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Als könnt' ich fliegen

Als könnt' ich fliegen

Titel: Als könnt' ich fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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deiner Mutter schreiben.«
    »Warum?«, fragte er. »Es gibt keinen Grund dafür. Gar keinen.« Es klang bitter. Zu bitter für die Stimmung, in der wir waren.
    »Warum war es dann wichtig«, fragte ich ihn, »dass du mein Bein angesehen und berührt hast?«
    »Gestern Abend waren die beiden Typen wieder im Shark. « Björn meinte Dennis und Hardy und machte ein besorgtes Gesicht. »Sie haben nach dir gefragt. Ehrlich gesagt sahen sie nicht aus, als wollten sie eine Runde mit dir kickern. Es sei denn, du wärst der Ball.«
    Wir standen auf dem Schulhof. Björn hatte mich zu sich gewunken. Was er sagte, erschien mir völlig unlogisch.
    »Kannst du’s mir auch erklären?«, fragte ich. »Ich hab doch nur die Wette zurückgezogen. Für ihn ging es doch um nichts.«
    »Vielleicht ja doch«, orakelte Björn. »Kann doch sein, dass es ihm nur darum ging, dass du die Wette annimmst. Sie vielleicht sogar gewinnst?«
    »Könntest du dich etwas klarer ausdrücken?«
    »Genau weiß ich es ja auch nicht«, sagte er. »Aber es war doch von Anfang an komisch, dass er von dir keinen Wetteinsatz gefordert hat.«
    »Aber was schließt du daraus?« Langsam wurde ich ungeduldig. Gleichzeitig hatte ich das beklemmende Gefühl, mal wieder den Überblick verloren zu haben.
    »Ich schließe daraus«, dozierte Björn, »dass er möglicherweise von jemand ganz anderem seine Belohnung bekommt.«
    »Aber wofür?«
    Björn guckte genervt. »Dafür, dass du die Wette annimmst! Und sie vielleicht sogar gewinnst! Du warst zwar schon immer ziemlich begriffsstutzig, aber als blöd hätte ich dich bisher nicht bezeichnet.«
    Ich versuchte nachzudenken. »Aber was hätte denn irgendjemand davon?«, fragte ich.
    Björn redete wie mit einem absolut hoffnungslosen Fall: »Vielleicht jemand, der sich unbedingt wünscht, dass Milena einen Freund findet? Zum Beispiel ihr Bruderherz?«
    »Quatsch!«, rief ich. »Der will, dass ich die Finger von ihr lasse.«
    Björn stutzte. »Dann weiß ich es auch nicht«, sagte er. Es klang, als sei plötzlich die Luft aus ihm raus. »Vielleicht gibt’s noch jemand, den ich nicht auf der Rechnung habe.«
    »Oder du bist ganz einfach auf dem Holzweg«, meinte ich.
    »Das glaub ich nicht«, sagte er nachdenklich. »Vielleicht gibt es noch einen ganz anderen Grund, warum dich jemand in diese Wette locken wollte.«
    Es klingelte, die Pause war zu Ende. Langsam trotteten wir los Richtung Eingang.
    »Ich dachte, du willst Schauspieler werden«, sagte ich. »Schon mal über Privatdetektiv nachgedacht?«
    »Du siehst also ein, dass ich Recht hab?« Er schien hochzufrieden.
    Er brauchte einen Dämpfer: »Hab ich behauptet, du wärst ein guter Detektiv?«
    An diesem Nachmittag regnete es zum ersten Mal seit vielen Wochen. Nicht viel, aber die Straßen wurden für kurze Zeit nass. Als ich vor unserem Haus vom Rad stieg, trat plötzlich Sven aus dem Gebüsch. Ich war völlig in Gedanken versunken gewesen.
    »Mann!«, rief ich. »Warum erschreckst du mich so?«
    Er machte einen weiteren Schritt auf mich zu. Sein Blick bohrte sich in meinen.
    »Wenn du sie nicht endlich in Ruhe lässt«, sagte er, »mach ich noch ganz was anderes.«
    »So, was denn?« Ich stellte mein Fahrrad ab und pflanzte mich direkt vor ihm auf. »Da bin ich aber echt neugierig.«
    Er war ein, zwei Jahre älter, ich dafür fast einen halben Kopf größer. Ich hatte es satt, mich andauernd bedrohen zu lassen. Weder von ihm noch von irgendwem anderen. Dabei war er mir nicht mal unsympathisch. Und seine Schwester mochte ich mehr als irgendwen anderen. Außerdem war er überhaupt nicht der Typ, der andere bedrohte. Ich wusste nicht, warum er sich das antat.
    Statt direkt auf meine Frage zu antworten, betonte er noch einmal: »Ich will, dass du sie in Ruhe lässt.« Er wich keinen Millimeter zurück. Er war offenbar einer von der zähen Sorte und nicht ganz unkompliziert. Anscheinend eine Familieneigenschaft.
    »Und?« Ich nahm meine Tasche vom Gepäckträger. »Will sie das auch? Dass ich sie in Ruhe lasse?«
    Die Frage schien ihn zu verwirren. »Das tut nichts zur Sache«, behauptete er. Ich lachte spöttisch.
    »So, und was tut deiner Meinung nach etwas zur Sache?«, fragte ich. »Das, was du willst?«
    Er wich meiner Frage aus. »Neulich hat sie den ganzen Tag geweint«, sagte er. Seine Augen flackerten unruhig. Plötzlich wurde der Regen heftiger. Wir stellten uns unter einen Baum.
    »Das war …«, ich suchte nach den richtigen Worten, »… ein

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