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Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Titel: Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Maier , Hanna Maier
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von den bestehenden Marktangeboten abheben wollen, überlassen wir lieber anderen. Sophie war nach fünf Monaten so sehr in ihre XXL -Kinderwagenkiste eingequetscht, dass wir uns fragten, was wohl gewesen wäre, wenn wir uns auf so einen Pakt mit dem Bugaboo-Mann eingelassen hätten. Die Tragetaschen darin sind so klein, da hätten wir sie wohl früher zum Sitzen zwingen müssen, oder wir hätten ihr die Beine amputieren müssen, damit sie da reinpasst. Das investierte Geld muss sich ja schließlich lohnen.
    Noch schlimmer sind die Stokke-Kutschen. Bei deren Anblick sind wir dazu übergegangen, den jeweiligen Eltern direkt eine Kopfnuss zu verpassen. Die Firma Stokke hat sich nämlich dazu entschlossen, Kinderwagen zu bauen, in denen die Kinder auf Brusthöhe auf einem kleinen, natürlich individuell gestaltbaren Thron sitzen. Unter dem Thron befindet sich ein recht wackelig daherkommendes Konstrukt, das eher nach dem Prototyp des Segways aussieht als nach TÜV -geprüfter Kindersicherheit. Diese an Giraffen in der Savanne erinnernden Geräte sind noch teurer, noch seltener und sehen mehr aus wie die Gehhilfe der Zukunft als ein Transportmittel für Kinder. Für uns sind diese Hammerteile ganz klare Fälle von: »Mein Kind kann nicht eher laufen als andere, aber ich habe mehr Geld dafür ausgegeben. Ob es einen Rückenschaden von der Sitzschale davonträgt, ist mir egal.« Von den bunten und unsicheren Fahrradanhängern, die das Kind daran hindern, selbst laufen und Fahrrad fahren zu lernen, fange ich jetzt mal gar nicht erst an.
    Ja, aus mir spricht der Neid. Ja, wir haben nicht so viel investiert, um später beim Fotoanschauen sagen zu können: »Schau, das war damals das Beste vom Besten.« Nein, wir werden eher sagen müssen: »Der war zwar grau, aber praktisch. Na ja, er hat ein bisschen gemüffelt und gequietscht. Er ging auch nicht in jeden Kofferraum, und das Sonnendeck war total vergilbt. Aber dafür hast du da ganze sechs Monate reingepasst. Super, oder?«
    Der Kinderwagen zeigt dem sozialen Umfeld nicht, wie man zu seinem Kind steht. Er zeigt lediglich, welche Beziehung man zum Konsum hat. Und er zeigt, wie wichtig es einem ist, was die anderen von einem denken. Ist es mir also egal, ob die anderen die Grau-Orange-Mischung auch mögen? Ganz ehrlich: Nein. Aber ich habe dennoch tatsächlich andere Themen in meinem Kopf als die Farbe und Beschaffenheit der Tragewanne. Und wenn wir alle mal einen Moment innehalten. Dann wissen wir doch eigentlich, dass gute Eltern diejenigen sind, die morgens um vier die Windeln wechseln und trotzdem zurücklächeln, wenn das Kind lächelt. Eltern, die das Kind aufheben, wenn es fällt, und auch wenn es schon wieder lacht, noch mal »Heile, heile Segen« singen. Gut oder schlecht entscheidet sich noch lange nicht an der PS -Zahl des fahrbaren Untersatzes. Unseren Kindern ist es doch völlig egal, in was für einem Kinderwagen/Hochstuhl/Strampler sie sitzen. Hauptsache, es ist jemand da, der sie liebt und ihnen ab und zu Essen gibt. Der Rest kommt dann von ganz allein. Amen.
    Das sage ich jetzt. Aber im akuten Fall denke ich eher: Haha. Ihr seid dumm, und ich bin klug. Ich gehe keinen Pakt mit dem Teufel ein. Was bilde ich mir ein, den Luxusschmu zu wollen, wo es doch in manchen Ländern überhaupt keine Kinderwagen gibt. Wo ist da das Erbarmen für die Armen? Sophie wird das ganz sicher verstehen. Wir werden sie so offen und liberal erziehen, dass sie froh und dankbar ist, überhaupt ein Dach über dem Kopf und jeden Tag eine einigermaßen sättigende Speise auf dem Tisch zu haben. Denn: Ich sage es niemandem, aber mein Kind ist klüger und besser als alle eure Kinder zusammen. Mein Understatement bedeutet nur, dass ich Sophie noch mehr liebe als ihr alle auf den Spielplätzen mit den perfekten Klamotten und euren Croozern, Bugaboos und Stokke-Gehhilfen zusammen.
    PS : Drei Monate später schenkte meine Mutter uns einen niegelnagelneuen und vor allem teuren Kinderwagen, den ich inzwischen über alles liebe. Ich möchte nie wieder etwas anderes schieben. Sophie hat nur das Beste vom Besten verdient.
    DAS KIND BEKOMMT EIN ZEITGEMÄSSES GEFÄHRT, UND DIE FRAU MIT O WUNDERT SICH ÜBER SYSTEM-ELTERN
    Als Hanna unterwegs in diese Welt war, stand noch die Mauer. Die Auswahl an Kinderwagen entsprach also planwirtschaftlichen Bedingungen. Eher klein denn groß. Eher Plaste als Elaste. Und eher »klassisch« im Design, nimmt man als Maßstab, dass die ostdeutsche Konsumgüterproduktion

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