Als Mutter streikte
die Erde rund ist. Übrigens hast du gestern abend bei dem Gehopse was versäumt, Vi, nicht wahr, Gloria?»
«Ja, meinst du?» fragte Gloria.
«Klar. Als du das Weite suchtest, ging es erst richtig los. Was hat Chisholm überhaupt dazu gesagt, Gloria?»
«Gar nichts.»
«Mein Gott - hast du ihn denn gar nicht gefragt?»
«Nein. Aber er war ganz außer sich.»
«Was war denn los?» fragte ich.
«Die Buttle und Chisholm haben sich in die Haare gekriegt», sagte Perse.
Vater, der sonst, wenn man in seiner Gegenwart über andere Leute redete, gewöhnlich abschaltete, horchte auf und fragte: «Was erzählst du da, Persephone?»
«Na ja, daß Aggie Buttle Glorias Freund eine gelangt hat.»
«Aber warum denn, um Himmels willen?»
«Ich glaube, sie war eifersüchtig», sagte Gloria und schlug die Augen nieder. «Ich tanzte gerade mit Clifton einen Walzer, und auf einmal kam diese Dame auf uns zu und sagte zu Clifton, er solle sich schämen.»
«Ja, sie war eben eifersüchtig», schrie Perse. «Sie sagte, es sei eine Schande, wenn ein Mitglied des Kirchenvorstands einem Mädchen wie Gloria nachläuft. Und dann gab’s eine allgemeine Prügelei, es war einfach phantastisch.» Sie holte tief Atem. «Mich hat’s gar nicht gewundert, wo die Buttle doch den ganzen Abend eine Bloody Mary nach der anderen gekippt hat.»
Vater lachte laut auf. «Persephone, nun red keinen Unsinn. Miss Buttle trinkt weder Bloody Mary noch wird sie tätlich, vor allem nicht gegenüber ihrem teuren Chisholm.»
Perse war tief beleidigt. «Frag doch Vi, ob sie Bloody Mary getrunken hat.»
Ich ließ den Kopf hängen. «Ja, das stimmt», sagte ich, sagte aber nichts davon, daß ich es gewesen war, die die beiden dazu verführt hatte. Ich schämte mich in Grund und Boden.
In unserer Diele hing neben dem Telefon eine Trillerpfeife. Wenn jemand Vater sprechen wollte, pfiff man einmal ganz laut darauf, und Vater nahm das Gespräch auf seinem Apparat entgegen. Man konnte dann entweder den Hörer wieder auflegen oder auch alles mit anhören.
Das Telefon klingelte, als ich gerade mit dem Frühstückstablett durch die Diele ging. Ich nahm den Hörer auf. «Hier Viola Kemble. »
«Ich möchte deinen Vater sprechen, Vi», sagte der Pfarrer.
Ich gab das Pfeifensignal. «Hier Kemble», hörte ich Vaters Stimme.
«Ah, Harry. Hier Sam. Leider etwas Unangenehmes schon am frühen Morgen. Soll ich es dir am Telefon sagen oder soll ich zu dir rüberkommen?»
«Rück schon raus mit der Sprache.»
«Schön. Der Kirchenvorstand hält es für besser, wenn du beim Abendgottesdienst nicht mehr die Kollekte durchführst.»
Schweigen. «Und warum?» fragte Vater kühl.
«Bedarf es wirklich einer Erklärung?»
«Ja, ich bitte darum.»
«Schön. Der Kirchenvorstand ist der Meinung, daß du mit Miss Perkins in wilder Ehe lebst.»
«So. Dieser Meinung ist er. Und bist du der gleichen Meinung?»
«Ich weiß es nicht», sagte der Pfarrer. «Du hast dich mir gegenüber dazu noch nicht geäußert.»
«Gut. Dann will ich es jetzt tun. Es stimmt nicht.»
«Sehr gut.»
«Du glaubst mir also?»
«Selbstverständlich.»
«Wird mir auch der Kirchenvorstand glauben?»
«Nein.»
«Dann können sie mir allesamt den Buckel runterrutschen.»
Schweigen. Dann sagte der Pfarrer: «Noch etwas. Einer meiner treuen Helfer erschien vorhin bei mir mit einem blauen Auge. Bei dem Fest gestern abend in der Stadt hat es eine Prügelei gegeben.»
«So?»
«Ja. Und dabei ging es um deine Haushälterin, Harry.»
«Um Gloria? Aber Sam, ich bitte dich — ich kenne sie seit Jahren.»
«Das mag ja sein, Harry», sagte der Pfarrer ernst. «Aber dieser Narr, dieser Chisholm, ist in sie verschossen. Und im übrigen ist man im Dorf, wie ich schon sagte, leider der Meinung, daß sie nicht nur deine Haushälterin ist. Die Situation ist also reichlich verworren und ärgerlich, ganz abgesehen davon, daß man dem jungen Chisholm auf der Bank auf die Dauer Schwierigkeiten machen wird. Tu mir einen Gefallen und schaff dir eine weniger attraktive Haushälterin an.»
«Ich denke nicht daran.»
«Es würde im übrigen auch die Leute beruhigen, wenn du Clementine dazu bewegen könntest, sich hier ab und zu einmal sehen zu lassen. Ließe sich das nicht einrichten?»
«Nein.»
«Aber warum denn eigentlich nicht?»
«Weil sie nämlich in Kuala Lumpur ist.»
«Aha, ich verstehe», sagte der Pfarrer. «Ja, dann -»
«Also, nun hör mal zu, Sam», sagte Vater darauf. «Ich führe hier ein
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