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Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Titel: Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unheilig
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in meiner Wohnung angekommen war, fing ich damit an, einen Text darüber zu schreiben. Ich setzte mich nach einer langen Zeit wieder an meine Instrumente und schrieb ein Lied – mein erstes mit einem deutschen Text.
    Ich gab dem Stück den Titel »Stark« und verarbeitete darin alles, was ich in dieser Nacht fühlte. Ich spielte die Melodie ein, die ich in meinem Kopf hörte, wenn ich an diese Frau dachte, und sang den Text, den ich für sie geschrieben hatte. Danach ging ich irgendwann – meine Gedanken ganz bei diesem Menschen – schlafen.
    Am folgenden Morgen wurde ich sehr früh durch das Klingeln des Telefons geweckt und man teilte mir mit, dass die Frau in der Nacht irgendwann friedlich eingeschlafen sei. Ich weinte noch einen kurzen Moment und dann legte ich mich wieder hin und versuchte weiterzuschlafen.
    Wenn ich diese Zeilen hier niederschreibe, verspüre ich ein angenehmes Gefühl. War es doch vermutlich dieser eine Moment, der in mir mein erstes deutsches Lied auslöste, und dieser Song sollte sehr viel später einmal den Weg auf eine Platte mit dem Namen Phosphor finden. Ich konnte damals noch nicht ahnen, wie wichtig dieses Lied für mich einmal werden würde. Ich weiß nur, dass es mir entscheidend dabei geholfen hat, das Erlebte zu verarbeiten.
    Es sollte damals noch Jahre dauern, bis ich weitere Lieder in meiner Muttersprache schreiben würde. Der Grundstein dazu wurde allerdings in diesem einen kleinen Moment gelegt. Ich konnte mir dieses Lied anhören und sah die Bilder, die ich in dem Text hörte, vor meinem geistigen Auge ablaufen. Und das fühlte sich gut an.
    So etwas hatte ich zuvor noch nie erlebt. Und ich hatte in den Jahren zuvor nie deutsche Lieder gehört. Im Grunde war mein erster deutscher Song auch der erste überhaupt, den ich bewusst in meiner Muttersprache wahrgenommen hatte.

Viele Wege führen nach Rom
    Die Trauer hatte sich irgendwann wieder etwas gelegt – der Mensch versteht es schließlich gut, sich aus Gründen des Selbstschutzes abzulenken und seine Gedanken in andere, positivere Bahnen zu richten. Ich hatte mich intensiv mit dem Song »Stark« beschäftigt und die Auseinandersetzung mit der Musik hatte es vermocht, mich wieder ungetrübt nach vorne blicken zu lassen.
    Eines Abends dann saß ich mit Peter und Clint zusammen und spielte den beiden mein neues Stück vor. Sie waren sofort sehr beeindruckt von dem Song und meinten, Clint würde jemanden kennen, der das bestimmt singen würde. Es handelte sich dabei um einen zu jener Zeit recht erfolgreichen deutschen Sänger, den Clint noch von früher her kannte und dem er das Lied gerne schicken wollte.
    Ich dachte mir damals zunächst einmal nichts dabei und stimmte diesem Vorschlag zu. Im Grunde gefiel mir der Gedanke sogar, für andere Künstler Lieder zu schreiben. Könnte ich mich doch auf diese Weise voll und ganz auf die Musik konzentrieren und hätte nichts mehr mit nervtötenden Fotosessions zu tun. Und da der Name des Sängers sogar mir etwas sagte, war ich ziemlich gespannt darauf, was bei dieser Sache herauskommen sollte.
    Nach diesem Abend war ich geradezu aufgewühlt, schließlich hatte sich möglicherweise eine neue musikalische Perspektive für mich ergeben, an die ich bis dahin gar nie gedacht hatte. Der Gedanke, eine Chance mit meiner Musik zu bekommen, flammte also erneut auf. Und nur wenige Tage später teilte Clint mir mit, dass wir einen Termin bei dem besagten Sänger hätten und er uns alle nach München einladen würde. Er wäre von dem Lied »Stark« überaus begeistert und würde sich gerne mit uns treffen.
    Am darauffolgenden Wochenende wurden wir von dem Manager dieses Sängers in München in ein Studio geführt, wo uns der Künstler auch schon erwartete. Ich erklärte ihm, wie »Stark« entstanden war, und aus dem bis dahin breit grinsenden, überschwänglichen Gesicht wurde ein betroffenes – ein aufgesetzt betroffenes, wie ich fand, aber ich ließ ihm seine Aufführung.
    Diese Betroffenheit sollte allerdings schon bald beim Stammitaliener des Künstlers in der Münchner Innenstadt in andere Bahnen gelenkt werden. Am Eingang des Lokals wurden wir bereits von dem kleinen Restaurantbesitzer mit überbordender Theatralik in Empfang genommen und in einen Raum geführt, der augenscheinlich für die ganz speziellen Gäste gedacht war. An den Wänden hingen überall Bilder des Gastwirtes, der es sich natürlich nicht nehmen ließ, uns darauf hinzuweisen, dass dies alles Fotos von den

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