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Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Titel: Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Maier , Hanna Maier
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Tosca ein Statement oder eine Zumutung? Wie hätte ich meine Töchter genannt, wenn sie denn Jungen geworden wären? Wie viele Katrins gingen in meine Klasse? Und wieso heißen in meiner Generation eigentlich alle Männer Oliver? Dies nur als kleine Auswahl an Erörterungsmöglichkeiten.
    Als klar war, dass Hanna und Oscar ein Kind bekommen würden, verlor ich augenblicklich sämtliche Hemmungen. Ich hatte schon mehrfach erlebt, dass genervte Eltern mal ganz dringend aufs Klo mussten, und zwar frappierenderweise beide gleichzeitig, wenn ich mit meinem Thema anfing. Ich hatte mich gewundert, dass mein Kollege mir, dieser ausgewiesenen Namensspezialistin, nicht verraten wollte, wie sein Ungeborenes heißen würde. Und ja, schon sehr oft hatte ich Stefans Ermahnung ignoriert, ich möge fremde Leute nicht mit diesem Namensquatsch behelligen. Und ihn schon gar nicht – er habe meine monothematischen Monologe zu diesem Thema oft genug und lange genug ertragen.
    Aber jetzt lag die Sache anders. Jetzt erwartete meine eigene Tochter ein Kind – sie stand damit geradezu in der verwandtschaftlichen Pflicht, mit mir ausgiebig mein Lieblingsthema zu erörtern.
    Ich meine, wozu hatte ich mir damals bei ihr so viele Gedanken über den Vornamen gemacht? Und mit wie viel Sorgfalt hatte ich ihren zweiten Vornamen ausgesucht? Hanna Emilie – ein Meisterwerk der Namensgebung. Klassisch, aber handhabbar. Bekannt, aber nicht verbraucht. Und zu jedem der beiden Namen gab es noch eine kleine Geschichte obendrauf.
    Doch Hanna und Oscar taten, als sei das Finden eines passenden Namens ihre Privatangelegenheit. Sie lehnten Namensgespräche, ja selbst geschickt unternommene thematische Anläufe meinerseits strikt ab. »Wir klären das unter uns, Mama!«, zischte Hanna mich an, da war sie in der zehnten Woche. Das sind die Hormone, dachte ich mir und beschloss, einfach drei Tage zu warten, bis ich das Thema erneut anschneiden könnte.
    Nach drei, vielleicht waren es auch erst zwei Tage, rief ich Hanna abends an. Ich wollte meiner Tochter ein paar Geschichten von früher erzählen und sie bei dieser Gelegenheit darüber aufklären, welche Namen ich für sie und ihre Schwester damals noch in der Hinterhand gehabt hatte. »Mascha zum Beispiel«, raunte ich ins Telefon, »deine Schwester hätte auch Mascha heißen können. Mascha – ein traditioneller Name, aber selten gebraucht, und das Gute: Keiner fragt, wie das geschrieben wird. Mascha …« Ich ließ den Namen ein bisschen in der Leitung knistern. Hanna zögerte. »Und«, sagte sie, »was soll ich mit dieser Information jetzt anfangen?« Ich hatte natürlich gehofft, sie würde sagen: »Mascha, ein schöner Name. Erzähl mal, wie bist du denn darauf gekommen?«
    Und dann hätte ich endlich erzählen können.
    Von meiner ganz frühen Liebe zu allem Russischen und den sowjetischen Märchenfilmen meiner Kindheit. Dann wäre ich erzählerisch abgebogen Richtung Mauerfall und Wendezeit und hätte meiner Enttäuschung darüber Ausdruck verliehen, wie sich die von mir einst so geliebte Sowjetunion politisch entwickelt habe. Weshalb zum Beispiel Wladimir heute ein No-Go für mich sei. Schließlich würde ich eine elegante Schleife ziehen zur dennoch unstrittigen Schönheit russischer Vornamen sowie deren raffinierter Abkürzungstechnik. Ob sie denn schon wüsste, würde ich fragen, dass die Kurzform von Anastasia Nastja sei, von Spriridin Swirja? Schön, nicht wahr? Oder dass Ninel das Palindrom von Lenin ist – erfunden, damit auch Mädchen den Namen des Revolutionärs tragen können. Schließlich würde ich noch mal ausführlich auf Mascha zu sprechen kommen, die russische Variante von Maria. Wunderschön auch als Maschenka zu gebrauchen …
    Wie gesagt, ich war bereit zum Monologisieren. Aber meine Tochter wurde ausgesprochen mürrisch. Ob ich nicht langsam mal aufhören könne mit dem Namenskäse, raunzte sie mich an. Es gehe ihr und Oscar nämlich ziemlich auf den Keks, wie ich mich bei diesem Thema einmische. Wen es bitte schön interessiere, wie ich meine Kinder nicht genannt habe? Sie könne es mir ja sagen: Niemanden! Wenn ich so tolle Ideen hätte, wie man Jungen und Mädchen heutzutage nennt, dann möge ich doch einfach selber noch ein Kind bekommen. Und ob ich bitte von weiteren Anrufen absehen würde – sie und Oscar hätten sich bereits auf Namen geeinigt. Und tschüss!
    Aber hallo, das waren ja gleich zwei, nein drei Beleidigungen auf einmal! Erstens natürlich das Auflegen.

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