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Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Titel: Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Maier , Hanna Maier
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den Facebook-Seiten von Frauen, die sich in ihrem Profil nicht nur selbst im schicken Outfit zeigen, sondern auch gleich noch ihre Kinder ins Bild geholt haben. Es sind Frauen, die behaupten zu bloggen, und zwar über Themen wie »Fashion, Young Motherhood, Lifestyle and Beautiful Things«. Aber eigentlich stellen sie sich und ihren Nachwuchs als Konsumentinnen zur Verfügung. Frauen, die die aktuelle Bugaboo-Kollektion preisen, Babymützchen per Preisausschreiben verdealen oder ihre Zopftochter im »3in1-Hochstuhl von Trihorse« fotografieren. Nur so als Produkthinweis, versteht sich. Frauen, die sich offensichtlich entschlossen haben, ihre Mutterschaft zu Promozwecken zu nutzen.
    Diese Vollzeit-Fashion-Muttis sehen fraglos gut aus. Ob sie auch klug sind, ist schwer zu sagen. Denn dass private Kinderbilder eher nichts im World Wide Web zu suchen haben, darf man wohl als bekannt voraussetzen. Möchte man wirklich riskieren, dass irgendein Nerd am anderen Ende der Welt perverse Montagen aller Art mit Fotos des kostbaren Nachwuchses bastelt? Möchte man, dass der kleine Karl-Gustav in seinem Leben immer und immer wieder dafür ausgelacht wird, dass er mit zwei Monaten ein tolles Testimonial für die elektrische Medela-Milchpumpe für zweihundert Euro war?
    Nun müsste Hanna nicht unbedingt eine Fashion-Mutti sein. Und ganz ehrlich, in Leipzig sehe ich eher wenige davon – hier gilt es als schick, wenn sich Eltern und Kinder kleiden, als wären sie nur auf einer kurzen Rast zwischen zwei Sechstausender-Besteigungen. Also eher Softshell und atmungsaktiv denn Kaschmir und Großformattaschen. Aber so ein bisschen mehr Ruhe und Muße an manchen Tagen würde ihr sicher guttun. Und Sophie und Oscar auch. Warum also nicht zu Hause bleiben, bescheiden von Vater Staat subventioniert werden und die Sonderangebote im Bioladen sichten?
    Meine Antwort lautet: Nein. Weil zu Hause bleiben einfach nicht ausreicht, um einen eigenen Lebensinhalt zu haben. Weil Kinder es nach meiner Erfahrung nicht goutieren, wenn ihre Mütter sich für sie opfern. Soll die kleine Sophie sich später mal dafür schämen, dass ihre Mama keinen Abschluss gemacht hat, weil sie es wichtiger fand, mit ihr Sonnenblumenbilder zu malen? Soll Caspar Danke sagen dafür, dass er statt Hipp-Gläschen frisches Selleriemus reingelöffelt bekommen hat? Wer Kinder bekommt, damit die sich später für ihre Existenz bedanken, sollte von dem Projekt Abstand nehmen.
    Es gibt großartige Möglichkeiten, Kinder betreuen zu lassen. Dass Kitaplätze verknappt werden und im Gegenzug Mütter Geld fürs Zuhausebleiben bekommen, ist ein Fehler. Dass Frauen wie Hanna, die ein Gläschen aus der Tasche mit den Uniheftern ziehen, mitleidig betrachtet werden, zeigt, wie zäh der deutsche Muttermythos noch immer ist – selbst Kinder, deren Mütter ihren Nachwuchs im Internet ausstellen, gelten als besser betreut. Da stimmt doch was nicht! Mag sein, das sind Ansichten einer Vorgestrigen. Ist mir aber egal, ich bin jetzt eine Frau mit O, ich darf so was sagen.
    Als wir uns im Park von den Mitmuttis verabschiedet haben und nach Hause gehen, frage ich Hanna, ob sie sich nicht doch immer mal wünscht, einfach zu Hause bleiben zu können. »Auf keinen Fall«, sagt meine Tochter. Sophie gefalle es gut bei der Tagesmutter, sie hat da in letzter Zeit viel gelernt. Und ganz ehrlich – sie selbst habe einfach auch zu viel Freude am Studieren. Klar sehe sie die Gläschenblicke, höre sie die Tagesmutterfragen. Aber das sei ihr egal. Sie wisse ja, dass all das so seine Richtigkeit hat. So wie sie ihren Freundinnen niemals vorschreiben würde, wie sie leben sollen, so erwartet sie das auch umgekehrt.
    Und was sagt Mademoiselle Sophie dazu? Nichts. Sophie ist sichtbar kurz vor dem Wegknacken, der Tag hat viel gefordert. Tagesmutter, Schlafentzug, essen, Straßenbahn fahren, mit anderen Kindern spielen. Es reicht. Das Kind reibt sich die Augen. Ab nach Hause, morgen wartet ein neuer Tag, in dessen Verlauf sich zeigen wird, ob irgendwas wieder mal nicht planmäßig läuft. Und wenn, dann wird das geregelt, wie an den anderen Tagen auch.
    DER KINDERECKENBLUES. WIE ICH PLÖTZLICH ZU EINER RANDGRUPPE GEHÖRE UND WARUM SOPHIE IN KEINEN HÖRSAAL PASST
    Im Unigebäude hängen große Fernseher, auf denen Ankündigungen für universitätsinterne Veranstaltungen gemacht werden. Einer hängt auch bei der Kinderecke in der Mensa. Dort gibt es Hochstühle, eine Mikrowelle und eine Spielburg für Studentenkinder.

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