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Als wäre es Liebe

Als wäre es Liebe

Titel: Als wäre es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicol Ljubic
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Bang und Olufsen, Bilder an den Wänden, die er bei Auktionen ersteigerte, in der Tiefgarage ein Jaguar und einen MGC Roadster für den Sommer. Ich erzählte von seinem Ferienhaus in der Schweiz und seinem Weinsortiment, obwohl ich mich mit Weinen nicht auskannte. Dass er immer wieder nach ihr fragte und von mir wissen wollte, wie es ihr ging, erzählte ich ihr nicht. Ich stellte mir manches Mal vor, dass sie sich nach all den Jahren wiederbegegneten, dass sie bei einem guten Wein gemeinsam über die Zeit damals lachen könnten und sie noch mal zueinanderfänden. Aber mir war klar, dass es nicht möglich wäre, nicht für meine Mutter. Weil sie sich entblößt hätte, nicht nur vor uns, sondern vor allem vor sich selbst.
    »Du meinst Papas Nummer?«, fragte ich.
    Sie sah mich an, überlegte offenbar, ob sie etwas sagen sollte, und nickte dann aber nur.
    »Was willst du von ihm?«, fragte ich.
    »Ihn um etwas bitten«, sagte sie.

Als sie am Ende der Fahrt wieder in Heidelberg anlegten und vom Schiff gingen, sah er in der Nähe des Anlegers einen Spielplatz. Er wollte unbedingt dorthin. Es waren einige Kinder auf dem Spielplatz, ein paar Mütter saßen am Rande auf den Bänken und schauten den Kindern zu, die sich schreiend von der Rutsche stürzten. Sie wäre vorbeigelaufen, hätte Friedrich ihn nicht entdeckt. Sie drehte sich um und sah ihn vor dem Zaun stehen, die weiße Papiertüte mit den Süßigkeiten in der Hand. Der Nikolaus war gekommen und hatte seine Gaben dabei. Sie sah seinen Schatten, der auf den Spielplatz ragte, die Sonne stand in seinem Rücken. Alles war still, wie unter Kopfhörern, aber das konnte nicht sein. Er machte ein paar Schritte zum Zaun, und instinktiv folgte sie seinem Schatten. Er stand vor den Eisenstäben, sein Schatten durchkreuzte die Stäbe. Sie sah, wie seine rechte Hand seiner linken die Tüte übergab, damit sie frei war, die rechte, frei, um das Papier zu entfalten und hineinzugreifen. Im ersten Moment dachte sie, er nähme sich eine Süßigkeit, wie man im Kino in die Tüte greift, eine Geste des Zuschauens. Aber er führte sie nicht zum Mund, er streckte sie über den Zaun. Er öffnete seine Handfläche, und die Lakritze lag da, zum Abholen bereit. Er hat nicht gerufen, nicht gewunken. Er hat nicht auf sich aufmerksam gemacht, sondern nur gewartet, bis das erste Kind ihn erblickte, die Rutsche hinabglitt und dann zögernd auf ihn zukam. Er sagte: »Der Nikolaus ist da.« Das Zögerliche verschwand aus dem Gesicht des Jungen, er lachte und pickte sich die Lakritze aus der Hand. Sie sah, wie ihre Schatten für einen Moment verflossen, als reichten sie sich die Hände zum Tanz. Den Jungen schätzte sie auf fünf oder sechs, aber sie war nicht gut darin, das Alter von Kindern zu schätzen. Er hatte blonde Haare, große Augen und eine Zahnlücke. Konnte das sein? Wann fielen die ersten Zähne aus? Kurz darauf stand das nächste Kind vor ihm und dann ein drittes. Sie sah, wie die zwei Mütter, die auf einer Bank saßen, herschauten und überlegten, ob es Zeit sei, einzugreifen. Aber offenbar hatten sie Vertrauen zum Nikolaus. Er griff wieder in die Tüte und holte dieses Mal zwei Süßigkeiten heraus. Er hielt den Kindern seine Hand hin, sie sahen sich kurz an, griffen zu, liefen davon und versteckten sich hinter der Rutsche. Es war ein Verstecken, das eine Aufforderung war, mitzuspielen und sie zu suchen. Er sah sich um, suchte offensichtlich nach einer Möglichkeit, auf den Spielplatz zu kommen, aber der Eingang war auf der anderen Seite. »Gleich kommt der Nikolaus«, rief er, »und er steckt euch in den Sack.« Die Kinder kreischten und liefen ans andere Ende des Spielplatzes. Friedrich humpelte ein paar Meter am Zaun entlang, dann blieb er stehen und tat so, als wollte er über den Zaun klettern. Sie sieht sein Gesicht vor sich, so glücklich und gelöst. Sie erinnert sich, dass er sogar schwangere Frauen ansprach und sie fragte, ob er seine Hand auf ihren Bauch legen dürfe. Er sagte, der Knast sei der Mutterleib, der ihn freigebe. Sie konnte nichts damit anfangen. Sie notierte es. Wie sie so vieles andere auch notiert hatte. Am Ende hatte sie eine Seite aus nicht zusammenhängenden Worten. Es war egal, wie sie las, vom Anfang in der Reihe, quer, von hinten nach vorn, von oben nach unten, es war wie eines dieser Worträtsel, in denen man in einem Gewirr aus Buchstaben diejenigen finden muss, die ein sinnvolles Wort ergeben. Mutterleib. Knast. Freigeben. Ein paar Zeilen

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