson mussten, hätten sie, denk ich, den Umweg über Mount Vernon nehmen können, wie MacCallum. Er will übermorgen wieder zurück sein, zu Pferd. Dann hätten sie nur noch achtzehn Meilen bis zur Stadt. Aber dass auch diese Brücke weggerissen wurde, hat ihn vielleicht gelehrt, dass wir uns in des Herrn Willen und Walten schicken müssen.
    Dieser MacCallum. Er hat mit mir ab und zu Geschäfte gemacht, zwölf Jahre. Ich kenne ihn von Kindheit an, kenne seinen Namen so gut wie meinen. Aber ich will verdammt sein, wenn er mir nicht endlich einfällt.

[zur Inhaltsübersicht]
    Dewey Dell
    Der Wegweiser kommt in Sicht. Er sieht jetzt auf die Straße hinaus, weil er warten kann. New Hope 3 Meilen wird draufstehn. New Hope 3 Meilen. New Hope 3 Meilen. Und dann wird der rote Weg kommen, der in das Wäldchen davonkurvt, leer vom Warten, New Hope 3 Meilen.
    Ich habe gehört, dass meine Mutter tot ist. Ich wollte, ich hätte Zeit, sie sterben zu lassen. Ich wollte, ich hätte Zeit zu wollen, dass ich Zeit hätte. Das ist, weil in der wilden und vergewaltigten Erde zu bald zu bald zu bald. Nicht, dass ich nicht wollte und nicht will, aber es ist zu bald zu bald zu bald.
    Jetzt beginnt er, es zu sagen. New Hope drei Meilen. New Hope drei Meilen. Das meint man mit dem Schoß der Zeit: die Qual und die Verzweiflung auseinanderdrängender Knochen, das beinerne Becken, in dem die vergewaltigten Eingeweide der Ereignisse liegen. Als wir näher kommen, wendet Cash langsam den Kopf; sein blasses trauriges gefasstes fragendes Gesicht kehrt sich der roten leeren Kurve zu; neben dem Hinterrad sitzt Jewel auf dem Pferd und sieht unbewegt geradeaus.
    Das Land läuft aus Darls Augen aus; die Pupillen verengen sich zu Nadelspitzen. Sie beginnen bei meinen Füßen und steigen an meinem Körper hinauf zu meinem Gesicht, und dann ist mein Kleid weg: ich sitze nackt auf dem Vordersitz über den gemächlich trottenden Maultieren, über aller Seelenqual. Angenommen, ich sag ihm, er soll umkehren. Weißt du nicht, dass er tut, was ich sag? Einmal wachte ich auf, und eine schwarze Leere rauschte unter mir. Ich konnte nicht sehen. Ich sah, wie Vardaman aufstand, ans Fenster ging und das Messer in den Fisch stieß. Das Blut schoss heraus, zischend wie Dampf, aber ich konnte nicht sehen. Er tut, was ich sage. Das ist immer so. Ich kann ihn zu allem überreden. Ihr wisst, dass ich das kann. Angenommen, ich sage: Kehr hier um. Das war, als ich damals starb. Angenommen, ich tu’s. Wir fahren nach New Hope. Wir müssen nicht in die Stadt. Ich stand auf, zog das Messer aus dem blutströmenden, noch immer zischenden Fisch, und ich tötete Darl.
    Als ich noch mit Vardaman zusammen schlief hatte ich einmal einen Albtraum ich dachte ich sei wach aber ich konnte nicht sehen und ich konnte nicht fühlen ich konnte das Bett unter mir nicht fühlen ich konnte nicht denken was ich war ich konnte mich nicht an meinen Namen erinnern ich konnte nicht einmal denken ich bin ein Mädchen ich konnte nicht denken ICH noch konnte ich denken ich möchte aufwachen noch mich erinnern was das Gegenteil von Aufwachen ist sodass ich so tun könnte als wüsste ich dass etwas vorüberzieht aber selbst an die Zeit konnte ich nicht denken dann auf einmal wusste ich dass etwas da war es war Wind der über mich wehte es war als ob der Wind kam und mich fortblies von dort wo es war und Vardaman schlief und alle waren wieder da unter mir und es ging immer weiter als würde ein Tuch aus kühler Seide über meine nackten Beine gezogen
    Es weht kühl von den Kiefern herüber, ein trauriges, stetes Geräusch. New Hope. War 3 Meilen. War 3 Meilen. Ich glaube an Gott. Ich glaube an Gott.
    «Warum sind wir nicht nach New Hope gefahren, Pa?», fragt Vardaman. «Mr. Samson hat gesagt, wir würden das tun, aber wir sind an der Abzweigung vorbeigefahren.»
    Darl sagt: «Da, Jewel.» Aber mich sieht er nicht an. Er sieht zum Himmel. Der Bussard steht so reglos, als wär er da oben festgenagelt.
    Wir biegen in Tulls Feldweg ein. Die Räder wispern im Schlamm, als wir an der Scheune und den grünen Baumwollreihen in der wilden Erde vorbeifahren und auf dem Acker ein Stück entfernt Vernon hinter dem Pflug sehen. Er hebt die Hand, als wir vorbeikommen, bleibt stehen und sieht uns lange Zeit nach.
    «Da, sieh, Jewel», sagt Darl. Jewel sitzt auf seinem Pferd, als ob beide aus Holz geschnitzt wären, und sieht unbewegt geradeaus.
    Ich glaube

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