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Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Titel: Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unheilig
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wäre, wenn mich jemand bei dieser Sache gehört hätte. Ein wenig unangenehm ist mir diese Musik heute noch. Aber das bleibt ja unter uns …
    Es war unausgereift und erschreckend amateurhaft – gleichwohl ist es das Stück, mit dem alles begann. Alles, was ich später machte, baute auf diesen einen Song und daher bleibt er ein sehr wichtiger Baustein in meinem Leben – und in meiner Musik. Und deshalb erlaube ich mir heute, über die ganzen Schwächen und Defizite der damaligen Zeit hinwegzusehen und nehme das Lied so an, wie es nun mal war.
    Ganz nebenbei: Es hieß »Human Nations« und war mein erstes Musikstück mit Gesang.

Träume und Illusionen
    Wie es in meinem Leben so üblich war, verblasste das eine Extrem langsam wieder und das nächste – altbewährte – ergriff erneut Raum und Zeit: die Musik. Der Fitnesswahn trat immer mehr in den Hintergrund, dafür dachte ich fast rund um die Uhr nur noch über Texte und Melodien nach. Ich konzentrierte mich neben meiner Ausbildung immer mehr auf die Musik, komponierte in jeder freien Minute neue Stücke und machte – wenn mein Nachbar endlich außer Haus war – die Gesangsaufnahmen dazu. Während ich bis dahin nur Instrumentalmelodien in meinem Kopf hörte, kamen nun auch Gesangsideen dazu, die ich in Gedanken mit der Musik zusammensetzte.
    Auch während der Arbeit war ich nicht mehr in der Lage, abzuschalten. Ich bediente in meinem Ausbildungsbetrieb meine Kunden, verpasste ihnen ihre Hörgeräte und dachte dabei die ganze Zeit nur an Musik. Ein Zustand, der naturgemäß nicht gerade dazu beitrug, dass ich meinen Job so konzentriert und ordentlich erledigte, wie man es hätte erwarten können.
    Es schlichen sich immer mehr Fehler ein und ich war zu dieser Zeit häufig gezwungen, mir die mahnenden Worte meines Lehrmeisters anhören zu müssen. Ich solle mich doch bitte mehr auf das konzentrieren, was ich zu tun hatte, und nicht ständig mit den Gedanken abwesend sein, so sein Vorwurf. Und der Mann hatte ja auch recht. Aber ich konnte nicht anders. Ich war in meiner Gedankenwelt gefangen, komponierte in den folgenden Wochen immer mehr Stücke mit Gesang, während meine Ausbildung gewissermaßen nebenherlief. Ich schrieb Stück für Stück und stellte mir dabei vor, wie ich irgendwann einmal all diese Lieder auf einer CD haben würde und sie mir dann immer wieder anhören könnte.
    Irgendwann hatte ich etwa zwölf Songs fertig, genug Material also für meine erste CD. Und die wollte ich nun auch machen – mit Artwork, Grafik und allem, was dazugehörte. Einen Plan hatte ich auch: Mit dieser CD, die ja nun von ganz anderer Qualität war als die Kassette, die ich zuvor an die Plattenfirmen verschickt hatte, wollte ich mich erneut bewerben. Und je besser das Gesamtkonzept wäre – Musik und Cover –, desto eher hätte ich eine Chance, einen Plattenvertrag zu bekommen.
    Zunächst einmal brauchte also ich Fotos, um das Cover-Artwork gestalten zu können. Ich suchte mir aus dem Branchenbuch einen Fotografen und als ich vor dessen Geschäft stand, war mir sofort klar, dass ich mir einen überaus typischen Vertreter dieser Zunft ausgewählt hatte. In dem Schaufenster hingen die klassischen Hochzeits- und Babyfotos – hübsch gestellt vor lieblich-milchigen Hintergrund-Kulissen. Es half jedoch nichts – ich ging hinein und erklärte dem Mann, dass ich ein Musiker sei und Aufnahmen für eine CD bräuchte.
    Als ich hörte, dass die Fotosession alleine – also ohne Bildabzüge – 300 Mark kosten würde, verließ ich den Laden zunächst wieder. Dieses Geld hatte ich natürlich nicht und ich wollte auch nicht schon wieder meine Eltern anpumpen. Dabei gab es zu diesem Zeitpunkt schon gar keine Wahl mehr. Ich wollte diese CD machen und für das Cover brauchte ich nun mal Fotos. Also ging ich an die Ersparnisse, die ich eigentlich für die Schule zurückgelegt hatte, und machte das Fotoshooting.
    Und … was soll ich sagen? Die Aufnahmen von damals sind aus heutiger Sicht die wohl langweiligsten Fotos, die jemals von mir aufgenommen wurden. Aber: Zu jener Zeit war ich begeistert.
    Irgendwann hielt ich also die fertigen Fotos in den Händen. Es waren etwa 30 Bilder dabei, die mir auch wirklich gefielen. Der Fotograf wollte allerdings für jeden Abzug Geld und da ich eigentlich keines hatte, entschied ich mich für ein paar wenige, die meiner Meinung nach für ein Artwork gut genug waren, und so kostete mich die ganze Geschichte am Ende nahezu 400

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