Als ich im Sterben lag (German Edition)
Acht Meilen Ackerland, das man mit seinem Schweiß getränkt und in das man die Saat gesät hat nach dem Willen des Herrn, alles ausgeschwemmt aus der Erde des Herrn. Nirgends in dieser sündigen Welt kann ein ehrlicher, schwer arbeitender Mann es zu was bringen. Alles ist für die, die in den Städten ihre Geschäfte haben und die nicht schwitzen müssen und die von denen leben, die schwitzen. Für den schwer arbeitenden Mann, für den Farmer, gibt es nichts. Manchmal denk ich, warum wir immer weitermachen. Wohl weil es einen Lohn für uns gibt da oben, wo sie ihre Autos und solche Sachen nicht mitnehmen können. Jeder Mensch ist da gleich, und der Herr wird denen nehmen, die haben, und denen geben, die nicht haben.
Aber man muss anscheinend lange warten bis dahin. Es ist schlimm, dass einer zum Lohn für seine Rechtschaffenheit verhöhnt wird, er und seine Toten. Wir sind noch den ganzen Tag gefahren, und es war fast schon dunkel, als wir bei Samsons Brücke ankamen, und da war auch die weggeschwemmt. Es waren alte Männer da, die hatten noch nie gesehn oder gehört, dass es so was seit Menschengedenken gegeben hat. Ich bin der Auserwählte des Herrn, denn wen Er liebt, den züchtigt Er auch. Aber ich will verdammt sein, wenn Er nicht manchmal ziemlich merkwürdige Wege geht, um das zu beweisen. Kommt mir jedenfalls so vor.
Aber jetzt kann ich meine Zähne kriegen. Das wird ein Trost sein. Wird es bestimmt.
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Samson
Es war kurz vor Sonnenuntergang, als der Wagen die Straße raufkam. Fünf waren sie, und der sechste zu Pferd hinterher. Einer hob die Hand, aber sie fuhren am Laden vorbei, ohne anzuhalten.
«Wer ist das?», fragt MacCallum; mir fällt sein Vorname nicht ein. Rafes Zwillingsbruder, der war’s.
«Das ist Bundren, aus der Gegend hinter New Hope», sagt Quick. «Das ist eins von den Snopes-Pferden, was Jewel da reitet.»
«Wusste gar nicht, dass von diesen Pferden noch eins übrig ist», sagt MacCallum. «Ich dachte, ihr da unten hättet es am Ende fertiggebracht und sie alle weggegeben.»
«Versuch mal, mit dem da fertigzuwerden», sagt Quick. Der Wagen fuhr weiter.
«Der alte Lon hat es ihm bestimmt nicht geschenkt, jede Wette.»
«Nein», sagt Quick. «Er hat es Pappy abgekauft.» Der Wagen fuhr weiter. «Die haben anscheinend noch nicht gehört, was mit der Brücke ist», sagt er.
«Was tun die überhaupt hier oben?», fragt MacCallum.
«Machen sich einen freien Tag, weil er seine Frau beerdigen muss», sagt Quick. «Wollen wohl in die Stadt und müssen hier lang, weil Tulls Brücke doch auch weg ist. Ich wundere mich, dass sie keine Ahnung haben, was mit dieser Brücke ist.»
«Sie werden fliegen müssen», sag ich. «Ich glaube nicht, dass zwischen hier und der Ishatawa-Mündung noch eine einzige Brücke steht.»
Sie hatten etwas im Wagen. Quick war vor drei Tagen bei der Trauerfeier gewesen, und wir haben uns natürlich weiter keine Gedanken gemacht, nur dass sie reichlich spät von zu Hause losgefahren sind und nichts von der Brücke wussten. «Ruf lieber mal hinter ihnen her», sagt MacCallum. Verdammt, der Name liegt mir ganz vorn auf der Zunge. Quick rief also hinter ihnen her, sie hielten an, und er ging zum Wagen und hat es ihnen gesagt.
Er kam mit ihnen zurück. «Sie wollen nach Jefferson», sagt er. «Die Brücke bei Tull ist auch weg.» Als ob wir das nicht wüssten; sein Gesicht sah komisch aus, um die Nase rum, aber sie saßen einfach da, Bundren und das Mädchen und der kleine Junge vorn und Cash und der andere, der, über den die Leute reden, auf einem Brett, das sie quer übers Wagenende gelegt haben, und der Dritte von den Großen auf dem gescheckten Pferd. Aber ich glaube, sie waren inzwischen daran gewöhnt, denn als ich zu Cash sagte, sie müssten wieder über New Hope zurück und wie sie am besten fahren sollten, hat er bloß gesagt:
«Ich denke, wir schaffen das schon.»
Ich mische mich nicht gern ein. Soll jeder es so machen, wie er es für richtig hält, sag ich. Aber nachdem ich mit Rachel über sie gesprochen habe, dass sie keine feste Aushilfskraft haben und es doch Juli ist und so, bin ich zur Scheune zurück und wollte mit Bundren darüber reden.
«Ich hab ihr mein Wort gegeben», sagt er. «Sie war nicht davon abzubringen.»
Mir fällt auf, wie es einen trägen Mann, einen Mann, der die Bewegung hasst, hart ankommt, wenn er, einmal in Bewegung gesetzt, weitermachen muss, etwa so, wie vorher alles in ihm auf Stillstand
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