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Als Mutter streikte

Als Mutter streikte

Titel: Als Mutter streikte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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Gloria ist in der Küche, sie kocht das Abendessen. Gulasch.»
    Und dann sagte er zu meiner größten Überraschung: «Ich will gar nicht Miss Perkins sprechen. Ich möchte mit Ihnen sprechen, Viola.»
    Es verschlug mir den Atem. Ich führte ihn ins Wohnzimmer, schloß die Tür und sagte: «Bitte nehmen Sie Platz, Mr. Chisholm.» Erwartungsvoll blickte ich ihn an.
    «Viola, Sie haben - Sie haben mich neulich geküßt. War das nur eine flüchtige Regung? Oder bedeute ich Ihnen etwas?»
    Mein Herz klopfte wie das eines Vogels. Verlegen und schüchtern senkte ich den Kopf. «Ja», flüsterte ich.
    Als ich wieder aufblickte, sah ich in seinem Gesicht nicht den glücklichen Ausdruck, den ich erwartet hatte. Aber er stand da und legte mir die Arme um die Schultern. «Viola - glauben Sie, daß Sie eines Tages an eine Heirat mit einem Mann wie mir denken könnten?»
    Nie hatte ein Singvogel so jubiliert wie mein Herz. «Aber ja, Clifton», rief ich, schlang meine Arme fest um seinen Hals und bedeckte sein geliebtes Gesicht mit Küssen.
    Verlegen sagte er: «Es wird natürlich noch Jahre dauern, bevor ich an eine Heirat oder auch nur an eine offizielle Verlobung
    denken kann. Und du bist so jung - es wäre nicht fair, wenn ich erwartete, daß du dich jetzt schon fest bindest.»
    «Ach, liebster Clifton», sagte ich zärtlich, «ich habe mich ja schon gebunden, als ich dich zum erstenmal sah. Nur hatte ich kaum noch gehofft...»
    Er nahm meine Hand und sagte seufzend: «Viola, vielleicht hast du geglaubt, daß ich mich zu Gloria hingezogen fühle. Aber glaub mir, wir sind nur Freunde.»
    Er führte mich zum Sofa und ließ sich feierlich nieder. «Hör zu, Viola», begann er, «eine Heirat oder auch eine offizielle Verlobung kommt leider, das mußt du verstehen, fürs erste nicht in Frage. Vergiß nicht, du bist erst siebzehn. Aber ich dachte», und er zog aus seiner Tasche einen Ring heraus, «dies hier würde dir Freude machen und du würdest es von nun an als ein Zeichen unserer Liebe tragen.» Und er schob mir den Ring auf den vierten Finger meiner linken Hand.
    Ich brachte vor Rührung kein Wort hervor, sondern saß nur töricht lächelnd da und blickte abwechselnd auf Clifton und den Ring. Und durch meine Tränen funkelte der Diamant.
    Ich hätte den ganzen Abend so in verzücktem Schweigen mit ihm dasitzen mögen, aber da blickte Clifton auf seine Uhr, und sich hastig erhebend sagte er: «Du meine Güte, es ist ja schon nach sieben. Der Pfarrer erwartet mich zu einer Besprechung.» Er gab mir einen flüchtigen Kuß auf die Stirn und war auch schon verschwunden.
     

14
     
    Wir saßen beim Abendessen. Perse spießte gerade einen Kartoffelchip auf und hob die Gabel zum Mund, da hielt sie plötzlich wie erstarrt inne. «Vi!» schrie sie auf. «Von wem hast du den Ring?»
    «Von Mr. Chisholm», sagte ich, als sei es das Selbstverständlichste von der Welt.
    «O Vi!» Sie stieß ihren Stuhl zurück, sprang auf, lief um den Tisch und fiel mir um den Hals. «Darf ich Brautjungfer werden?»
    Vater blickte auf und griff nach der Essigflasche. Der Anblick seiner innig umschlungenen Töchter erstaunte ihn offensichtlich. «Was ist denn los?» fragte er.
    «Na, sieh doch bloß mal!» rief Perse strahlend aus und hielt, wie der Schiedsrichter im Boxring, wenn er den Sieger verkündet, meine linke Hand hoch.
    «Gott steh mir bei», sagte Vater und wurde blaß. «Wer - wer hat dir den gegeben?»
    «Clifton Chisholm», sagte ich und platzte fast vor Stolz.
    «Chisholm? Na, bevor der mal genug verdient, um heiraten zu können, wird noch allerhand Zeit vergehen», sagte er. Es klang erleichtert.
    «Oh, so lange wird’s nicht dauern», sagte ich. «Hast du was dagegen?»
    «Aber nein», sagte Vater hastig. «Er ist ja ein netter Junge. Bloß, Vi - du bist doch gerade erst aus der Schule!»
    Schweigend aßen wir weiter. Als das Abendessen beendet war, erhob sich Vater und sagte zu mir: «Weißt du, Viola, wenn du abgewaschen hast, komm doch einmal zu mir in mein Arbeitszimmer. Ich möchte mit dir reden.»
    Ich machte mich also ans Geschirrspülen. Der schreckliche Brief knisterte noch in meiner Schürzentasche. Uber all der Aufregung hatte ich ihn ganz vergessen. Wenn dieser Brief nicht gewesen wäre, dachte ich, hätte es der glücklichste Tag meines Lebens sein können.
    Irgendwie mußte ich in diesem Zusammenhang an Miss Buttle denken. Sie hatte sich in letzter Zeit so merkwürdig benommen. Je mehr ich darüber nachdachte, um so

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