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Als Mrs Simpson den König stahl

Als Mrs Simpson den König stahl

Titel: Als Mrs Simpson den König stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Nicolson
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meinen. Aber es wird immer auch ein paar eben noch erträgliche Kehrseiten geben: Schnarchen zum Beispiel oder mangelndes Interesse an Blumen.«
    May musste lächeln. Unzählige Male hatte sich ihre Mutter bei ihrem für solche Probleme unempfänglichen Mann über den
für Rosen ungeeigneten Erdboden der Karibik beschwert. Die ganze Familie hatte sich daran gewöhnt, dass Edith sich nach den süß duftenden Büschen sehnte, die sie in dem kleinen Garten hinter dem Haus ihrer schottischen Kindheit allen Widrigkeiten zum Trotz zum Wachstum überredet hatte.
    »Aber wenn man Glück hat«, fuhr ihre Mutter fort, »wird man die wahre Liebe finden, selbst wenn es nur für kurze Zeit ist. Und wenn man noch mehr Glück hat, wird man jemanden finden, den man ein ganzes Leben lang liebt und von dem man ein ganzes Leben lang geliebt wird. O ja, und es ist wichtig, dass man einen Mann heiratet, der zuhören kann, und natürlich musst auch du zu hören, nicht einfach nur hören, was er sagt. Das ist ein großer Unterschied. Ich möchte, dass du lernst zuzuhören, damit du selbst wählen kannst, wie du dein Leben gestalten willst, statt jede erstbeste Gelegenheit wahrzunehmen, die sich bietet.«
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach Mays Gedankengang. Vor ihr stand ein etwa zehnjähriges Kind, das mit seinen unsicheren Händen eine Untertasse und eine Tasse balancierte, aus der Dampf emporstieg. Ein gut Teil der Flüssigkeit war schon über den Rand geschwappt.
    »Mum hat die Dielen knarren hören und gemeint, dass Sie vielleicht eine Tasse Tee möchten«, sagte das Mädchen mit der sommersprossigen Nase, und ohne May eine Chance zu geben, etwas zu erwidern, fuhr sie fort: »Da habe ich gesagt, ich würde sie der neuen Fahrerin gerne bringen. Ich bin Florence, und ich wollte Sie mir mal anschauen. Sie haben doch nichts dagegen?«
    »Natürlich nicht«, sagte May und streckte die Hand aus, um die schwankende Tasse entgegenzunehmen. »Und nichts in der Welt wäre mir lieber als eine Tasse Tee.«
    Florence sah erfreut aus.
    »Waren Sie in der Sonne?«
    »Ja, gewiss«, antwortete May ein wenig überrascht.
    »Das dachte ich mir«, sagte Florence. »Sie sehen gebräunter
aus als alle anderen. Ich darf nicht in die Sonne. Na ja, im Moment scheint ja gar keine, aber selbst wenn sie schiene, dürfte ich nicht in die Sonne. Ich muss einen Hut tragen, obwohl ich schon fast zehn bin. Meine Mutter sagt, meine Sommersprossen sind schon schlimm genug, und in der Sonne würde ich noch mehr bekommen.«
    May war fasziniert.
    »Vielleicht könnten Sie ja meiner Mutter sagen, dass die Sonne mir nichts anhaben wird? Dauernd muss ich Dinge tun, die ich nicht tun will. – Und «, fügte Florence mit tiefer und unheilverkündend klingender Stimme hinzu, »Geheimnisse für mich behalten, die ich nicht weitererzählen darf.«
    May versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken.
    »Ich finde deine Sommersprossen hinreißend.«
    »Das findet niemand, außer Mr Hooch. Mögen Sie Mr Hooch? Manchmal kommt er in unsere Schule, um uns etwas über die Tiger und Elefanten zu erzählen, die er gesehen hat, als er in Indien aufwuchs. Und er liest uns Geschichten von Mr Kipling vor.«
    Florence schleuderte ihre rötlich goldenen Zöpfe nach hinten, sodass sie ihr über den Rücken fielen, bis weit unter die Schultern. Unten an jedem Zopf baumelte eine grüne Schleife, die sich halb gelöst hatte.
    »Das klingt ja wunderbar«, erwiderte May. Allmählich machte das Gespräch ihr Spaß. »Mr Kipling ist auch einer meiner Lieblingserzähler«, sagte sie.
    »Mr Hooch mag ich lieber als Vera.«
    »Wer ist Vera?«
    »Vera ist die Gärtnerin. Sie heißt Vera Borchby, und sie hat immer nur Latzhosen an, nie Röcke oder Kleider, und im Sommer darf ich nie die Himbeeren aus dem Korb essen. Das ist wirklich ungerecht, ich liebe Himbeeren. Sie sagt, sie müssen für die Herrschaften aufgehoben werden.«
    Einen Augenblick lang wirkte Florence niedergeschlagen. Sie
zog die Stirn kraus und biss sich fest auf die Unterlippe. Dann hellte das kleine runde Gesicht sich wieder auf, gerade so, als wäre plötzlich ein Vorhang zurückgezogen und das Tageslicht hereingelassen worden.
    »Würden Sie gern Mrs Jenkins kennenlernen, die das Postamt leitet?«, fragte sie. »Ich könnte Sie vorstellen. Manchmal riecht sie nach Käse. Ich weiß auch nicht, warum. Und manchmal sagt sie Dinge, die man besser für sich behält. Sie weiß nicht, dass sie es tut. Mum sagt, es ist eine Art Krankheit.

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