Als ich lernte zu fliegen
dir.« Dann fährt sie fort: »Es ist ja nichts Schlimmes passiert, nur ein schlechter Fick. Du hast nichts ruiniert, jedenfalls nichts zwischen uns, meine ich.« Ihr kommt der Gedanke, dass selbst schlechter Sex mit Henry immer noch besser ist als guter Sex mit sämtlichen Männern, die sie je gekannt hat, einschließlich eines körperlich so attraktiven Manns wie Wesley.
»Du bist ein intelligentes Mädchen, Lila, aber manchmal kannst du ganz schön unterbelichtet sein«, brummt Henry und rollt zu ihr hinüber. »Begreifst du wirklich nicht, warum ich heute Abend mit dir ins Nobu gegangen bin?«
»W enn du mich unterbelichtet nennst, dann bist du auf dem besten Weg, doch noch alles zu ruinieren«, erwidert Lila in scharfem Ton. »Und ich weiß, warum wir im Nobu waren. Du wolltest mich dafür entschädigen, dass ich den ganzen Nachmittag deine grauenhafte Schwester ertragen musste.«
Henry schüttelt enttäuscht den Kopf. »W ir waren im Nobu, weil ich dir heute Abend einen Antrag machen wollte, und du musstest meine grauenhafte Schwester ertragen, damit du weißt, was dir mit meiner grauenhaften Familie bevorsteht.«
»W as?«, sagt Lila. »Einen Antrag? Mit Ring und allem?« So kurz nach den unglücklichen Ereignissen des Abends und in Henrys spartanischem Schlafzimmer kommt ihr der Gedanke absurd vor; sie muss ein Lachen unterdrücken.
»Natürlich mit Ring! Schließlich habe ich im Gegensatz zu dir eine gewisse Ahnung von Etikette«, sagt Henry beleidigt. »Der Kellner sollte ihn in einem Glas Champagner bringen, aber dein widerlicher Schönling von Ex hat mit seinem Geschlabber alles ruiniert.« Er seufzt. »Ich weiß, dass meine Reaktion übertrieben war, aber ich kam mir vor wie ein Idiot, als hätte ich unsere Beziehung falsch eingeschätzt. Ich weiß, dass Eifersucht etwas Dummes ist, aber ich habe noch nie für jemanden so empfunden. Weißt du, dass ich nachts von dir träume? Ich träume davon, wie deine Stimme sich verändert, wenn du lächelst, wie deine Haut duftet. Ich träume, dass ich dich in den Armen halte, wenn du gar nicht da bist. Ich träume davon, für immer mit dir zusammen zu sein. Ich war drauf und dran, dich zu fragen, ob du mich heiraten willst, und dann sah es für mich so aus, als ob du ihm nicht einmal sagen wolltest, dass ich dein Date bin.« Er zieht den Ring aus der Tasche seiner Jeans und legt ihn neben ihr aufs Bett. »Der ist von meiner Großmutter«, sagt er.
»Oh«, entfährt es Lila. Ihr fehlen die Worte, was sie gar nicht von sich kennt. »Der ist aber schön«, sagt sie. »Na gut – okay.« Einen Moment sieht es aus, als wollte sie noch etwas hinzufügen, doch sie bleibt stumm.
»W ie bitte?« Henry hebt den Kopf. »Soll okay nun Ja heißen oder etwas anderes, was nicht Ja bedeutet?«
»W er bitte ist hier unterbelichtet?«, fragt Lila. »W as soll okay denn sonst noch alles heißen?«
»Mein Gott, wie ich dich liebe«, bricht es aus Henry hervor; er rutscht von der Bettkante, sinkt vor Lila auf die Knie, nimmt ihre Hand und hält sie sanft an seinen Mund, um sie zu küssen. »Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der so kreativ ist, so launisch, so lustig und rundherum wunderbar. Ich verdiene dich nicht, aber ich werde alles tun, um dich zu verdienen«, verspricht er. Er nimmt ihr den Ring ab und schiebt ihn behutsam auf ihren Finger. Und ohne ihre Hand loszulassen, setzt er sich wieder zu ihr auf die Bettkante.
»Du warst ganz schön blöd heute Abend, aber du weißt, dass ich dich auch liebe«, gesteht sie. »W arum hätte ich sonst heute Abend auf deiner Treppe gewartet und wäre dir bis zu deiner Tür gefolgt?« Sie dreht ihm ihr Gesicht zu, bis ihre Lippen einander sanft begegnen. »Du kannst jetzt gleich mit der Wiedergutmachung anfangen, wenn du magst«, sagt sie und seufzt selig, als er sie in die Arme nimmt und langsam und behutsam küsst, dann sinken sie wie von selbst aufs Bett zurück. Da ist nichts mehr von Entwürdigung, Zorn und dem Gefühl, benutzt oder genommen zu werden; es geht nur noch um Schenken und Empfangen. Lila fühlt sich wieder sauber, so überirdisch rein wie eine Märchenbraut auf einer Wiese, in jungfräuliches Weiß gekleidet, einen Strauß Wildblumen in den Händen.
Was für ein unglaubliches Wunder, denkt sie, dass sie einander gefunden haben. Es ist für sie jetzt sogar noch leichter, mit Henry zusammen zu sein, nachdem er gezeigt hat, dass er auch Fehler hat. Sie weiß jetzt, dass er genauso verletzlich sein kann wie
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