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Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Titel: Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unheilig
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alles dabei: Von der Ballade bis zu rockigem und experimentellem Material.
    Was wir machten, nahmen wir ernst, aber wir hatten auch eine Menge Spaß dabei. Mitunter nahmen wir uns mit Text und Gesang selbst auf die Schippe und ich glaube, ich hatte bis dahin noch nie so viel in einem Studio gelacht wie in diesen Tagen. Gleichzeitig sog ich alles auf, was ich von Clint lernen konnte. Schließlich hatte er es geschafft und konnte von der Musik leben.
    Mein Großvater sagte einmal, dass man am besten mit den Augen lernen könne, und diesen Rat beherzigte ich, indem ich auch noch die Ohren hinzunahm. Was Clint sagte, was er tat und was er dachte, war für mich gesetzt. Von ihm konnte ich lernen, und das war auch mein großes Ziel.
    Heute weiß ich – ohne jede Verbitterung –, dass meine Hingabe möglicherweise auch ein wenig ausgenutzt wurde. Peter und Clint hatten in mir einen Menschen gefunden, der ständig lieferte und immer verfügbar war. Ich produzierte mein Material in ungeheuerlichen Massen und stellte überdies mein Studio für allerlei Jobs kostenlos zur Verfügung. Ob ich damals tatsächlich mit Vorsatz ausgenutzt wurde, vermute ich noch nicht einmal, denn zumindest Clint glaubte – wie ich auch – an das, was wir da machten. Und wir machten sehr viel.
    Irgendwann meinte Clint, dass er darüber nachdenken würde, das ganze Material wieder bei Plattenfirmen vorzustellen, da er in den Liedern wirklich eine Möglichkeit sehe, einen Plattenvertrag zu bekommen. Gerade weil die Musik anders sei und einen gesunden Humor enthalte. Die Idee fand ich ganz gut, aber uns war beiden bewusst, dass gerade zu jener Zeit unglaublich viel gecovert wurde – alte Songs neu aufgelegt, schien das weitverbreitete Geheimrezept zu sein –, und es somit kaum Chancen gab, neue Titel auf den Markt zu bringen.
    Aber wir wollten es dennoch versuchen, und so wurde erneut eine Fotosession geplant – für ein Projekt, das sich »CRASH« nannte. Unsere Outfits sollten so ausgefallen sein, wie die Musik selbst, was uns dazu veranlasste, sämtliche Secondhand-Läden in unserer Stadt zu plündern.
    Ich hatte eine blaue Plüschjacke gefunden, lackierte meine alten Bunderwehrstiefel in Gold um und hängte mir alles an Goldketten um, was ich finden konnte. Am Ende sah ich wie ein Überbleibsel der Love-Parade aus – eines, das drei Wochen später noch immer vergeblich den Nachhauseweg suchte …
    Nun ja, nach ein paar Wochen kamen die ersten Antworten von den Plattenfirmen per Post. Die üblichen Standardbriefe, die ich bei meinen Bewerbungen zuvor schon erhalten hatte. Die meisten dieser Schreiben begannen mit dem Wort »leider«. Mehr musste man dann auch nicht gelesen haben. Aber im Gegensatz zu meinen ersten Demos ließen mich diese Absagen einigermaßen unberührt. Das Projekt war ein Spaß, also durfte man auch die Reaktionen der Plattenfirmen nicht weiter ernst nehmen.

Superbad
    Der Zusammenarbeit mit Clint konnte der Crash mit »CRASH« nichts anhaben. Wir trafen uns weiterhin nach der Arbeit bei mir im Studio und machten zusammen Musik. Ich komponierte, er schrieb die Texte und am Ende wurde alles eingesungen – von ihm, der Sängerin oder auch von mir.
    Der Gesang war damals für mich jedoch wieder weit in den Hintergrund gerückt, da ich mehr Spaß an der Komposition, den Arrangements und dem Programming hatte. Die Musik indes entwickelte sich stetig weiter und wir ergänzten uns immer besser. Aus CRASH war zwar nichts geworden, aber wir waren schon wieder mitten in den Planungen für ein neues Projekt.
    Zur damaligen Zeit waren die Spice Girls in Deutschland auf Platz 1 der Charts und Clint meinte, wir sollten auch eine Girlgroup zusammenstellen. Der Gedanke belustigte uns zunächst, aber war um eigentlich nicht? Hauptsache, wir hätten Spaß, und wenn dabei auch noch etwas einigermaßen Vernünftiges herauskäme, wäre das bestimmt kein Fehler.
    Clint wollte sich ein wenig umhören, während ich schon einmal damit begonnen hatte, Girlgroup-Musik zu komponieren. Ich schrieb also Lieder für eine Band, die es noch gar nicht gab, und Clint sang das Ganze als Demo dann mit hoher Stimme ein. Wir waren im Grunde bereit – es fehlten nur noch die Girls. Unser erster Song war fertig und Clint hatte auch schon einen Termin mit ein paar Mädels arrangiert, deren Eltern er wohl kannte. Sie seien alle zwischen 16 und 17 Jahre alt und könnten auch einigermaßen singen, meinte er. Und das war in dem Genre eigentlich schon mehr,

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