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Als ich lernte zu fliegen

Als ich lernte zu fliegen

Titel: Als ich lernte zu fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roopa Farooki
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sie, genauso dem irrationalen Dunkel von Gefühlen ausgeliefert ist – und dass es wirklich manchmal nötig sein wird, ihm zu verzeihen, genau wie jetzt.

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    »Ich hab euch was zu erzählen«, sagt Lila, als sie mit einer Champagnerflasche zur Haustür hereinkommt. »Riesen-Neuigkeiten.« Sie küsst Asif auf die Wange und blickt sich erwartungsvoll im Wohnzimmer um. »W o ist Yasmin? Sie ist bestimmt aufgeregt, dass der Dokumentarfilm heute Abend gesendet wird. Sie ist schon fast eine Berühmtheit.«
    »Aufgeregt ist sie eigentlich nicht«, sagt Asif. »Sie sitzt in ihrem Zimmer und hat gesagt, dass sie nicht gestört werden will. Sie ist schon die ganze Woche in einer seltsamen Stimmung. Noch seltsamer als sonst, meine ich.«
    »Hat es mit ihren Prüfungsergebnissen zu tun?«, fragt Lila. »Ich dachte, sie hätte die erwarteten Noten bekommen?«
    »Hat sie auch«, bestätigt Asif. »Daran liegt es nicht. Sie hat sich über die Ergebnisse gefreut. Allein schon deshalb, weil sich alle Voraussagen erfüllt haben. Es wäre eher eine Katastrophe gewesen, wenn sie in Geschichte eine Eins statt der erwarteten Zwei bekommen hätte.« Er seufzt, und Lila sieht, wie die Anspannung um seine Augen und damit seine übliche Besorgtheit wiederkehren. »Ich habe sie gefragt, an welchem College sie studieren will, weil sie ja drei Zusagen hat, und sie hat nur etwas von irrelevant gebrummt. Größtenteils oder völlig irrelevant, waren ihre Worte. Auch beim Blickkontakt hat sie in letzter Zeit Rückschritte gemacht, sie hat mich kaum angesehen.«
    »Das liegt sicher daran, dass sie nicht mehr zur Schule geht«, meint Lila. »Sie ist es nicht mehr gewöhnt, unter Menschen zu sein, weil sie den ganzen Tag allein zu Hause sitzt, fernsieht und Doom spielt. Da ist es kein Wunder, wenn es mit ihrer sozialen Kompetenz bergab geht.«
    »Ich hab’s denen ja gesagt, dass das passieren würde.« Asif ärgert sich, dass er sich zu sehr auf Yasmins Therapeuten verlassen hat. »Die haben gemeint, ich behandle Yasmin wie ein kleines Kind. Ich sei derjenige, der sie nicht aus ihrer Routine herauswachsen lässt. Na ja, so haben sie es zwar nicht ausgedrückt, aber sie haben es durchblicken lassen.«
    Lila merkt, dass sie immer noch die Champagnerflasche in der Hand hält, und kommt sich etwas blöd vor, als wäre sie im Cocktailkleid bei einer Beerdigung aufgekreuzt. Aber dann wehrt sie sich gegen dieses Gefühl. Sie hat jedes Recht dazu, Champagner mitzubringen, jedes Recht, mit ihrer Familie zu feiern; es sollte sich nicht immer alles nur um Yasmin drehen, nicht mehr. »Da wir schon mal von mangelnder sozialer Kompetenz sprechen: Hast du nicht gehört? Ich habe euch was mitzuteilen. Können wir Yasmin runterholen? Ich möchte mit euch beiden reden.«
    »Du kannst es gern probieren.« Asif ist mit seinen Gedanken immer noch ganz bei Yasmin, und so dringen Lilas Worte nicht richtig zu ihm durch. »Ich habe es seit heute früh jede halbe Stunde bei ihr versucht, aber sie will nichts von mir wissen. Vielleicht hast du mehr Glück.«
    Lila stellt die Flasche auf den Sofatisch. »Als ob, Asif«, sagt sie resigniert. Dass Yasmin, wenn sie schon auf Asif nicht gehört hat, auf Lila erst recht nicht hören wird, ist sonnenklar. »Dann sag ich’s eben dir und Yasmin erst später. Ich wollte es euch rechtzeitig vor heute Abend erzählen, vor der Sendung, weil ich Yasmin nicht die Show stehlen wollte.« Lila lächelt frech, stupst Asif verschwörerisch an und gesteht: »Na, vielleicht will ich’s doch. Ein bisschen jedenfalls. Aber ich verkneif’s mir.«
    Asif, der ganz in sich zusammengesackt in seinem Sessel sitzt, blickt hoch; endlich hat Lila seine Aufmerksamkeit. »W as gibt’s denn Neues?«, fragt er, ohne einen Schimmer, worum es sich handeln könnte.
    Lila setzt sich ihm gegenüber, nimmt seine Hand und sieht ihn so offen und direkt an, wie es Yasmin nie gelingen kann, nicht einmal, wenn sie während des Blickkontakts sorgfältig »Mississippi eins, Mississippi zwei« zählt. »Ich habe mich verlobt!«, jubelt Lila schließlich. »Ich werde heiraten!«
    »Ach, mein Gott, das ist ja … wow!«, sagt Asif zögernd. Er ist bis ins Mark erschüttert und merkt selbst, dass er Blödsinn redet, um Zeit zu schinden, während er innerlich rotiert und fieberhaft nach der richtigen Antwort sucht.
    »W ahnsinn, was?«, kreischt Lila und fällt mit einer wilden Umarmung über ihn her.
    »Ich meine, Glückwunsch. Er ist ein

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