Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)
Mark.
Danach ging ich erneut die Gelben Seiten durch, um eine Firma zu finden, die mir eine Grafik machen und meine Songs auf CD pressen konnte. Die Auswahl war groß, schließlich rief ich irgendwo an, machte einen Termin aus und erklärte dem Menschen, was ich haben wollte. Als der mir sagte, was alles zusammen kosten würde, fiel ich erneut vom Stuhl. 2500 Mark für die kleinstmögliche Abnahmemenge, also 500 Stück. Die Grafik wäre allerdings inklusive, meinte der Mann gütig, was mich in diesem Augenblick indes nicht trösten konnte. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Enttäuscht und desillusioniert fuhr ich wieder nach Hause und grübelte darüber nach, wie ich das alles doch noch realisieren könnte. Und ich fasste einen Entschluss: Ich würde mein Fitnesstraining aufgeben und nur noch nebenbei in dem Muskeltempel arbeiten. Keine Shakes mehr, keine überteuerten Eiweißpulver, keine Mitgliedsbeiträge – der Sport sollte nur noch ein Nebenjob sein, mehr nicht.
In dem folgenden halben Jahr versuchte ich, jeden Pfennig, den ich verdiente, zur Seite zu legen. Die 300 Mark, die ich für die Fotos von meinem Studienkonto genommen hatte, zahlte ich wieder ein, und ich fasste den Entschluss, mich von den Keyboards zu trennen, die nicht mehr unbedingt nötig waren. Und tatsächlich – nach rund sechs Monaten hatte ich zu meinem großen Erstaunen die Summe zusammen, die ich für die CD-Produktion aufbringen musste.
Ich setzte mich sofort wieder mit dem CD-Menschen in Verbindung, und der erstellte umgehend eine Cover-Grafik, die mir gut gefiel. Und auch der Titel der CD stand fest: Dreams and Illusions – von einem jungen Musiker, der sich »The Graf« nannte.
Am Computer konnte ich mir ansehen, wie das Cover ausschauen sollte, und musste schon bald zu meinem Leidwesen feststellen, dass der Mann kein ausgesprochener Experte für Rechtschreibung war. Auf meine Einwände hin meinte er aber, dass alles selbstverständlich noch einmal korrigiert werden würde – zunächst ginge es nur darum, ob mir der erste Entwurf überhaupt gefalle. Alles andere würde er in Ordnung bringen, sobald die CD in Produktion ginge.
Das tat er jedoch leider nicht – CD und Cover gingen ohne Schlussabnahme in Produktion. Die von mir beanstandeten Fehler hatte der Mensch beseitigt, dafür jedoch eine Fülle neuer eingebaut. Als ich bei ihm ankam, stand da ein ziemlich großer Karton mit meinen CDs. Ich war wahnsinnig aufgeregt, packte dieses riesige Paket in den Kofferraum meines Wagens und bezahlte die Rechnung. Zu Hause angekommen, zog ich stolz die erste CD aus dem Karton, hielt sie in meinen Händen und konnte es nicht fassen: Eine Compact Disc von mir. Mit meiner Musik, mit Fotos von mir auf dem Cover … Ein unbeschreibliches Gefühl.
Bis ich die vielen Fehler entdeckte. Die Enttäuschung, die in diesem Moment in mir aufkam, ist kaum mit Worten zu beschreiben. Ich war unglaublich verärgert, rief den Menschen an und machte meinem Unmut erst einmal Luft. Nur, was hätte man noch ändern können? Die CD war produziert, das Cover gedruckt – mir blieb gar keine andere Wahl. Ich musste diese Fehler als künstlerische Freiheit abhaken und die CD so nehmen, wie sie war – ändern konnte ich es nicht mehr.
Blieb die Frage, wie ich mit meiner ersten CD nun überhaupt Geld machen könnte. An satte Gewinne war überhaupt nicht zu denken, es ging vielmehr darum, dass ich die Schulden an meine Eltern zurückzahlen wollte. Sie hatten mir zwar nie ein schlechtes Gewissen gemacht, wenn ich mir Geld leihen musste – ganz im Gegenteil. Aber ich hatte einfach den Wunsch, ihnen zu zeigen, dass es richtig war, mich zu unterstützen. So wollte ich also schnellstmöglich mit dem Verkauf der CDs beginnen und vielleicht, so hoffte ich, würde am Ende ja noch ein bisschen mehr dabei herumkommen.
Ich war zu jener Zeit bereits in meinem zweiten Lehrjahr und ein weiteres Mal auf dem Weg zu meiner Berufsschule in Lübeck. Es war also die Chance, meine selbst gemachte CD unter die Leute zu bringen …
Zur Berufsschule reiste ich immer mit dem Zug. Ich hatte meine CD in dem portablen Player, die Kopfhörer auf den Ohren und hörte während der Fahrt fast ausschließlich meine eigene Musik. Die CD- Hülle musste dabei wohl aus meiner Tasche geschaut haben, denn irgendwann sprach mich eine ältere Dame an, die mit mir in einem Sechserabteil saß. Sie schielte auf das Cover und fragte mich, ob ich das da auf der CD wäre. Ich nickte
Weitere Kostenlose Bücher