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Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Titel: Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unheilig
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Fall etwas sein, was mit Menschen zu tun hatte, schließlich hatte ich gerade bei der Bundeswehr erkennen dürfen, dass es sehr wohl Spaß machen konnte, beruflich mit anderen Leuten zu arbeiten. War doch gerade das Behandlungszimmer der Ort, an dem sich Tag für Tag alle trafen und auch austauschen konnten. Ganz im Gegensatz zu meinem ersten Versuch als Zahntechniker …
    Beim Besuch eines Optiker-Ladens konnte ich dann zufällig die Arbeit eines Hörgeräteakustikers beobachten. Ein Beruf, den ich bis dahin nicht auf meinem Radar hatte, der aber – so schien es – durchaus interessant wirkte. Da man in diesem Job überdies eine ganze Menge über Akustik und Klang lernen konnte, mit Menschen zu tun hatte und es in meiner Heimatstadt viele Bewerbungsmöglichkeiten gab, stand mein Entschluss schon bald fest.
    Was ich in Erfahrung bringen konnte, klang gut – einzig die Tatsache, dass man einen Teil der Kosten für diese sehr aufwendige Ausbildung selbst tragen musste und dass die Berufsschule in Lübeck war, störte ein wenig. Ich traf meine Wahl dennoch. Es handelte sich schließlich um einen Beruf, den nicht allzu viele wählten, und demzufolge versprach ich mir auch eine gewisse Jobsicherheit. Und genau die brauchte ich – denn von einer Karriere als Berufsmusiker konnte ich nicht mehr so ohne Weiteres ausgehen.
    Ich bewarb mich noch während der Bundeswehrzeit bei einigen Betrieben und hatte glücklicherweise schon nach kurzer Zeit eine Lehrstelle bekommen. Die Abfindung, die ich nach Beendigung meines Wehrdienstes erhalten sollte, wollte ich zur Finanzierung meiner Ausbildung verwenden. Ein guter Plan, wie ich fand – und meine Zukunft sah plötzlich wieder etwas hoffnungsfroher aus.
    Rückblickend betrachtend erinnere ich mich gerne an meine Zeit bei der Bundeswehr. War sie in erster Linie doch nur als finanzielle Einnahmequelle gedacht, merkte ich am Ende doch, dass mir die Bundeswehr ein wenig mehr bedeutet hatte. Dort konnte ich die ersten Gehversuche in meine Selbstständigkeit machen, die ersten Erfahrungen in Bezug auf Verantwortung sammeln und ich hatte es geschafft, mich in dieser bisweilen stupiden Männerhierarchie durchzusetzen – mit meinen Mitteln. Im Grunde war der Bund die erste wirklich ernst zu nehmende Vorbereitung auf das Leben. Ich hatte diese Herausforderung angenommen und sie auch bestanden – alleine, ohne die Hilfe meiner Eltern. Und das hatte mir Mut und Kraft gegeben.

Im kalten Norden
    Das Leben hatte es – trotz einiger Rückschläge – bis dahin eigentlich nicht schlecht mit mir gemeint. Auch das tiefe Loch, in das ich während meiner Bundeswehrzeit gefallen war, schien überwunden. Die Dienstzeit war zu Ende gegangen – ich hatte sogar eine herzliche Verabschiedung bekommen –, dann war da die Abfindung, eine Wohnung in Aussicht, vor dem Haus stand ein VW Käfer – ich war fit, hatte gute Freunde und richtig viel Spaß.
    Die Sache mit der Musik beschäftigte mich indes noch immer. Dabei stellte sich die Frage, was aus all meinen Plänen geworden war? Das eigene Studio, die Karriere als Berufsmusiker – alles nur ein Strohfeuer? Hatte ich mich vielleicht getäuscht in all den Jahren, oder war ich vielleicht mit meinen neuen Zielen auf dem falschen Weg? Künstler und Musiker oder die bürgerliche Variante mit Anzug, Hörgeräten und Ladenöffnungszeiten – und zwar auf Lebenszeit?
    All diese Fragen kamen immer wieder auf. Nur die Antworten ließen leider auf sich warten. Mir blieb vorderhand also keine Alternative und so begann ich in meiner Heimatstadt die Ausbildung zum Hörgeräteakustiker. Ich wollte und musste auf eigenen Beinen stehen und dazu gehörte auch der Auszug aus dem Elternhaus. Diese Abnabelung sollte endlich zu einer echten Selbstständigkeit führen – im Nachhinein betrachtet eine Entscheidung, die ich schon viel früher hätte treffen sollen.
    In der kleinen Wohnung hatte ich in meinem Schafzimmer eine Ecke für meine Instrumente eingerichtet. Allerdings waren die Zeiten nun vorbei, als ich im Keller meiner Eltern ungestört laut Musik machen konnte. Fortan spielte ich mit Kopfhörer oder musste sehr leise sein, wenn ich komponierte. Da ich zu dieser Zeit auch mit wesentlich weniger Geld auskommen musste, fing ich nebenbei damit an, in dem Fitnessclub zu arbeiten, in dem ich immer noch trainierte. Da ich ohnehin schon fast in diesem Club wohnte, bot es sich geradezu an, dort auch noch ein paar Mark nebenher zu verdienen.
    Natürlich

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