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Als Mutter streikte

Als Mutter streikte

Titel: Als Mutter streikte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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sicherer war ich, daß sie diesen Brief geschrieben hatte. Sobald ich das Gespräch mit Vater hinter mir hatte, wollte ich zu ihr gehen und es ihr auf den Kopf Zusagen.
    Als ich dann in Vaters Arbeitszimmer trat, musterte er mich lächelnd und aufmerksam. «Nun, mein Kind - du willst also den jungen Chisholm heiraten?»
    «Ja, Vater.» Ich war gewappnet. Ich würde Clifton heiraten, komme, was da wolle.
    «Nun, ein leichtes Leben wirst du dir da nicht erhoffen dürfen. Chisholm hat es noch nicht sehr weit gebracht, auch wenn er beruflichen Ehrgeiz hat. Und vergiß nicht, daß er nebenher auch noch für die Gemeinde arbeitet, er wird nicht viel freie Zeit für dich haben.»
    «Dann helfe ich ihm eben.»
    Vater schien gerührt zu sein. Er stand auf, beugte sich über den Schreibtisch und küßte mich. «Gut, dann ist das also erledigt. Und ich hoffe nur und wünsche dir, daß du sehr glücklich wirst, mein Kind.»
    «Oh, Vater, ich danke dir», sagte ich, ebenfalls voller Rührung.
    Er setzte sich wieder. Und sein Gesicht wurde ernst.
    «Eines allerdings dulde ich unter gar keinen Umständen», sagte er, «daß du dir irgendwelche Sorgen um mich machst. Trubshaw, Persephone und ich, wir kommen schon irgendwie durch.»
    «Durch? Wie meinst du das?» fragte ich verwirrt. «Du hast doch Gloria, und außerdem -»
    Er zwinkerte mir listig zu. «Na, du weißt ja, sie ist nicht gerade eine enorme Hilfe im Haus, nicht wahr? Aber Persephone wird sich schon mausern und in ihre häuslichen Pflichten hineinwachsen.»
    Mir wurde ganz elend bei dem Bild, das er da ausmalte und vor meinen Augen entstehen ließ. Ich war selbstsüchtig gewesen und wollte das um jeden Preis wiedergutmachen. «Ja, Vater, ich hatte den Eindruck, daß Clifton auch gar nicht sofort heiraten will», sagte ich.
    «Ah», sagte Vater. Es klang sehr erleichtert.
    «Er meint, es könne noch ein oder zwei Jahre dauern, bis wir soweit sind.»
    Vater lehnte sich in seinem Sessel zurück und sagte: «Sehr vernünftig, das habe ich, offen gestanden, von dem jungen Mann auch erwartet. Andererseits weiß ich natürlich, daß ein junges Mädchen es kaum abwarten kann.»
    Es war mir jetzt unbegreiflich, daß ich noch vor wenigen Minuten so egoistisch hatte denken können. «Nein, nein, Vater», sagte ich, «ich bleibe bei dir, solange du mich brauchst.»
    Er stand auf. «Nein, mein Liebling, davon wollen wir nicht reden, daß ich dich brauche. Aber Persephone und Trubshaw, um die geht es mir. Die beiden sind noch klein, und ich meine, sie brauchen vielleicht doch mehr Liebe und Fürsorge, als ein Mann ihnen geben kann.»
    Nachdenklich ging ich hinaus.
     
    Am nächsten Nachmittag wollte ich zu Miss Buttle gehen, denn ich mußte ja etwas wegen dieses widerlichen Briefes unternehmen.
    Ich machte mich besonders sorgfältig zurecht, schminkte mir die Lippen mit einem modischen Blaßrosa und legte zum erstenmal Lidschatten auf. Dann steckte ich den Brief in meine Handtasche und machte mich bei unfreundlich grauem Himmel auf den Weg.
    Ich war noch nicht weit gekommen, da lief ich Johnnie Wrighton in die Arme. «Hallo, Viola», sagte er, «ich hatte immer schon gehofft, dich einmal zu treffen.»
    «Ja?» sagte ich und gab mir Mühe, es nicht zu ermutigend klingen zu lassen.
    Er sagte: «Du hast sicher nicht viel Zeit. Aber können wir nicht im Dorfgasthaus eine Tasse Kaffee zusammen trinken?» Er sah mich unsicher an, aber er hatte mich ja in einer solchen Kriegsbemalung auch noch nie gesehen.
    «Nein, im Moment wird das leider nicht gehen, Johnnie», sagte ich und hielt ihm meine Hand mit dem Ring vor die Augen.
    Alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Heiser fragte er: «Wer ist es?»
    Ich hätte fast gesagt, der     Er sah zu Boden. «Ach so», sagte er. Dann hob er den Kopf und lächelte mich an. Er streckte mir die Hand entgegen und sagte: «Dann wünsche ich dir von Herzen alles Glück, Viola.» Und damit stürzte er davon.
     

15
     
    Ich stieg die alte, steile, linoleumbelegte Treppe zu Miss Buttles Wohnung hinauf und klingelte.
    Die Tür wurde nur einen Spaltbreit geöffnet, und Miss Buttle spähte heraus. Sie schien mich nicht gleich zu erkennen. «Ach, Viola, du bist’s. Komm nur herein», sagte sie schließlich. Sie schien nicht sonderlich über meinen Besuch erfreut. Sie wandte sich um und ging ins Zimmer zurück.
    Zögernd blieb ich auf der Schwelle

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