Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)
unzähligen Filmen seien, in denen er mitgespielt hatte. Der Wirt sei früher Schauspieler gewesen und dieses Lokal wäre in München ähnlich berühmt und begehrt wie der Besitzer selbst.
Als endlich ein wenig Ruhe eingekehrt war, erklärte der deutsche Sänger, dass er eine Plattenfirma habe, die mit ihm ein neues Album machen wolle – er aber nun noch Kompositionen suche und das Lied »Stark« genau der Song wäre, den er noch brauchte. Abgesehen davon wäre er auch offen für weitere Stücke, was für mich als jungen Komponisten doch sicherlich eine einzigartige Chance sein könne.
Er schaute mich ernst an und ich hatte das Gefühl, dass in diesem Augenblick erstmals keinerlei Attitüde in seinem Verhalten verborgen war. Ich sei begabt, hob er hervor, und ich solle etwas daraus machen und gut über seine Worte nachdenken. Das war dann aber auch schon wieder die letzte gehaltvolle Aussage dieses Sängers, bevor er mit dem Wirt zusammen erneut in die Schilderung sinnloser Witze und Anekdoten über alte Zeiten einschwenkte.
Alle am Tisch hörten vermeintlich interessiert zu und es wurde viel und auffallend laut gelacht, bis ich mich nach einem erstaunlich mittelmäßigen Abendessen mit Clint und Peter zusammen endlich wieder auf den Heimweg machen durfte.
Für die beiden schien es ein völlig normaler Abend gewesen zu sein. Sie erklärten mir, dass das Showbiz nun mal so funktionieren würde – man dürfe das alles nur nicht zu ernst nehmen. Mein Kopf indes qualmte und ich legte mich auf die Rückbank des Autos und schloss die Augen. Diese Welt mochte wohl wirklich so sein, aber meine war das leider nicht …
Natürlich fühlte ich mich irgendwie geschmeichelt – alles andere wäre gelogen. Da war ein berühmter Sänger, der mein Lied singen wollte – mehr konnte ich doch gar nicht erwarten. Aber mit diesem ganzen Gehabe drum herum konnte ich nichts anfangen und am Ende fand ich es sogar eher peinlich und unpassend, dass ausgerechnet so einer meinen Song verwenden wollte. Gleichzeitig wollte ich aber auch kein Spielverderber sein, schließlich war es der Kontakt von Clint und Peter, der für uns alle vielleicht noch wichtig werden könnte.
Womöglich stimmte die Redewendung mit den vielen Wegen, die nach Rom führten, ja doch, dachte ich für mich, und wenn dies die große Möglichkeit für mich wäre, dann sollte es eben so sein. Ich beschloss, noch eine Nacht über diese Fragen zu schlafen, und berichtete Clint und Peter nichts von meinen Zweifeln.
Ein schnelles Ende
Ob diese Nacht Schlaf nun tatsächlich zu der großen Erkenntnis geführt hatte, weiß ich nicht. In jedem Fall konnte ich mich immer besser mit dem Gedanken anfreunden, für andere Künstler Lieder zu schreiben. Ich hatte zwar für die merkwürdigen Angewohnheiten dieses deutschen Stars nichts übrig, aber am Ende ging es doch eigentlich nur darum, dass er sich für meine Lieder interessierte. Und wenn ich auf diese Weise mit meiner Musik weiterkommen würde, müsste man vielleicht auch mal über seinen Schatten springen. Oder sahen sich etwa Firmen wie Mercedes oder BMW jeden Einzelnen ihrer Autokunden genauer an? Und verfielen in Depressionen, wenn ein Zuhälter oder Wirtschaftskrimineller darunter zu finden war?
Mir gefiel außerdem der Gedanke, dass ich als Komponist eher im Hintergrund bleiben konnte. Keine Fotosessions, keine Verkleidungen, keine Show – all diesen Dingen konnte ich so ganz einfach aus dem Weg gehen. Ich rief Clint an und teilte ihm mit, dass ich weitere deutsche Titel schreiben würde, die er dann auch wieder nach München schicken könnte. Alles Weitere würde man dann ja sehen.
In den folgenden Tagen und Wochen fing ich also damit an, deutsche Musiktitel zu schreiben. Allerdings hatte keines dieser Stücke eine ähnlich wichtige Bedeutung für mich wie mein erster Titel »Stark«. Ich schrieb deutsche Lieder, die ganz nett, aber leider auch erstaunlich emotionslos waren. Dabei probierte ich viele Dinge aus, die mich beim Texten zwar weiterbrachten, aber die Ergebnisse waren für mich doch eher ernüchternd.
Woran das lag, weiß ich auch heute noch nicht richtig zu erklären. Womöglich hatte ich während dieser Arbeiten an das Gehabe dieses Sängers gedacht. Oder daran, dass ich in meinem Innersten doch der Meinung war, dass meine Lieder bei ihm nicht gut aufgehoben sein könnten – ich weiß es nicht. Ich schrieb die Lieder so, wie ich den Sänger fand. Und von diesen Stücken, so offen muss ich sein,
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